Ein Labrador ist nach einem Schlangenbiss im Bereich Wasserwiesen der Gemeinde Raubling gestorben. Während die Hundehalterin davon ausgeht, dass ihr Vierbeiner Opfer einer exotischen Giftschlange wurde, könnte laut Tierarzt eine heimische Kreuzotter für den Tod des Hundes verantwortlich sein. Solange der Sachverhalt unklar ist, bittet die Gemeinde Raubling als zuständige Sicherheitsbehörde die Bevölkerung um erhöhte Vorsicht – und bei Sichtung exotischer Schlangen um Mitteilung unter Rufnummer 112 oder 110.
Der Biss einer Kreuzotter kann gefährlich sein – sowohl für Tiere als auch für Menschen. So erlitt 2010 ein 41-Jähriger am Isarufer infolge eines solchen Bisses einen allergischen Schock und lebensbedrohliche Kreislaufprobleme. Im Jahr 2013 musste eine 17-Jährige nach dem Biss einer Höllenotter, eine schwarze Kreuzotter, zehn Tage im Klinikum Rechts der Isar behandelt werden, da sich ihr Bein am Knöchel blau-rot-gelb verfärbt hatte. 2015 brach im Berchtesgadener Lattengebirge ein 57-Jähriger zusammen nach dem Biss einer Bergviper – so der Name der Höllenotter im Alpenraum – und musste in der Kreisklinik behandelt werden. Letztes Jahr musste wiederum eine 11-Jährige nach einem Schlangenbiss bei einer Wanderung in Osttirol vom Notarzthubschrauber ins örtliche Klinikum geflogen werden.
Trotz dieser schlagzeilenträchtigen Meldungen ist die Kreuzotter eine sehr seltene und scheue Schlangenart, deren Rückzugsort die verbliebenen oder renaturierten Moore in der Region sind. Ein Zusammentreffen von Kreuzotter und Mensch bleibt üblicherweise folgenlos, denn die Schlange flüchtet bei der geringsten Erschütterung in ein Versteck. Die einzige Giftschlage Deutschlands beißt tatsächlich nur dann zu, wenn sie sich bedroht sieht – etwa wenn das Tier aufgrund kühler Witterung oder nach einer kalten Nacht noch relativ bewegungsunfähig ist, es von einem Spaziergänger übersehen und versehentlich berührt wird. Generell gilt: Die Schlange nicht in die Enge treiben und ihr stets eine Rückzugsmöglichkeit lassen.
Kreuzotter: vom Aussterben bedroht
In Bayern versucht der Freistaat, vertreten durch das Landesamt für Umwelt und die Naturschutzbehörden, die Kreuzotter sogar vor dem Aussterben zu bewahren. Um die vor rund 100 bis 150 Jahren entwässerten Moore wieder in wertvolle Regenmoore zurück zu verwandeln, investiert der Freistaat seit 2008 beträchtliche Fördermittel über das so genannte „Klimaprogramm Bayern 2050“. Für die Kreuzotter hat das Landesamt für Umwelt zudem ein Artenhilfsprogramm ins Leben gerufen mit dem Ziel, der Schlange wieder mehr ungestörten Lebensraum mit Sonnenplätzen, Winterquartieren und Jagdrevieren zu schaffen. Auch im Raum Rosenheim wurden Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt, beispielsweise in den Rosenheimer Stammbeckenmooren oder im Halfinger Freimoos.
Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Spaziergang auf eine Kreuzotter zu treffen, ist laut Landratsamt eher gering. Auch eine massenhafte Vermehrung durch verbesserte Lebensbedingungen sei nicht zu erwarten, denn in den Mooren leben auch die Fressfeinde der Kreuzotter: Fuchs, Mäusebussard, Uhu oder Storch sorgten dafür, dass sich der Bestand an Schlangen auf natürliche Weise auf einem dem Standort angepassten Niveau hält.
Haltung gefährlicher Wildtiere
Ein Problem können aber exotische Gift- und Würgeschlangen darstellen. Der Markt für solche Tiere wächst – auch in Bayern. Zunächst etwa über das Internet für wenig Geld angeschafft, entkommen die Terrarientiere manchmal oder werden von überforderten Haltern freigesetzt. Dabei ist die Gesetzeslage eindeutig: Wer ein gefährliches Tier einer wild lebenden Art halten will – etwa Wölfe, Bären, Löwen, Tiger, Vogelspinnen oder eben Schlangen -, der benötigt eine Erlaubnis der Gemeinde. Bei der Haltung ist das Tierschutzrecht zu beachten. Erlaubnisse dürfen nur erteilt werden, wenn der Antragsteller ein berechtigtes Interesse nachweist, gegen seine Zuverlässigkeit keine Bedenken bestehen und Gefahren für Leben, Gesundheit, Eigentum oder Besitz nicht entgegenstehen.
Stefan Landprecht, Geschäftsleiter der Gemeinde Raubling, bittet derweil im Bereich Wasserwiesen um erhöhte Aufmerksamkeit. Inzwischen haben zwei Schlangenspezialisten der Freiwilligen Feuerwehr Stadt Kolbermoor jene Umgebung inspiziert, wo kürzlich der Labrador tödlich gebissen wurde. Schilder sind nun aufgestellt, wonach Hunde an der Leine zu führen sind. Bei Beobachtungen soll man sich ruhig verhalten, keine hastigen Bewegungen vollführen und eine Meldung unter 112 absetzen.
Olaf Konstantin Krueger
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