Chiemgauer Burschen radeln ans “Ende der Welt”
Start in Prien. Unten rechts: das Abenteurer-Quartett aus dem Chiemgau (v.l.): Elias Kapsner, Lasse Tremel, Joel Dietenhofer und Noah Berthaux. Fotos: Günther Freund
Prosepkt Box

Chiemgauer Burschen radeln ans “Ende der Welt”

Seit nunmehr über 145 Tagen sind Noah Berthaux, Elias Kapsner, Joel Dietenhofer und Lasse Tremel mit dem Fahrrad unterwegs (wir berichteten). Ziel des Quartetts nach dem heurigen Abschluss in der Waldorfschule Chiemgau und nach dem Start in Prien a. Ch. war das Land Kirgisistan. Nun sandten sie wieder einen Bericht und Bilder in ihre Heimat:

„Wir befinden uns nun in Shiraz, eine historisch bedeutende Stadt im Iran. Eine Hürde auf der Reise nach Kirgisistan war, die Transiterlaubnis für Turkmenistan zu bekommen, für eines der isoliertesten Länder der Welt. Nun steht fest, die Durchquerungen werden nicht stattfinden können. In Yerevan, der Hauptstadt Armeniens, hat uns die Botschaft das sehr begehrte Transitvisum nicht mehr ausstellen können. Das war eine Frage der Zeit, da in Yerevan seit längerer Zeit die einzige Botschaft Turkmenistans war, die diese Visa noch genehmigte. Offiziell werde es schon gar nicht mehr ausgegeben. Für uns war es die Zäsur unsere Reise und besonders bitter, da noch zwei Wochen davor andere Fahrradfahrer mit Erfolg das Visum erhalten haben. Das Ziel Kirgistan ist so nun in weite Ferne gerutscht und neben einer geführten Tour durch Turkmenistan, die für uns finanziell nicht zu stemmen ist, gibt es wenig Alternativen. Eine Option ist es, aus dem Iran weiter nach Afghanistan zu reisen und dann letztendlich so direkt nach Tajikistan zu gelangen. Diese Option ist seit dem Ende des Transitvisums immer populärer geworden, doch ist uns aufgrund des bürokratischen Aufwands, mit zusätzlichen Permits und der Kontaktpersonen, die man für das Reisen in Afghanistan benötigt, keine Option“.

Weiter heißt es von der Radfahrer-Truppe: „Eine zweite Option ist, in den Süden Irans zu reisen und die Route nach Pakistan einzuschlagen. Von hieraus geht es entweder auf den Karakorumhighway über China nach Kirgistan, was jedoch aufgrund unseres zeitlichen Rahmens nicht mehr realistisch ist oder weiter in des Himalaya von Indien. Für letzteres haben wir uns nun entschieden und so heißt es nun für uns Abschied nehmen von unserem ursprünglichen Ziel, Kirgisistan. Doch gibt es kein Grund zu Trauer, denn das, was uns auf unserer neuen Route erwartet, ist ebenso spannend. Aufgrund der spontanen Planänderung müssen wir nun jedoch in der heißesten Zeit des Jahres den heißesten Teil der Erde durchqueren. So warten über 1000 km durch die Lou Wüste, in der Rekordtemperaturen 77 Grad Celsius gemessen wurden. Diese Extreme im Sommer sind natürlich zu gefährlich, um diese Strecke mit dem Fahrrad zu bewältigen, zumal es lange Strecken gibt, in denen es weder Häuser noch Wasser gibt und auch Schatten ist hier nicht zu finden.

Darum nun die Entscheidung, die Wüstenabschnitte mit dem Bus zu fahren, auch um dann unsere verbleibende Zeit vollständig im Himalaya auf unseren Rädern zu verbringen“. Nach dem Aufenthalt im Iran begeben sich die Radfahrer auf den Weg durch das von Monsunfluten betroffene Pakistan. „Haben wir den Teil hinter uns gebracht, so wartet der letzte Monat auf unseren Rädern in Indien. Wir können es kaum erwarten, die wunderschönen Pässe von Ladakh, im Norden von Indien zu erklimmen“ – so zum Abschluss des Reiseberichts in die Chiemgauer Heimat. hö

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Vor gut zwei Monaten haben sich vier Chiemgauer Jugendliche nach ihrem erfolgreichen Schulabschluss in der Waldorfschule auf dem Priener Marktplatz verabschiedet. Mit dem Fahrrad wollen sie sich einen Wunsch erfüllen und die bislang nur vom Unterricht bekannte Welt mitsamt Leuten und Landschaft auf dem Wege über den Balkan bis Griechenland, Türkei, Georgien, Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Kasachstan bis Kirgistan erkunden.

Zwischendurch hatten wir wieder einmal Kontakt und bekamen folgende aktuelle Informationen: „Wir haben nun Tag 70 unserer Reise erreicht und befinden uns noch 200 Kilometer von Georgien entfernt. Wir freuen uns nun wieder, ein neues Land zu erreichen, da wir nun in der Türkei schon einen Monat verbracht haben. Wir haben fünf Tage Zwischenstopp in Istanbul gemacht, haben wunderschöne neue Bekanntschaften mit anderen Radreisenden gemacht (die uns auch eine Zeit lang begleitet haben) und sind vor allem überwältigt von der Gastfreundschaft in der Türkei. Egal, wohin man kommt, man wird auf einen Chai oder was zu essen eingeladen und es wird gefragt, ob man noch einen Platz zum Schlafen suche“, so Lasse Tremel vom Abenteurer-Quartett.

Da die Radsportler nach Kappadokien 300 Kilometer entlang einer sehr großen, zweispurigen Schnellstraße hätten fahren müssen, haben sie diesen gefährlichen Teil mit all den Lkw mit dem Zug umgangen. Doch dann ging es von Eruzum aus wieder mit dem Fahrrad weiter. Weiter berichtet Lasse Tremel: „In der Gruppe ist die Stimmung nach wie vor sehr gut und wir hatten – abgesehen von zwei Magendarm-Infektionen von mir – keine großen gesundheitlichen Unterbrechungen. Unsere nächste Herausforderung wird es nun, unser Visum für Turkmenistan zu bekommen, da dies die Schlüsselstelle unserer Reise darstellt. Turkmenistan werden wir nach dem Iran durchqueren müssen, doch hierfür das fünftägige Transitvisum zu bekommen, ist nicht leicht. Wir werden es in Yerevan, in der Hauptstadt von Armenien versuchen, um dann direkt weiter in den Iran reisen zu können“.

Bislang 3.600 Kilometer mit dem Rad zurückgelegt
Bislang haben die Burschen mehr als 3 600 Kilometer hinter sich gebracht und es liegt noch ein großer Teil der Reise vor ihnen – insgesamt waren in der Planung rund 12.000 Kilometer mit 100.000 Höhenmetern. Auch hierzu zeigen die Chiemgauer Radler weiteren Optimismus: „Wir freuen uns, auch diese Kilometer in Angriff zu nehmen und so viele weitere Länder bereisen zu dürfen. Bis jetzt hat wirklich alles sehr gut geklappt und wir konnten in Ruhe all die schönen Länder bis zur Türkei kennenlernen. Von der wunderschönen Adriaküste in Kroatien über die unglaubliche Bergidylle Montenegros über Albanien mit all seinen netten Menschen bis nach Griechenland, wo wir den Pindus Nationalpark durchquerten, einer der schönsten Nationalparks, die wir je gesehen haben. Man erlebt hier auf dem Fahrrad täglich so viel, dass es schwer ist, all diese Erlebnisse zu verarbeiten“ – so das abschließende Resümee vom Zwischenstand.

Anton Hötzelsperger

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Seit rund zwei Wochen sind vier junge Chiemgauer Burschen mit dem Fahrrad unterwegs, um sich ihren Abiturtraum mit einer Radtour ans „Ende der Welt“ zu erfüllen. Die vier Waldorfschüler des Abiturjahrgangs 2023 wollen das rund 12.000 Kilometer entfernte Bischkek in Kirgisistan, einer ehemaligen Karawanenstation an der berühmten Seidenstraße erreichen – und sind gut unterwegs.

Der Start der drei Priener und eines Pittenharters erfolgte am Mittag des 17. März inmitten einer kleinen aufgeregten Menge von Angehörigen und Freunden auf dem Priener Marktplatz. Zu den Verabschiedern gehörten auch der Referent für Städtepartnerschaften des Marktes Prien Gemeinderat Johannes Dreikorn. Unterstützt wird das Quartett bei ihrem Projekt von den Firmen Vaude (Kleidung, Zelte, Schuhe), Corratec (Fahrräder und Ersatzteile) sowie Grüzi Bag (Schlafsäcke und Jacken). Einige Radfahrer begleiteten von Prien aus einige Kilometer die Abenteurer, ehe sich diese dann auf den weiten und weiteren Weg machten.

Lasse Tremel als einer der Radfahrer fasste beim Start die Intention der Jugendlichen wie folgt zusammen: „Die Route der Reise wird uns durch eine Vielzahl von Landschaften und Kulturen führen, von den malerischen Alpen bis hin zu den endlosen Steppen Zentralasiens. Es wird zweifellos eine Herausforderung voller Höhen und Tiefen sein, aber wir sind fest entschlossen, die Grenzen unserer Ausdauer und unseres Willens zu testen.“ Inzwischen sind die Radsportler in Kroatien gut angekommen, alsdann wurden sie von einem Schneesturm überrascht und eingeschneit. Von dieser Zwischenstation geht es dann weiter über den Balkan, Griechenland, Türkei, Georgien, Armenien, Aserbaidschan, Iran, Turkmenistan, Usbekistan und Kasachstan bis zum Ziel Kirgisistan. Insgesamt wurden hierfür 12.000 Kilometer und 100.000 Höhenmeter errechnet. Die genaue Strecke wird von Tag zu Tag neu überlegt, eine grobe Route wurde vom Quartett, das sich bei ihrem Abitur mit den Ländern und der Geografie auseinandergesetzt hatte, schon sorgfältig geplant.

Am neunten Tag: „Tagespensum haben wir unterschätzt.“ – „Wir sind jetzt bei Tag neun unserer Reise und sind heute am Meer von Kroatien aufgewacht. Hier wird es jetzt allmählich wärmer und somit steigt auch unsere Motivation, kräftig in die Pedale zu treten. Aber nicht nur das Wetter, sondern vielmehr die kleinen Dinge sind das, was einen langsam macht. So geht einem etwa das Gas aus, und man findet so schnell kein neues, oder man habt Probleme mit dem Kamera-Equipment. Unsere täglichen Kilometer haben wir auch unterschätzt, denn mit 45 Kilo Gepäck auf den Fahrrädern dauert alles etwas länger. Nicht nur das Radfahren an sich, aber vielmehr auch das Zusammenpacken der Zelte, das Essen am Mittag oder die Zeltplatzsuche. Abgesehen von diesen Dingen haben wir jetzt schon schöne Begegnungen mit Menschen gehabt und haben wirklich die Chance, jedes einzelne Land mit all seinen Seiten kennenzulernen“.

Mitglieder des Radsport-Abenteuer-Quartetts sind: Noah Berthaux (20 Jahre), Joel Dietenhofer (21 Jahre), Lasse Tremel (21 Jahre), alle aus Prien, sowie Elias Kapsner (20 Jahre) aus Pittenhart. Folgen kann man der Reise auf Instagram unter instagram.com/8wheelz.

Anton Hötzelsperger

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