Ein großer baulicher Komplex auf der Fraueninsel ist die dortige Klosteranlage. Zu ihr gehören auch die Häuser in Mitterndorf. Aus den Reihen des Konvents ist Schwester Elisabeth zuständig was die Baumaßnahmen sowie deren Planungen und Abwicklung anbelangt. Mit ihr trafen wir uns, um uns die aktuellen Projekte in Mitterndorf und auf Frauenwörth erörtern zu lassen.
Dabei berichtet Schwester Elisabeth wie folgt: In Mitterndorf steht unser ehemaliges Jugendwohnheim seit ca. 20 Jahren leer. Alle bisherigen Versuche, dort einen Interessenten zu finden, sind bisher fehlgeschlagen. Im Herbst 2018 nahm Johanna Ruoff, Geschäftsführerin der Stiftung „Ein Platz für Kinder“, mit der Abtei Kontakt auf.
Im Rahmen ihrer Stiftung kümmert sie sich um Kinder, die in ihrer frühesten Jugend Gewalterfahrungen machen mussten. Sie gründet sogenannte Mattisburgen, wo diese Kinder eine erste Aufnahme erhalten. Die Kinder werden in der Regel von den Jugendämtern vermittelt. Nach dem Vorbild eines Internates in England (gegründet nach dem 2. Weltkrieg für traumatisierte Kinder) möchte sie jetzt in Mitterndorf auch ein Internat aufbauen, in dem solche Kinder in einem zweiten Schritt leben können und auch an das schulische Leben herangeführt werden sollen.
Auf der Insel selbst stehen seit ca. 2 Jahren die ehemaligen Schulräume im Haus Irmengard leer. Diese waren vor 20 Jahren vom Landkreis für das Förderschulzentrum Prien auf Initiative vom damaligen Priener Bürgermeister Lorenz Kollmannsberger angemietet worden – eine der ersten Aktivitäten des Freundeskreises. Für die Abtei war dies eine wichtige Einnahmequelle, wo kein Personaleinsatz nötig war. Für diese Räume interessierte sich auf Vermittlung des zweiten Vorsitzenden des Vereins Land- tagsabgeordneter Klaus Stöttner, Prof. Dr. Dr. Martin Keck, Chefarzt und Direktor der Klinik des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München.
Inzwischen gründete er mit Kooperationspartnern die „Akademie und psychotherapeutisches Gesundheitszentrum Frauenchiemsee GmbH“, die diese Räume zum 1. Oktober anmieten möchte. Die Akademie möchte in diesen Räumen in drei Richtungen wirken: Prävention und Burn-out Prophylaxe – ein Angebot, das sich an Unternehmen, aber auch an Privatpersonen wendet, die beruflich und privat stark angespannt sind. Das zweite Standbein ist Intensivpsychotherapie, das dritte ein Aus- und Weiterbildungsangebot für Ärzte, Psychotherapeuten und Psychologen.
Diese Räume müssen komplett saniert werden – neue elektrische und sanitäre Einrichtungen, neue Fenster, Türen, Fußböden etc. Diese Sanierung bezuschusst der Verein „Freundeskreis Kloster Frauenwörth“ in diesem Jahr mit 40.000 Euro. Auf Zukunft ist angedacht, auch die zwei darüber liegenden Stockwerke mit insgesamt 26 Gästezimmern anzumieten.
Neue Blockheizkraft-Werke
Schwester Elisabeth informierte dann über die im Herbst und im Frühjahr neu gebauten Blockheizkraft-Werke. Nach den großen energetischen und brandschutzmäßigen Sanierungen des Kloster-Komplexes in den vergangenen sieben Jahren konnte die Technik in den Blick genommen werden. Bereits im Vorfeld war geprüft worden, ob der Bau eines Blockheizkraftwerkes für unsere Abteigebäude rentabel ist. Die Antwort fiel positiv aus.
Im vergangenen Sommer ergaben sich Kontakte zu einer Spezialfirma. Schnell wurde bei einer Besichtigung vor Ort die Überdimensionierung der derzeitigen Heizungsanlagen offenbar. Die Abtei ließ sich auf den Bau eines ersten Blockheizkraftwerkes im Herbst ein. Mitte Dezember 2018 ging es in Betrieb. Die Erfahrungen waren äußerst positiv.
In der ersten vier Monaten konnten bereits knapp 9.000 Euro Energiekosten eingespart werden. Auf diesem Hintergrund wurde – nachdem die Finanzierung durch eine Erbschaft gesichert war – im Frühjahr der Bau einer zweiten Anlage in Angriff genommen. Diese ging Ende April 2019 ans Netz. Beide BHKWs laufen über Flüssiggas. Dieses Gas lagert zur Zeit in zwei provisorischen kleineren oberirdischen Gastanks. Sie sollen im Herbst 2019 durch einen großen knapp 30 t Flüssiggas-Erdtank ersetzt werden. Aus Kostengründen wird dieser Tank auf Mietbasis erworben werden.
Instandsetzung Haus Scholastika
Als wohl letztes bauliches Großprojekt läuft die Planung der Instandsetzung des alten Gästehauses Haus Scholastika auf Hochtouren. Es dient als Gästehaus für die Klostergäste der Abtei im engeren Sinn.
Wegen der abgeschiedenen Lage und des kleinen Umfanges ist es ein Haus der Stille. Viele Gäste kommen hierher, um zur Ruhe zu kommen, abzuschalten, ihr Leben zu überdenken, das Gespräch mit einer Schwester zu suchen. Sie schätzen die heimelige und ganz besondere Atmosphäre dieses Hauses. Sie ist nicht zu ersetzen durch andere Trakte mit Gästezimmern in den großen Gebäuden des Klosters. Hier geschieht viel Gutes für die Menschen, was die Schwestern als eine ihrer Hauptaufgaben ansehen.
Vom denkmalpflegerischen Standpunkt her hat das Haus eine hohe Wertigkeit, auf die es Rücksicht zu nehmen gilt. Auf der Grundlage, dass die Schwestern bei all den Bauvorhaben in den vergangenen Jahren wahrlich Gottes Segen spüren durften und sich immer wieder Geldquellen auftaten, wird eine Instandsetzung vorbereitet.
Die Kostenschätzung beläuft sich auf 1,8 Millionen Euro. Eine Entscheidung über die Realisierung kann erst getroffen werden, wenn zumindest ein Großteil dieser Summe zur Verfügung steht oder zugesagt ist. Hier gilt es, um Unterstützung zu werben oder selbst einzubringen.
Freundeskreis fördert mit Jubiläumskonzert am 22. September
Zur Finanzierung all der baulichen Herausforderungen und Aufgaben auf Frauenchiemsee und in Mitterndorf trägt alljährlich der Freundeskreis Frauenwörth bei. Dieser bietet unter anderem Veranstaltungen und Kulturfahrten an.
Die nächste Veranstaltung ist ein Jubiläumskonzert, denn der Freundeskreis besteht seit nunmehr 25 Jahren. Hierzu kommt Hans Berger mit seinem Ensemble und mit dem Montini-Chor zu einem alpenländischen Marien-Oratorium am Sonntag, 22. September, in das Münster Frauenwörth im Chiemsee. Karten zum Preis von 20 Euro (ohne Chiemsee-Schifffahrt) gibt es bei freier Platzwahl im Internet unter freundeskreis-frauenwoerth.de.
Anton Hötzelsperger