EU-Bürger, Behörden, Interessenträger und Unternehmen können ihre Erfahrungen mit der Zeitumstellung bis zum 16. August der EU-Kommission per Online-Formular mitteilen. Sie will das Funktionieren der derzeitigen Sommerzeitregelung prüfen und bewerten, ob diese geändert oder beibehalten werden soll. In der ersten Woche war der Ansturm online so groß, dass zeitweise die Server kollabierten. Die Bundesrepublik Deutschland hat die Zeitumstellung 1980 eingeführt, seit 1996 gilt sie in allen EU-Mitgliedstaaten: Jedes Jahr erfolgt am letzten Sonntag im März die Umstellung von der Winter- auf die Sommerzeit und am letzten Sonntag im Oktober von der Sommer- auf die Winterzeit. Sowohl Nutzen als auch Folgen der Sommerzeitregelung sind umstritten. Die Mehrheit der Bundesbürger zeigt hingegen eine klare Haltung.
Die „öffentliche Konsultation“ der EU-Kommission soll ermitteln, welche Erfahrungen die Teilnehmer mit der Zeitumstellung gemacht haben. Bei der Online-Umfrage müssen persönliche Angaben einschließlich E-Mail-Adresse und Wohnsitz gemacht werden, wobei einer vollständigen Veröffentlichung widersprochen werden kann. Daraufhin kann beantwortet werden, welche Regelung künftig für alle EU-Mitgliedstaaten gelten soll: entweder die aktuelle Umstellung zwischen Sommer- und Winterzeit oder keine Zeitumstellung. Dabei werden die Gründe für die Meinungsäußerung en detail erfragt: (mangelnde) Energieeinsparung, Gesundheit, Freizeitaktivitäten am Abend, Straßenverkehrssicherheit, Funktionieren des Binnenmarktes oder Sonstiges. Anhand einer Skala von 0 bis 10 kann der Teilnehmer zudem abwägen, wie wichtig ihm eine Regelung überhaupt sei. Und falls die Zeitumstellung abgeschafft würde, welche Option bevorzugt werde: Hier besteht die Wahlmöglichkeit zwischen ständiger Sommerzeit, ständiger Winterzeit oder keiner Meinung. Mittels „abschließender Bemerkungen“ können zusätzlich Belege angefügt werden über die Auswirkungen der aktuellen Sommerzeitregelung oder einer harmonisierten Abschaffung der für alle EU-Mitgliedstaaten geltenden Zeitumstellung zweimal pro Jahr.
Problem „Mini-Jetlag“
Ursprünglich zur Energieersparnis eingeführt, ist der heutige Nutzen der Uhrenumstellung umstritten. Laut Umweltbundesamt (UBA) werde durch die Zeitumstellung zwar an Sommerabenden seltener die Beleuchtung angeschaltet, demgegenüber im Frühjahr und im Herbst morgens öfter die Heizung. Mediziner und Krankenkassen sehen allerdings Gesundheitsrisiken. So litten der pronova BKK zufolge Menschen durch die Umstellung unter „Mini-Jetlag“: In den ersten acht Tagen klagten die Betroffenen über innere Unruhe, Gereiztheit, Kopfschmerzen und schlechte Konzentrationsfähigkeit.
Nach einer Forsa-Umfrage würden sich 29 Prozent der Befragten mittags gerne wegen Müdigkeit hinlegen, 13 Prozent hätten Schwierigkeiten, einzuschlafen, 24 Prozent könnten nicht durchschlafen und 23 Prozent wachten bereits bei leichten Geräuschen auf. Dem könne entgegengewirkt werden, indem man an den Tagen vor der Zeitumstellung eine Viertelstunde früher zu Bett gehe und nach Beginn der Sommerzeit dem Körper bei der Anpassung helfe mit viel frischer Luft und Sonnenlicht.
Abschaffung der Zeitumstellung
Eine Studie im Auftrag der DAK-Gesundheit ergab kürzlich ebenfalls, dass von der Zeitumstellung gesundheitlich Betroffene über schlechtere Konzentrationsfähigkeit, Einschlafprobleme und Schlafstörungen klagten. Allerdings sagten 73 Prozent, sie hätte keinerlei gesundheitliche Probleme – ein über die Jahre konstanter Wert. Dennoch wollten drei Viertel der Befragten (73 Prozent) die Zeitumstellung abgeschafft wissen. Die Online-Umfrage der EU-Kommission ist abrufbar unter https://tinyurl.com/yautkfud.
Dr. Olaf Konstantin Krueger
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