Die Begegnung mit Beate Kraft, Leiterin des Edlinger Seniorenheims „Sonnengarten“, hat mir ein sehr schönes Gefühl mit auf den Weg gegeben. Das Gefühl des Dankbar-seins. Dafür, dass es Menschen gibt, die bei der Entscheidung für ihren Beruf in der Pflege, dem Herzen viel Mitspracherecht gegeben haben und sich mit der Freude an ihrer Arbeit vielen Herausforderungen stellen.
Nina Bufalino im Gespräch mit Beate Kraft.
Erinnern Sie sich daran, wann und wo ihre soziale Ader zum ersten Mal nach Aufmerksamkeit pochte?
Das war schon recht früh. Ich lebte mit meiner Familie in Hofheim, einer kleinen Gemeinde in Hessen. Nach dem Kindergarten war ich oft bei einer Freundin zu Besuch. deren Mutter als ambulante Krankenschwester mit dem Fahrrad auf Hausbesuch fuhr. Die Medikamente und für ihre Arbeit nötigen Utensilien bewahrte sie einem verschlossenen Behandlungsraum auf. Ich war fasziniert von ihrer Tätigkeit und voller Neugierde. Etwas anderes als Krankenschwester zu werden, das wäre für mich nicht in Frage gekommen.
Mit der Ausbildung zur Krankenschwester waren die Weichen für den Beruf in der Pflege gestellt. Gab es auch mal Zweifel daran, diese zwischenmenschliche Stärke und das Interesse für Menschen zum Beruf gemacht zu haben?
Als ich noch „aktiv“ in der Pflege arbeitete, beschlich mich zuweilen der Gedanke, ob ich mit 1,53 Meter Körpergröße und 50 Kilo Gewicht rein körperlich noch bis zur Rente durchhalte. Das änderte aber nie etwas daran, dass mein Weg die beste Entscheidung war und ich auch heute alles genau so wieder machen würde!
Dieser Weg hat Sie, welch Glück, zu uns nach Bayern geführt. Hatten Sie Lust auf Tapetenwechsel?
Oh nein, mein damaliger Mann und ich, wir beide waren so sehr heimatverbunden, dass wir uns nicht mal ein Umsiedeln in eine Nachbargemeinde vorstellen konnten. Unser Sohn Janos kam zur Welt und wir fanden ein kleines Häuschen, welches wir zu einem gemütlichen Nest für unsere Kleinfamilie machten. Die Schichtarbeit meines Mannes war allerdings nicht förderlich für das Familienleben und er bewarb sich, bei der damaligen SüdChemie im bayrischen Heufeld. Er bekam die Stelle, wir zogen nach Prien und ich verliebte mich sofort in das Bayerische Meer und die Berge.
Hat die Geburt von Janos berufliche Veränderungen mit sich gebracht?
In Hessen war ich als stellv. Pflegedienstleitung im ambulanten Pflegedienst unterwegs. Hier anzuknüpfen, ließ sich in Bayern nicht mit den Betreuungszeiten für meinen Sohn vereinbaren. 14 Jahre lange Jahre war ich als Arzthelferin im Priener Neurozentrum tätig und nutze die Zeit, um mich weiterzubilden. Der Weiterbildung zur psychologischen Beraterin, folgte die zum Heilpraktiker für Psychotherapie. Ich bildete mich in der Stresstherapie und Stressdiagnostik fort, besuchte Kurse der Hypnosetherapie und Hypnosetechnik und machte eine Weiterbildung zum Burnout-Coach. Aus Interesse am betriebliche Gesundheitsmanagement entschied ich mich dann für ein Berufsbegleitendes Bachelor-Studium.
Haben Sie dabei nie ihren Beruf in der Pflege vermisst?
Oh doch, das habe ich! Die Anzeige des ambulanten Pflegedienst Mayer Reif Scheck war somit ein Geschenk des Himmels und zum Ende des Studiums war ich bereits als Pflegedienstleitung in seinem Team tätig. Nachdem ich nun meine Bachelorthesis und auch die nötigen Prüfungen zur Pflegedienstleitung bestanden hatte, spielte ich zunächst mit dem Gedanken mich selbständig zu machen. Durch Zufall stieß ich auf einen Artikel im Internet. Dort ging es um den Neubau eines Seniorenzentrums mit ambulanter Betreuung, betreutem Wohnen und Tagespflege. Mit der Idee, in den Bereich der Tagespflege einsteigen können, recherchierte ich den Kontakt zu Klaus Weiß. Er sagte, dass der geplante Neubau nicht zu Stande käme, er aber im „Sonnengarten“ die Stelle als Heimleitung zu vergeben habe. Da ich Herausforderungen einfach liebe und im stationären Sektor noch nicht sehr viel Erfahrung nachweisen konnte, war das meine Chance! An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei Herrn Weiß bedanken, für das wunderschöne Pflegeheim und dass er mir die Möglichkeit gegeben hat dort zu arbeiten. Zum November 2020 übergab er den „Sonnengarten“ an den Caritasverband München Freising e.V..
Sie tragen die Verantwortung für die Bewohner, die Mitarbeiter und die Qualität der zu leistenden Arbeiten. Wie funktioniert das verantwortungsbewusste Arbeiten und wie ist Ihr Umgang mit den Mitarbeitern?
Ich treffe Entscheidungen sehr, sehr selten alleine. Die Pflegedienstleitung, die Hauswirtschaftsleitung, die Leitung der sozialen Betreuung, die Küchenleitung und die Pflegedienstleitung der Tagespflege – wir alle sitzen einmal pro Woche zusammen und diskutieren pro und contra, bis wir zu einem gemeinsamen Ergebnis kommen. Ich halte einen respektvollen Umgang und Achtung in beide Richtungen für sehr wichtig. Wenn ich meinen Mitarbeitern mit Respekt entgegen trete, kommt dies auch in den allermeisten Fällen wieder so zurück. Ein gutes Verhältnis untereinander, sowohl fachlich als auch persönlich, ist von großem Vorteil. Jeder Mitarbeiter soll als individuelle Persönlichkeit gesehen werden. Die Mitarbeiterzufriedenheit liegt mir sehr am Herzen. Sie sind es doch, die den Laden am Laufen halten.
Würden Sie jungen Menschen den Beruf in der Pflege nahelegen und was muss man mitbringen, um sich in diesem Bereich auch langfristig wohlzufühlen?
Die Pflege braucht dringend Nachwuchs und ich würde mir wünschen, dass die Wertschätzung den Pflegekräften gegenüber steigt. Empathie ist eine wichtige Voraussetzung für diesen Beruf und Verständnis. Ein respektvoller Umgang mit den Senioren sollte selbstverständlich sein. Aber auch der Humor darf nicht fehlen!