Polizeiliche Kriminalstatistik 2016: „Oberbayern Süd ist sicher“
Foto: Katharina Schlosser

Polizeiliche Kriminalstatistik 2016: „Oberbayern Süd ist sicher“

Im Schutzbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd ist 2016 die registrierte Kriminalität mit 213.354 Straftaten insgesamt um 116,9 Prozent angestiegen. Diese Entwicklung ist wie im Vorjahr fast ausschließlich auf die überproportionale Zunahme ausländerrechtlicher Straftaten im Zuge der illegalen Migration zurückzuführen. Bereinigt um diese Fälle wurden im vergangenen Jahr 52.546 Straftaten verzeichnet (2015: 48.408) – ein Anstieg um 8,5 Prozent bei der Gesamtkriminalität. Vor dem Hintergrund der Belastungen durch die Flüchtlingsthematik, der gestiegenen Terrorgefahr und höherer Aufklärungsquoten resümiert Polizeipräsident Robert Kopp hinsichtlich der wesentlichen Fallzahlen, der Schutzbereich „ist sicher“.

Die „Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS)“ fasst alle bekannt gewordenen strafrechtlichen Sachverhalte zusammen. Dazu gehören Verstöße gegen das Strafgesetzbuch und strafrechtliche Nebengesetze ohne Verkehrs- und Staatsschutzdelikte. Für das Jahr 2016 ist sowohl im Stadtgebiet Rosenheim als auch im Landkreis ein Zuwachs an Straftaten in der um die ausländerrechtlichen Delikte bereinigten PKS festzustellen.

Die Statistiker rechnen bei der kreisfreien Stadt Rosenheim mit 61.844 Einwohnern, einem Ausländeranteil von 18,9 Prozent und einer Bevölkerungsdichte von 1.661,5 Einwohnern pro Quadratkilometer. Während 2014 die Anzahl der Straftaten noch auf Vorjahresniveau stagnierte und 2015 ein leichter Rückgang verzeichnet wurde, stieg die Fallzahl 2016 um 5,3 Prozent auf 5.864 Delikte (2015: 5.323). Die Aufklärungsquote betrug 66,8 Prozent und lag leicht über dem Vorjahresniveau von 66,3 Prozent. Die Kriminalitätsbelastung der Bevölkerung, beschrieben mit der „Häufigkeitszahl (HZ)“ – der Anzahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner -, stieg in der kreisfreien Stadt Rosenheim um 3,7 Prozent auf 9.065 Delikte. Im Schutzbereich des Polizeipräsidiums (PP) Oberbayern Süd lag die HZ bei 4.167, in Bayern bei 4.785.

Für den Landkreis Rosenheim wiederum wird mit 256.074 Einwohnern, einem Ausländeranteil von 9,2 Prozent und einer Bevölkerungsdichte von 178 Einwohnern pro Quadratkilometer gerechnet. Im Berichtsjahr stieg die Zahl der Straftaten im Landkreis im Vergleich zu 2015 erheblich an: Insgesamt wurden 10.152 Fälle in der um die ausländerrechtlichen Delikte bereinigten PKS festgehalten. Gegenüber 2015 (8.661 Fälle) ergibt dies eine Steigerung um 17,2 Prozent (1.491 Delikte). Zugleich konnte die Aufklärungsquote auf einen Wert von 70,8 Prozent erhöht werden (2015: 66,5 Prozent). Die Häufigkeitszahl erhöhte sich im Landkreis Rosenheim um 15,3 Prozent auf 3.964 Straftaten pro 100.000 Einwohner.

Gesamtschau Oberbayern Süd

Im präsidialen Schutzbereich ist der überproportionale Anstieg der erfassten Straftaten um 116,9 Prozent vor allem auf den Bereich der Verstöße gegen das Aufenthalts- und Asylverfahrensgesetz im Zusammenhang mit der Migrationslage zurückzuführen. Rechtlich gesehen stellt jede Einreise ohne gültiges Visum eine illegale Einreise in das Bundesgebiet und somit eine Straftat nach dem Aufenthaltsgesetz dar. Die um diese Fälle bereinigte PKS – insgesamt drei Viertel aller registrierten Straftaten – weist für das vergangene Jahr immer noch 53.546 Straftaten (2015: 48.408) aus – ein Anstieg um 8,5 Prozent. Die migrationsbedingte „Rekordaufklärungsquote“ von 82,3 Prozent in 2015 ging im vergangenen Jahr deutlich zurück auf 55,5 Prozent. Hauptgrund ist laut PKS ein „vorgabenkonformes Erfassungsprocedere gemäß den Richtlinien bei der Bundespolizeiinspektion Rosenheim“, welches Tatverdächtige mit ungesicherten oder nicht rechtmäßigen Personalien statistisch als „unbekannte Tatverdächtige“ ausweist. Bei allen von den Dienststellen des PP Oberbayern Süd bearbeiteten Fällen liegt allerdings die Aufklärungsquote bei 66,1 Prozent (2015: 64,1 Prozent).

Ausgewählte Delikte

Heruntergebrochen auf einzelne Bereiche ist bei der Gewaltkriminalität ein starker Anstieg um 14,9 Prozent auf 1.685 Fälle zu verzeichnen – ein Höchststand innerhalb der letzten zehn Jahre. Zugleich verbesserte sich die Aufklärungsquote um 2,7 Prozentpunkte auf 85,5 Prozent. Bei der Straßenkriminalität wurden 2016 insgesamt 8.502 Delikte erfasst, 261 Fälle oder 3,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch hier stieg die Aufklärungsquote auf 18,6 Prozent (2015: 17 Prozent). Bei Sexualdelikten wurden 565 Fälle registriert, ein Anstieg um 86 Fälle/4,6 Prozent. Die Aufklärungsquote stieg ebenfalls um 4,6 Prozent auf 84,8 Prozent (2015: 80,2 Prozent). Die Zahl der Diebstahlsdelikte sank von 14.116 erfassten Fällen in 2015 auf 13.670 Fälle in 2016 – ein Rückgang um 446 Fälle/3,2 Prozent und der Tiefstwert der letzten zehn Jahre. Bei den Wohnungseinbrüchen ist zwar ein deutlicher Rückgang um 84 Fälle/14,3 Prozent auf 502 Fälle im Berichtsjahr zu verzeichnen (Aufklärungsquote: 13,1 Prozent, 2015: 14,5 Prozent). Gleichwohl hat sich deren Zahl seit 2010 nahezu verdoppelt. Polizeipräsident Kopp erklärt denn auch diesen Bereich zum „bedeutsamen Tätigkeitsschwerpunkt“ des PP Oberbayern Süd. Überdies verzeichnet die PKS bei Einbruchsdiebstählen in gewerbliche Objekte eine deutliche Zunahme. So wurden 2016 insgesamt 213 Fälle gemeldet, 40 Fälle/23,2 Prozent mehr als 2015.

Deutlich gestiegen sind zudem die Fälle bei der Rauschgiftkriminalität: von 3.135 auf 4.242 Delikte in 2016, eine Zunahme um 35,3 Prozent. Hier weist die PKS beim illegalen Handel 1.047 Fälle aus (+38,5 Prozent), bei der illegalen Einfuhr 48 Fälle (+50 Prozent). Bei der Computer- und Internetkriminalität wurden 36 Fälle (2015: 97 Fälle) angezeigt, die zur Betrugsmasche „Enkeltrick“ gezählt werden. Harald Pickert, Leiter der Abteilung Einsatz im Polizeipräsidium und Stellvertreter des Polizeipräsidenten, appelliert bei aller Freude über den Rückgang, wachsam zu bleiben: „Bitte informieren Sie Ihre Angehörigen, insbesondere ältere Menschen, über die perfiden Tricks der Betrüger!“

Die irreguläre Migration und Flüchtlingsproblematik bedeutet für die Dienststellen eine „zusätzliche Belastung“. Zum Jahreswechsel 2016/2017 wurden im Schutzbereich 64 zentrale und 405 dezentrale Unterkünfte für Asylbewerber betrieben. Beamte des Polizeipräsidiums wurden 2016 insgesamt 2.939 Mal in oder an Asylunterkünften eingesetzt (2015: 1.701, 2014: 678). Das Einsatzspektrum reichte von präventivpolizeilichen Maßnahmen bis hin zur Bearbeitung von versuchten Tötungsdelikten.

„Notruf 110“

Die Einsatzzentrale des PP Oberbayern Süd nimmt alle „Notrufe 110“ sowie die teils automatisierten Überfall- und Einbruchsmeldungen an und leitet die erforderlichen Sofortmaßnahmen ein. 2016 bearbeitete die Einsatzzentrale 153.435 Notrufe (2015: 143.385), die zu 152.404 Einsätzen führten (2015: 146.561). Dies entspricht einem Schnitt von 418 Einsätzen pro Tag (2015: 401). Damit gibt die Einsatzzentrale alle dreieinhalb Minuten einer Streifenbesatzung einen Einsatzauftrag. Deren Schwerpunkte waren letztes Jahr Verkehrsunfälle, Meldungen zum Straßenverkehr, verdächtige Wahrnehmungen sowie Vermisste und hilflose Personen. 297 Anrufe führten direkt zur Festnahme von Straftätern oder Aufklärung von Straftaten – laut Polizeipräsident Kopp auch das Ergebnis gestiegener Aufmerksamkeit der Bürger, worüber er sich erfreut zeigt: „Dankeschön dafür!“

Die PKS 2016 ist online abrufbar unter http://tinyurl.com/zyq5qdm.

Olaf Konstantin Krueger

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