„Die objektive Sicherheitslage ist gut“, unterstreicht Polizeipräsident Robert Kopp. Beim Sicherheitsgespräch des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd mit dem Landratsamt Mühldorf am Inn zog Kopp ein überwiegend positives Resümee für den Landkreis: Zwei von drei Straftaten würden aufgeklärt. Allerdings gehe „die Schere zwischen objektiver Sicherheit und gefühlter Sicherheit auseinander“.
Der G7-Gipfel in Elmau und die „irreguläre Migration“, bei welcher Bundespolizei und Bayerische Polizei insgesamt 49.938 Personen wegen illegaler Einreise feststellten, rückten den Dienstbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd letztes Jahr in den Fokus des überregionalen und weltweiten Interesses. Geht es um die Gesamtschau der Kriminalitäts- und Staatsschutzlage, so zeichnet Polizeipräsident Kopp ein differenziertes Bild. Zwar wuchs die Zahl der Straftaten um 53,7 Prozent auf insgesamt 98.346 Delikte an. Doch ohne die ausländerrechtlichen Verstöße waren es 48.408 Straftaten und damit sechs Prozent weniger als im Vorjahr. Die Aufklärungsquote stieg um 11,2 auf 82,3 Prozent, liegt damit an zweiter Stelle aller bayerischen Präsidien und sehr deutlich über dem bayernweiten Durchschnitt von 72,5 Prozent. Ohne ausländerrechtliche Verstöße beträgt die Aufklärungsquote wiederum 64,1 Prozent. Für Kopp steht damit fest: „Wer hier lebt, der lebt sicher! Daran kann turbulentes Zahlenjonglieren nicht rütteln.“
Landkreis Mühldorf am Inn
Zwei Polizeidienstellen sind für den Landkreis Mühldorf am Inn zuständig: die Polizeiinspektion Mühldorf und die Polizeiinspektion Waldkraiburg mit der Polizeistation Haag. Die Kriminalpolizeistation Mühldorf hat ihren Sitz Am Wasserturm 5 in Mühldorf. Die Dienststellen betreuen eine Fläche von 805,3 Quadratkilometern mit 110.296 Einwohnern. Die Bevölkerungsdichte beträgt im Landkreis 136 Einwohner pro Quadratkilometer mit einem Durchschnittsalter von 42,9 Jahren und einem Ausländeranteil von 8,3 Prozent.
Die „Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS)“ für den Landkreis verzeichnet für das Jahr 2015 insgesamt 4.127 Fälle, ein Rückgang um 78 oder 1,9 Prozent und der zweitniedrigste Wert im 10-Jahres-Zeitraum. Die Aufklärungsquote liegt bei 65,2 Prozent (-1,0 Prozentpunkte). Die „Häufigkeitszahl (HZ)“ als Anzahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner und Gradmesser der Kriminalitätsbelastung der Bevölkerung beträgt 3.742 und ist damit um 2,8 Prozent erneut gesunken.
„Erfreuliche Tendenzen“
Im Sicherheitsgespräch mit dem Landratsamt Mühldorf am Inn stellte Kopp heraus, dass bei der Straßenkriminalität mit 696 Straftaten ein „enormer Rückgang“ von 16 Prozent registriert wurde. Das liege an Präventionsmaßnahmen und der professionellen Arbeit der Ermittler. Rückläufig ist auch die Zahl der Wohnungseinbrüche mit 44 Delikten (2014: 61). „Jedes Delikt ist eines zu viel“, so Kopp, doch „die Trendwende ist geschafft“. Die Aufklärungsquote bei den 52 angezeigten Sexualdelikten (-16,1 Prozent) liegt bei 85 Prozent. Einzig die Gewaltkriminalität ist mit 146 Fällen um 26 gestiegen. Dieser Negativtrend gebe jedoch keinen Anlass zur Besorgnis, denn nahezu neun von zehn Tätern werden überführt. Drogendelikte, klassische „Feststellungsdelikte“, sanken auf 244 Fälle (2014: 297).
In Mühldorf gibt es 104.840 Kfz. Die Zahl der Verkehrsunfälle stieg 2015 um 9,9 Prozent auf 3.385 (2014: 3.079), zumeist Blechschäden. Die Statistik verzeichnet dabei 616 Verletzte (2014: 613) und elf Getötete (2014: sieben), davon zehn Zweiradfahrer. „Hier zeigt sich das Problem der ungeschützten Verkehrsteilnehmer“, analysierte der Polizeipräsident. Die 159 Geschwindigkeitsunfälle (2014: 264) ohne Verkehrstote seien wiederum eine „positive Entwicklung“. Dass nur noch sechs Kinder verletzt wurden und keines getötet sei auf die Verkehrsprävention und -erziehung der Polizeien zurückführbar: Im Landkreis haben 2015 vier Jugendverkehrserzieher fast 1.000 Schulkinder unterrichtet. Außerdem wurden Neuzugewanderte in Kooperation mit ADFC und ADAC geschult – „ein Beitrag zur gelebten Integration“, so Kopp.
Die Einsatzbelastung der Polizeiinspektionen vor Ort war insgesamt hoch: 72 geplante Ereignisse ohne nennenswerte Vorfälle wurden betreut (2014: 81), etwa Sportveranstaltungen und Umzüge. Daneben gab es im Kontext der Zuwanderung 224 Einsätze in Asylbewerberunterkünften (2014: 130). Insgesamt wurden 137 Zuwanderer (Kontingent-/Bürgerkriegsflüchtlinge, Asylbewerber, Personen mit Duldung oder unerlaubtem Aufenthalt) ermittelt, zu rund 70 Prozent in den Unterkünften selbst, unter anderem wegen Körperverletzung.
Besonders im Fokus des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd war 2015 und bleibt 2016 die Einbruchskriminalität. Hier halten sich deutsche und ausländische Tatverdächtige die Waage. Laut Kopp handelt es sich nicht um „zufällige Täter“, sondern um „Tätergruppen“, meist Banden aus Süd- und Südosteuropa. Nur wenige würden am Tatort erwischt, sondern mittels Schleierfahndung.
„Flaues Gefühl“
Das „flaue Gefühl in der Magengegend“, jenes subjektive Unbehagen in der Bevölkerung, das zuletzt zum Anstieg beim Absatz von Verteidigungsmitteln aller Art geführt habe, lässt sich laut Kopp mit diesen Zahlen objektiv nicht belegen. Gleichwohl soll das Sicherheitsgefühl der Bürger noch mehr bei der polizeilichen Aufgabenwahrnehmung berücksichtigt werden. „Präsenz hilft“, erklärt Kopp und kündigt an, dass Polizeibeamte künftig verstärkt patrouillieren und den Digitalfunk nutzen werden. Unter dem Motto „Schaut hin!“ appellieren Kopp und Landrat Georg Huber überdies einmütig an die Mühldorfer, verdächtige Wahrnehmungen umgehend unter Notruf 110 zu melden.
Olaf Konstantin Krueger