Radio „auf boarisch“ macht Hörer glücklich!
„Sauba, Anderl! Des host guad higriagt. Mia vom blick. gratulier‘n zu deim Publikumspreis! Weida so!“ Foto: medien.bayern
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Radio „auf boarisch“ macht Hörer glücklich!

Die Hörer des Regionalsenders Radio Charivari brennen längst für das Radio-Format „As Wichdigste vom Dag auf Boarisch“. Jetzt wurde Studioleiter Andreas Nickl (Foto) für seine Sendung in bayrischer Mundart auch ganz offiziell mit BLM-Publikumspreis für den besten Beitrag im Lokalradio ausgezeichnet. Wir funken mal durch und wollen mehr dazu erfahren…
Unsere Redakteurin Nina Bufalino im Gespräch mit Andreas Nickl von Radio Charivari.

Andi, Du bist seit 2008 Studioleiter im Funkhaus Rosenheim. Jetzt wurdest du von Deinen Hörern für das Format „As Wichdigste vom Dag auf Boarisch“ mit dem BLM Publikumspreis geehrt. Was ist denn des „Wichtigsde“ an diesem Preis für Dich?
Für mich ist er vor allem eine Bestätigung dafür, dass wir mit dem „Format“ (wie man auf Radiodeutsch sagt) auch nach sechs Jahren noch richtig liegen. Ganz offenbar „dürsten“ viele Menschen immer noch danach, Boarisch im Radio zu hören. Sie geben sich sogar die Mühe, dafür an einer Online-Abstimmung mitzumachen. Das finde ich toll und dafür bin ich dankbar. Es sind sogar so viele gewesen, dass wir uns bei der Abstimmung gegen viele ebenfalls nominierte Großstadtsender z.B, aus München, Nürnberg und Augsburg durchgesetzt haben. Das ist für mich besonders bemerkenswert an diesem Preis.

Unter welchen Umständen fand denn die Verleihung statt?
Unter Corona-Umständen! Normalerweise werden die BLM-Radiopreise in Nürnberg in einer großen Halle voller Zuschauer verliehen. Dieses Mal hat die Verleihung in einem eher schmucklosen Studio im Literaturhaus in München stattgefunden. Von dort aus wurde die Verleihung ins Internet übertragen. Dabei waren nur die Preisträger und die Verantwortlichen der Landeszentrale für neue Medien. Letztere haben sich aber redlich Mühe gegeben, der Preisverleihung trotzdem einen würdigen Rahmen zu geben.

Was macht „As Wichtigste vom Dag auf Boarisch“ für Dich liebens- und hörenswert?
Für mich als Autor ist der Reiz daran, dass man beim Schreiben und Präsentieren herrlich mit der bairischen Sprache spielen kann. Es gibt so viel, das man im Bairischen besser ausdrücken kann als im Hochdeutschen, auch unterschwellige Ironie.
„As Wichdigsde vom Dag auf Boarisch“ ist ja eine Nachrichtenrubrik und ich halte mich auch an die Regel, dass Nachrichten weitgehend wertfrei präsentiert werden sollen. Das Bairische ermöglicht es einem aber gelegentlich trotzdem einen Hauch von Kritik oder sogar Spott einzubauen, ohne dass einem jemand ernsthaft böse sein kann. Wahrscheinlich macht das die Nachrichten auf Boarisch auch für viele Hörer hörenswert.
Andere finden es wahrscheinlich einfach schön, dass Boarisch im Radio gesprochen wird und es auch ernst genommen wird. Seit dem wir die Rubrik im Programm haben, war’s mir immer wichtig, dass das „As Wichdigsde vom Dag auf Boarisch“ kein Bauerntheater ist, sondern eben Nachrichten auf Boarisch.

Was war denn der zündende Funke für diese Rubrik?
Wir haben vor einiger Zeit im Programm von Radio Charivari mal einen ganzen Tag lang nur auf Bairisch gesendet. Es war an einem 1. April und sollte ein Scherz sein. „Ab heute senden wir nur noch auf Bairisch“ haben wir damals gesagt. Der Aufwand war riesig. Wir mussten ja wirklich alles übersetzen und sogar Werbespots umtexten und neu einsprechen. Die Resonanz der Hörer war genauso riesig. „Warum macht Ihr das nicht immer?“, haben viele gefragt. Wir haben dann überlegt, wie man mit einem überschaubaren Aufwand „mehr Boarisch“ ins Radio bringen könnte und so ist die Idee für „s Wichdigsde vom Dag auf Boarisch“ geboren.

Kannst Du Dich noch an Deine ersten funkigen Gehversuche erinnern?
Ja, selbstverständlich. 1991 hab ich als freier Mitarbeiter in der Charivari-Sportredaktion angefangen. Ich hab damals studiert und es war ein idealer Einstieg ins Radio. Von den Kollegen damals hab ich viel gelernt. Mein erster Auftrag war ein Bericht über’s American Football, ein Bayernligaspiel zwischen den Rosenheim Rebells und den Gröbenzell Wallbreakers. Und ich hatte keine Ahnung von Football. Irgendwie hat‘s aber funktioniert und ich durfte weiter im Sender arbeiten.

Und wie ging es dann weiter?
Nach dem Studium habe ich bei der größten deutschsprachigen Radionachrichtenagentur, der BLR in München volontiert. Nach einem beruflichen Ausflug zum Bayerischen Rundfunk, zu Bayern 3, bin ich als stellvertretender Chefredakteur zur BLR zurückgekehrt. 2005 hat’s mich dann wieder zum Lokalradio gezogen. Nach Stationen als Studio- bzw. Programmleiter in Traunstein und Landshut, bin ich dann 2008 nach Rosenheim heimgekehrt.

Was macht gutes Radio für Dich aus?
Gutes Radio ist für mich nah am Hörer, informativ, unterhaltsam und immer ein bisschen überraschend. Mit Programmen, in denen Moderatoren immer nur die gleichen Sprüche aufsagen und Musiktitel aufzählen kann ich nicht viel anfangen. Musik ist wichtig und mit einer guten Musikauswahl kann man die Hörer auch immer wieder überraschen, gleichzeitig ist Radio aber auch das schnellste Informationsmedium. Bis die Kollegen vom Fernsehen „Kamera“ gesagt haben und die Onliner ihren Laptop ausgepackt haben, haben wir Radioleute die neuesten Nachrichten schon gesendet. Deshalb ist gute Information im Programm für mich sehr wichtig.
Es müssen die Themen sein, die die Leute interessieren und gleichzeitig wollen sie natürlich unterhalten werden. Das Radio begleitet sie ja oft durch den ganzen Tag. Information und Unterhaltung zusammenzubringen ist für uns Radioleute jeden Tag Herausforderung und Spaß zugleich. Und wenn’s gelingt, dann ist es gutes Radio.

Und was macht gutes Radio in pandemischen Zeiten für Dich noch besser?
Ich glaube, dass das Radio in der Pandemie seine Stärken so richtig ausspielen kann. Die Situation fordert uns ja doch ordentlich. Man ist verunsichert, muss mit Herausforderungen zurechtkommen, die man bisher gar nicht kannte, z.B. Arbeit zuhause gleichzeitig Kinderbetreuung. Da ist das Radio ein guter Begleiter durch den Tag. Ein Begleiter, der einem sagt, was man wissen muss, der einen aber gleichzeitig auch mal ein bisschen Schmunzeln lässt und mit Musik die Stimmung wieder etwas aufhellt.

Wie können die lokalen Hörfunk- und Fernsehsender uns Hörer in diesen krisengebeutelten Zeiten am besten unterstützen?
Durch die Nähe! Gerade in diesen Zeiten ist es ja besonders wichtig, zu wissen, was direkt vor der Haustür passiert. In den letzten Wochen gab es ja immer wieder lokale Anti-Corona-Maßnahmen. Woher sollte ein Rosenheimer von der, ab dem nächsten Tag gültigen Maskenpflicht auf dem Max-Josefs-Platz erfahren, wenn nicht aus dem lokalen Radio. Lokal informiert zu sein, ist momentan besonders wichtig. Und die lokalen Medien können nicht nur informieren, sondern auch ganz konkrete Hilfe anbieten oder zumindest vermitteln.
Beim ersten Lockdown haben wir bei Charivari übers Programm und unsere Facebookseite gezielt Hilfesuchende mit Menschen zusammengebracht, die Hilfe angeboten haben, z.B. Einkaufsdienste für ältere Menschen oder das Nähen von Masken. Was bringt es der Seniorin in Rosenheim, wenn Ihr ein überregionaler Sender einen Einkaufshelfer in Würzburg vermittelt… gar nichts. So etwas funktioniert nur lokal.
Wir können für lokale Künstler, die vom Lockdwon besonders betroffen sind, eine Plattform bieten, in dem wir z.B. ihre Lieder spielen. Auch das haben wir bei Charivari getan. Ich glaube, die lokalen Medien können gerade jetzt für viele ein echter Freund und Helfer sein. Wir geben uns jedenfalls Mühe, das zu sein.

“Merci für des nette Gespräch, Anderl und mia gratulier’n dir ganz herzlich zu deim Preis!”

Hier können Sie alle Programme des Funkhauses Rosenheim über Internet hören:
Direkt-Stream-Adresse: http://radio-charivari.de/external/Streams/Stream_Chari.m3u

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