Sabine schreibt eine Mathematikprobe, Julius muss Heimat- und Sachunterricht lernen und Martin soll die Vokabeln für den Vokabeltest trainieren. „Eltern sind oft als ‚Lerncoach’ gefragt. Viele von ihnen wissen aber gar nicht so genau, wie sie ihrem Kind richtig helfen können“, weiß die Schulpsychologin Simone Fleischmann, die im Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) die Abteilung Berufswissenschaft leitet. Sie hat einige Tipps parat:
Bedingungen klären: Bevor sich Eltern mit ihrem Kind ans Lernen machen, muss unbedingt geklärt werden, ob das Kind überhaupt mit den Eltern lernen will. Wenn nicht, sind Frust und Streitereien programmiert. Eltern sollten dann andere Lernangebote machen. Wie wäre es, wenn die Tochter oder der Sohn in einer kleinen Gruppe von Mitschülern lernt oder mit der besten Freundin?
Lernzeit festlegen: Bevor sich Eltern mit ihrem Kind in eine „Lernsituation“ begeben, empfiehlt es sich, zu klären, wann und wieviel miteinander gelernt werden soll: täglich eine halbe Stunde oder je nach Bedarf? Wichtig ist, eine gewisse Regelmäßigkeit zu finden, um dem Kind Orientierung zu geben.
Inhalte festlegen: Eltern, die sich von ihrem Kind erklären lassen, was zu lernen ist, signalisieren so, dass sie ihm vertrauen und vor allem, dass sie ihm zutrauen, eigene Defizite zu erkennen.
Überblick verschaffen: Eltern, die sich zusammen mit ihrem Nachwuchs die Inhalte dieses Lernbereiches erschließen, tun sich leichter. Sie können gemeinsam die Hefteinträge durchgehen, schauen, welche Arbeitsblätter es gibt und im Schulbuch nachlesen. Danach könnte das Schulkind kurz darstellen, welche Schwerpunkte im Unterricht gesetzt wurden.
Die richtige Methode finden: Eltern sollten sich fragen, welcher Lerntyp ihr Kind ist und welche Lernstrategie am besten geeignet ist. Will es eher referieren, schreibt es die Aufgaben lieber auf oder tut es sich leichter, wenn es einen kurzen Text in ein Diktiergerät spricht?
Lernplakate erstellen: Gute Erfahrungen machen Lehrerinnen und Lehrer mit sog. Lernplakaten. Zu Hause können Eltern folgendermaßen vorgehen: In die Mitte eines DIN A 3-Blattes wird das Thema geschrieben. Außen herum werden in „Wolken“, „Kästchen“ oder auf „Strichen“, Teilbereiche des Themas notiert und besprochen. Im nächsten Schritt können zu den einzelnen Teilbereichen Fragen formulieren werden, am besten vom Kind. Eltern können dann versuchen, die Fragen zu beantworten oder aber sie spielen den Ball dem Kind zu und es beantwortet die Fragen selbst.
Karteikarten fürs Vokabeln lernen: Wer jeweils eine Karteikarte mit einer Vokabel beschriftet, vorne das Fremdwort, hinten seine Bedeutung, hat mit der Zeit ein eigenes „Wörterbuch“. Wörter, die beherrscht werden, kommen nach hinten, Wörter, die sich schlecht gemerkt werden können, nach vorne. Karteikarten können aber auch anders verwendet werden: Das Kind erarbeitet sich Fragen für die Vorderseite und Antworten für die Rückseite. Daraus entsteht ein Kartenspiel: Eine Frage beantworten die Eltern, eine beantwortet das Kind oder aber das Kind zieht eine Frage aus dem Fragenpool und sortiert gut beantwortete Fragen nach hinten, weniger gut beantwortete nach vorne.
Mama spielt Lehrerin, Papa spielt Lehrer: Mama oder Papa schlüpfen in die Rolle der Lehrerin oder des Lehrers. Sie stellen sich vor, welche Fragen zu einem Sachgebiet gestellt werden könnten. Dazu können die Hefteinträge genutzt werden, es gibt aber auch viele Tipps im Internet. Die Fragestellungen sollten zusammen mit dem Kind erarbeitet werden. Die „Lehrkraft“ fragt schließlich aus und ahmt so die Schulsituation nach.
Pausen und Loben nicht vergessen: wer fleißig ist, braucht Pausen, die sollten Eltern immer einplanen und daran denken, ihr Kind nicht zu überfordern. Hilfreich sind die ausgemachten Zeitarrangements (siehe oben). Bevor das Kind zu Bett geht, sollten Eltern loben und seinen Einsatz anerkennen: „Du hast alles gut gelernt. Du kannst eine gute Note schaffen.“ Das Kind sollte aber immer wissen, dass es geliebt wird – egal, wie die Note letztlich ausfällt.