Polling — Die Bündnisgrünen haben mit einer „stillen Demonstration“ gegen den Neubau eines rund 15 Hektar großen Gewächshauses der Firma Reichenspurner im Pollinger Ortsteil Weiding protestiert. An der Aktion des Kreisverbandes von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN beteiligten sich auch Gisela Sengl, Landtagsabgeordnete und agrarpolitische Sprecherin, sowie Christoph Arz, Bundestagskandidat im Wahlkreis Altötting/Mühldorf. Ihnen zufolge sind sowohl die Versiegelung einer solch großen Fläche als auch die Abtragung des humusreichen und besonders CO2-bindenden Oberbodens ein außerordentlicher ökologisch Einschnitt.
„Bei landwirtschaftlichen Projekten darf nicht nur die Betriebswirtschaftlichkeit eine Rolle spielen, sondern es müssen auch ökologische und soziale Aspekte berücksichtigt werden. Bei diesem Vorhaben sind diese drei Aspekte nicht im Einklang“, erklärt Landtagsabgeordnete Gisela Sengl ihre Opposition zum Gewächshaus-Neubau. Und Bundestagskandidat Christoph Arz betont: „Mit dem Gewächshaus werden 15 Hektar bester Boden versiegelt, nicht für ökologische Landwirtschaft, sondern für eine Agrarfabrik – wir müssen auf Bundesebene dafür kämpfen, dass dies zukünftig nicht mehr so einfach möglich sein wird.“
Die Kritik des Kreisverbandes richtet sich vor allem gegen das geplante Beheizen des Gewächshauses mit fossilen Brennstoffen und den hohen Wasserbedarf. So befürchtet Kreis- und Gemeinderätin Lena Koch, „dass es nicht bei einem unbelichteten Gewächshaus bleiben wird, sondern nachträglich eine Ausnahmegenehmigung für eine nächtliche Beleuchtung beantragt und damit versucht werden könnte, das Bayerische Naturschutzgesetz indirekt auszuhebeln.“
Die Bündnisgrünen kritisieren zudem die untere Bauaufsichtsbehörde im Landratsamt Mühldorf am Inn, welche das fehlende Einvernehmen der Gemeinde kurzfristig mit einer Teilbaugenehmigung ersetzt hatte. Laut den grünen Kommunalpolitikern werden mit dieser Entscheidung Tatsachen geschaffen, die sowohl einen außerordentlichen ökologischen Einschnitt darstellen als auch zwei Gemeinderatsbeschlüsse gegen das Gewächshaus der Gemeinde Polling übergehen, denn mit dem Bau würde sich die versiegelte Fläche im Ortsteil Weiding fast verdoppeln.
Spörl: Verlust einer ökologisch wertvollen Ressource
„Von einer optimierten Flächennutzung und einer Reduzierung des Flächenverbrauchs, wie ihn sich die Bayerische Staatsregierung auf die Fahnen schreibt, kann keine Rede sein“, meint denn auch Kreisvorsitzender und Gemeinderat Zacharias Spörl. Zudem gehe mit der Abtragung des landwirtschaftlich humusreichen und besonders C02-bindenden Oberbodens vermutlich eine ökologisch wertvolle Ressource verloren. Wie Koch befürchtet Spörl, dass im Nachhinein genehmigte massive Lichtemissionen sowohl das angrenzende Biotop als auch die Wohnbebauung stark beeinträchtigen werden.
Konkret bezieht er sich auf Artikel 11a Satz 4 des Gesetzes über den Schutz der Natur, die Pflege der Landschaft und die Erholung in der freien Natur (Bayerisches Naturschutzgesetz – BayNatSchG), wonach Beleuchtungen in unmittelbarer Nähe von geschützten Landschaftsbestandteilen und Biotopen nur in Ausnahmefällen von der zuständigen Behörde oder mit deren Einvernehmen genehmigt werden können.
„Solch einen direkten Eingriff in den Biotop- und Artenschutz und die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes dürfen wir nicht widerspruchslos hinnehmen“, erklärt Arz. Deswegen habe die Kreistagsfraktion eine Anfrage an das Landratsamt gestellt, um die Sachlage zu klären. Die „stille Demonstration“ vor Ort sollte „den gigantischen Bau“ mit verhindern helfen.
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