Ein „Like“ kann strafbar sein: Versieht man eine Beleidigung im Internet mit einem „Gefällt mir“, kann das strafrechtliche Folgen haben. Jeder zweite Deutsche ist sich dessen aber gar nicht bewusst.
Für die Meisten ist es sicherlich nicht verwunderlich, dass auch gesetzlich härter durchgegriffen werden muss. Denn 90 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass der Umgang im Internet respektloser ist als im „wahren Leben“. Das ergab eine aktuelle forsa-Umfrage im Auftrag der Generali Deutschland AG und ihres Rechtschutzversicherers Advocard unter 1 025 Internetnutzern ab 18 Jahre.
Cybermobbing: Häufig sind Täter auch Opfer
Der Ton wird nicht nur rauer, sondern verletzend und persönlich angreifend. Rund jeder fünfte Deutsche wurde bereits selbst schon Opfer von Hasskommentaren und Beleidigungen.
Erschreckend hoch ist der Anteil der Opfer unter den jungen Internetnutzern im Alter von 18 bis 29 Jahren: Mehr als jeder Dritte von ihnen wurde im Netz bereits selbst beschimpft oder beleidigt. Als Digital Natives verbringen sie besonders viel Zeit im Netz und werden daher häufiger zur Zielscheibe.
Peter Stahl, Vorstandssprecher bei Advocard, dem Rechtsschutzversicherer der Generali in Deutschland: „Beschimpfungen im Netz scheinen inzwischen zum Alltag zu gehören. Die hohe Anonymität, die räumliche Distanz und geringe Hemmschwellen tragen wohl dazu bei, dass dieser Kanal immer öfter zum Frustabbau genutzt wird und die Grenze zwischen einer kritischen Meinungsäußerung und einer tatsächlichen Beleidigung häufiger überschritten wird.“
Die jungen Internetnutzer scheinen sich dem rauen Umgangston allerdings auch am stärksten anzupassen, denn in keiner anderen Altersgruppe geben so viele User zu, selbst zum Täter geworden zu sein: Vier Prozent der Deutschen gestehen ein, selbst schon einmal andere beleidigt zu haben – doppelt so viele sind es in der Altersklasse der 18- bis 29-Jährigen.
Unkenntnis über Recht und Unrecht ist groß
„Die normalerweise vorhandene Empathie ist im Netz geringer, da wir die direkte Reaktion des Gegenübers nicht sehen. Richtig gefährlich wird es, wenn der Streit eskaliert und es zu Verleumdungen, Hetze und Drohungen kommt“, erklärt die Psychologin Dr. Eva Wlodarek einen Grund für dieses respektlose und verletzende Verhalten. Erschreckend ist jedoch auch die Unkenntnis über Recht und Unrecht: 53 Prozent der jungen Menschen unter 30 Jahren weiß nicht, dass es strafbar sein kann, einen beleidigenden Kommentar mit einem „Like“ zu bestätigen.
Und 19 Prozent denken sogar, sie dürfen andere Menschen ungestraft beschimpfen oder beleidigen. „Die zum Teil gravierenden Fehleinschätzungen der Verbraucher zur Rechtslage im Internet sind alarmierend. Hier ist dringend Aufklärung nötig“, gibt Stahl zu bedenken.
Große Unsicherheit herrscht vor allem beim Urheberrecht: Fast jeder zweite Deutsche weiß nicht, dass es strafbar ist, Filme und Musik oder selbst aufgenommene Videos von Konzerten ins Internet zu stellen.
Besonders die jungen (18 – 29 Jahre) und älteren (ab 60 Jahre) User weisen starke Wissenslücken auf. Mit jeweils rund 60 Prozent liegen sie deutlich über dem bundesdeutschen Durchschnitt. Doch auch das Herunterladen von Filmen oder Musik von digitalen Tauschbörsen sorgt weiterhin für Unklarheiten – so weiß über ein Drittel der User nicht, dass dies illegal ist.
Gegen persönliche Angriffe zur Wehr setzen
Immer wieder werden die Persönlichkeitsrechte Einzelner verletzt: 42 Prozent der Deutschen haben bereits beobachtet, wie ein Nutzer unerlaubt Inhalte oder Bilder eines anderen im Internet veröffentlicht hat. Gut jeder Vierte ist bereits selbst davon betroffen gewesen. Auch hier ist vor allem die junge Altersgruppe betroffen. Von jedem Fünften im Alter von 18 bis 29 Jahren wurden bereits Bilder oder andere Inhalte ohne seine Zustimmung ins Netz gestellt.
„Dabei kann jeder, dessen Persönlichkeitsrechte im Internet verletzt werden, rechtliche Schritte einleiten. Und User, die bedenkenlos mit den Persönlichkeits- und Urheberrechten Dritter umgehen, sollten sich über die möglichen rechtlichen Folgen im Klaren sein“, gibt Anja-Mareen Decker, Juristin, zu bedenken.
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