„Ich bin beeindruckt von dem, was Sie über so viele Jahre leisten und wie viele unzählbare Stunden Ihrer Freizeit Sie investieren für andere Menschen. Sie engagieren sich von Herzen – und das merkt man.“ Diese Worte richtete Landrat Otto Lederer an die Preisträger der Sozialpreise 2021 und 2022 bei der Verleihung im Landratsamt.
Jana Zeh aus Rimsting erhielt den Sozialpreis 2021. Für das Jahr 2022 gibt es zwei Preisträger: Anne Höffer von Loewenfeld aus Wasserburg am Inn und der TSV Rohrdorf- Thansau e.V für das Sozialprojekt „KickForHelp“.
Der Sozialpreis wird seit 1999 vergeben, zunächst alle zwei Jahre, seit 2010 wird der Preis jährlich verliehen – außer im zurückliegenden Jahr: Coronabedingt konnte die Verleihung des Sozialpreises 2021 nicht stattfinden. Diese Ehrung wurde in diesem Jahr nachgeholt. Musikalisch begleiteten die Kulturförderpreisträger aus dem Jahr 2018, die Geschwister Moosrainer aus Riedering, den Abend.
Mentale Gesundheit ist kein Tabuthema
Landrat Otto Lederer überreichte Jana Zeh aus Rimsting den Sozialpreis für das Jahr 2021. Andreas Fenzl, erster Bürgermeister in Rimsting, ging in seiner Laudatio auf das vielfältige Wirken der 23-Jährigen ein und betont: „Jana Zeh war und ist eine sozial sehr engagierte und besonders aktive jungen Frau, die sich immer an die Devise ,Es ist wichtiger etwas zu tun als nur darüber zu reden‘ gehalten hat.“
Bereits mit 14 Jahren war die gebürtige Eggstätterin Jugendrätin in ihrer Heimatgemeinde und macht sich seitdem für die Interessen von Kindern und Jugendlichen in Eggstätt stark. Mit 15 Jahren wurde sie Flüchtlingshelferin im Helferkreis. Zwei Jahre später, mit 17 Jahren, gründete sie eine Selbsthilfegruppe für psychisch kranke Menschen und deren Angehörige. Mit neuen Konzepten sollen auch Betroffene angesprochen werden, die sonst keinen Zugang zu einer Selbsthilfegruppe finden. Zudem setzt sich die 23-Jährige als Bloggerin besonders dafür ein, dass die Themen mentale Gesundheit und psychische Erkrankungen verstärkt in die Öffentlichkeit kommen und kein Tabu-Thema bleiben. Für ihr Engagement gewann sie 2019 bereits den RTL Commit Award. Ohne einen starken Rückhalt von Freunden und Familie ist solch ein ehrenamtliches Engagement oft nicht möglich.
Jana Zeh bedankte sich deshalb vor allem bei ihren Wegbegleitern, ihre Familie und ihren Mentoren: „Danke an alle, die mich begleitet haben und die ich begleiten durfte. Sie alle zeigen mir, warum ich das alles einmal angefangen habe und dass man im Leben auch einfach mal ohne Plan loslaufen muss.“
Einsatz für Senioren und Kinder
Auf ebenso herausragende Persönlichkeiten fiel die Wahl für den Sozialpreis 2022. In diesem Jahr gibt es sogar zwei Preisträger. Anne Höffer von Loewenfeld aus Wasserburg am Inn setzt sich seit vielen Jahren für die Interessen von älteren Menschen ein. Für ihr Engagement wurde sie bereits 2020 mit der Ehrenmedaille des AWO Kreisverbandes Rosenheim ausgezeichnet.
Wasserburgs Bürgermeister Michael Kölbl, der sie schon viele Jahre kennt, hielt die Laudatio für die ehemalige Seniorenreferentin der Stadt. „Mit Leidenschaft und Idealismus hat sie sich über so viele Jahre hinweg engagiert und durch ihre ruhige, ausdauernde, verbindliche, aber auch hartnäckige Art so manch gute und innovative Idee auf den Weg gebracht.“ So hat sie in ihrer Zeit im Amt vieles bewegt, um das Leben für Seniorinnen und Senioren in Wasserburg leichter zu machen. Der Stadtbus, seniorengerechtes Wohnen oder sogar eine Senioren-WG waren nur einige Beispiele.
Nach ihrem Einsatz im Stadtrat trat Anne Höffer von Loewenfeld in die AWO ein, wo sie seit 35 Jahren aktives Mitglied ist, von 2009 bis 2020 leitete sie den Ortsverein Wasserburg als Vorsitzende, seit 2021 als stellvertretende Vorsitzende. Ihr Engagement ist vielfältig: So leitet sie zum Beispiel den Seniorenclub, hält die älteren Menschen mit Bewegungsübungen fit, erstellt eigene Rätsel, organisiert Kaffeerunden, gemeinsame Singstunden oder Spielenachmittage. Sie betreut Seniorinnen und Senioren kontinuierlich und innovativ – über viele Jahre hinweg. Besonders zur Zeit des Lockdowns hat sie es geschafft, den Kontakt zu den Menschen zu halten. „Sie hat telefoniert und – und das ist besonders herausragend – sie den älteren Menschen ihre selbst gemachten Rätsel in den Briefkasten geworfen, um so viel Normalität wie möglich zu erhalten“, verrät Michael Kölbl. Dass dies alles nicht ohne Hilfe möglich ist, betonte die Preisträgerin selbst und bedankte sich neben Friederike Kayser-Büker, ihrer Nachfolgerin bei der AWO und als Seniorenreferentin, auch bei Kassier Josef Wimmer für die Unterstützung.
Der zweite Preisträger aus dem Jahr 2022, Christian Reisner aus Rohrdorf, nahm den Sozialpreis für den TSV Rohrdorf-Thansau entgegen. Mit dem Sozialprojekt „KickForHelp“ setzt sich der Verein mit Christian Reisner als Ideengeber und Antriebsfeder für Kinder ein, die wegen einer Krankheit oder einer Behinderung auf Hilfe angewiesen sind.
Die Idee entstand bereits vor 19 Jahren. Drei Kinder von Sportlern des Vereins waren zu dem Zeitpunkt schwer erkrankt. Christian Reisner suchte Sponsoren und stellte das Projekt auf die Beine. Seitdem ermöglicht der Verein Therapien, organisiert Ausflüge und erfüllt Wünsche benachteiligter Kinder. „Dankbarkeit für das eigene Wohlergehen und Demut – das ist Ihr Antrieb“, sagte Simon Hausstetter, Bürgermeister von Rohrdorf, in seiner Laudatio über Christian Reisner. „Sport heißt Brückenbauen. Die Brücken, die das Projekt baut, halten jahrelang. Zu den Sponsoren, und im Besonderen zu den Familien, die unterstützt werden, hält Christian Reisner persönlich den Kontakt. Diese Verbindungen halten jahrelang.“
Über 150.000 Euro konnten bereits mit dem Projekt gesammelt und weitergegeben werden. An diesem Abend kamen noch 500 Euro hinzu. So überreichte der Bürgermeister dem Projekt noch einen Spendenscheck. Allen Preisträgern dankten die jeweiligen Bürgermeister zusammen mit Landrat Otto Lederer herzlich. „All das, was Sie tun, machen Sie nicht für die Anerkennung. Dennoch ist es wichtig, Vorbilder wie Sie eine Bühne zu geben und ins rechte Licht zu rücken“, betonte Landrat Otto Lederer. „Sie leisten einen großartigen Beitrag für unser Zusammenleben. Das hält unsere Gesellschaft zusammen. Vielen Dank dafür.“
Der Sozialpreis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird jährlich vergeben. Der Landkreis ehrt damit beispielhaftes Handeln im sozialen Bereich, insbesondere den herausragenden Einsatz auf dem Gebiet der Altenarbeit, der Arbeit mit Menschen mit Behinderung und der Hilfe für sozial Schwache und Benachteiligte.
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