Rosenheim — Strahlender Sonnenschein zum Auftakt, ergiebiger Regen in der ersten Festwoche, doch die Wiesnbesucher sind wetterhart, ihre Feierlaune unerschütterlich. Das unterhaltsame Rahmenprogramm des 89. Herbstfestes Rosenheim lockt auch bei gewohnt wechselhaftem Herbstwetter auf die Loretowiese. Und die Beamten der Polizeiinspektion Rosenheim sowie der Wiesnwache berichten bislang nur von wenigen Zwischenfällen.
Wettbegeisterte wussten am Samstag, 26. August, schon um 12.08 Uhr, wer 2023 mehr Schläge zum Anzapfen des ersten Fasses Wiesn-Märzen brauchte: Die inoffizielle „Challenge“ gewann Landrat Otto Lederer (CSU) in der AuerBräu-Festhalle mit zwei Schlägen vor Oberbürgermeister Andreas März (CSU) im Flötzinger Festzelt mit drei Schlägen. Doch am ersten Herbstfest-Tag zählten zunächst alle Wiesnbesucher zu den Gewinnern: Nach anfänglich bewölktem Himmel riss die Wolkendecke zum Mittag hin auf und der Himmel strahlte weiß-blau bei Temperaturen um 28 °C. Sehr zur Freude der Brauereien sowie der Fahr- und Laufgeschäfte zeigte das ⭲ Herbstfest Rosenheim seine Sonnenseite – und den wohl schönsten Ausblick auf die Loretowiese hatten jene, die in einer Gondel des Riesenrades dessen höchsten Punkt erreicht hatten.
Das Volksfest machte dann jedoch seinem Namen alle Ehre. Der meteorologische Herbstanfang ist zwar am 1. September, der kalendarische am 23. September, doch das Spätjahr prägte den Samstagabend mit Starkregen und kühlen 18 °C. Das durch Kontraste gekennzeichnete Herbstwetter führte an den darauffolgenden Tagen im Süden Oberbayerns und in Tirol zu ergiebigem Regen, welcher Inn und Donau zeitweise anschwellen ließ. Das Hochwasser hielt die Behörden zwischen Rosenheim und Mühldorf a.Inn bis Mitte der ersten Festwoche in Atem.
Hochwasser an Inn und Mangfall
Unwetter werden oft durch intensive atmosphärische Störungen verursacht, die zu starken Winden, heftigen Niederschlägen, starken Temperaturschwankungen oder anderen Wetterphänomenen führen. Diese Ereignisse können Schäden an Gebäuden, Infrastruktur, Pflanzen und Tieren zeitigen und das menschliche Leben gefährden, was Rettungsdienste und Katastrophenschutz auf den Plan ruft.
Aufgrund des anhaltend ergiebigen Regens warnte das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim vor Ausuferungen, Überschwemmungen und einem Höchststand mit Meldestufe 3, großes Hochwasser, an Inn und Mangfall. Die Fahrrad- und Gehwege an den Unterführungen sowie den Nebenwegen in Gewässernähe waren überflutet, die Innflutmulden sollten nicht mehr betreten werden. Auf dem Chiemsee im Landkreis Rosenheim mussten Boote abgeschleppt, vereinzelt auch geborgen und ihre Insassen von der Wasserwacht Bayern gerettet werden. Diese versetzte zeitweise ihre rund 60 „Air Rescue Specialists“, zu Deutsch: Luftrettungsspezialisten, in Alarmstufe 2 von 3.
Die Stadt Wasserburg a.Inn appellierte, sich vom Inndamm fernzuhalten und keine Absperrungen zu missachten. Der Damm wurde vorsichtshalber vom Brucktor bis zum Ziehweg gesperrt, da das Wasserwirtschaftsamt für die Nacht von Montag, 28. August, auf Dienstag, 29. August, von einer Hochwasserlage der Meldestufe 4 ausging, bei der bebaute Gebiete erheblich überflutet werden können oder der Einsatz der Wasser- oder Dammwehr in größerem Umfang erforderlich ist. Die Lage entspannte sich jedoch deutlich bis Mittwoch, 30. August, der Pegelstand fiel auf Meldestufe 1 bei stellenweise kleineren Ausuferungen. Der Bauhof baute alle Hochwasserschutzmaßnahmen ab und gab den Inndamm wieder frei.
Das Landratsamt Mühldorf a.Inn, in dessen Kreisstadt noch bis Montag, 4. September, das Traditionsvolksfest Mühldorf a.Inn stattfindet, bat die Bevölkerung, sich vom Ufer des Inns fernzuhalten, die Uferbereiche wegen der Gefahr von Unterspülungen oder Abbrüchen zu meiden und keine überfluteten oder teilüberfluteten Straßen respektive Brücken zu befahren. Mittwochvormittag, 30. August, wurde schließlich die Hochwasseralarmstufe auch für den Landkreis Mühldorf a.Inn aufgehoben.
Höhepunkte der zweiten Halbzeit
In der zweiten Hälfte des Herbstfestes ab Montag, 4. September, soll das Wetter wechselhaft bleiben. Das trifft vor allem den Erntedank-Festzug und -Gottesdienst am Sonntag, 3. September, den zweiten Familientag am Mittwoch, 6. September, sowie das Große Brillant-Feuerwerk am Donnerstag, 7. September.
Andrang, Laune und Wirgefühl insbesondere im Flötzinger Festzelt, in der AuerBräu-Festhalle, im Wirtshaus „Johann Auer auf der Wiesn“, in der Almhütte „Zum Tatzlwurm“ und im Proseccostadl könnten wiederum zunehmen. Im Flötzinger Festzelt spielt täglich von 15 Uhr bis 23 Uhr die energiegeladene „Dreder Musi“ unter der Leitung von Kapellmeister Roland Merk, während von Vormittag bis etwa 14.30 Uhr andere Kapellen auftreten. In der zweiten Festwoche können sich die Wiesnbesucher auf „Bast-Scho“ einstellen und auf die Raffemoser Musikanten, die Dettendorfer Betriebsmusik, „Blechbriada“, „Die jungen Hinterberger“ und die Musikkapelle Riedering-Söllhuben. Tisch-Reservierung: 0 80 31/3 66 30.
In der AuerBräu-Festhalle performen in der zweiten Festwoche „De Hirsch’n“, „Saubochmusi“, die Jugendkapelle Flintsbach, die Musikkapelle Au, „Vonga 4er“, die Musikkapelle Niederaudorf und die Musikkapelle Rohrdorf. Und im Wirtshaus „Johann Auer auf der Wiesn“ ist das Musikprogramm zweigeteilt in die Zeit von 11 Uhr bis 17 Uhr und von 17.30 Uhr bis 23 Uhr. In der zweiten Festwoche treten nachmittags Bands auf wie die Kranzhorn Musikanten, Zellbach Musik, „Flinscharanka“, die Raffemoser Musikanten, die Priener Buam sowie „UNS – De bayrische Blechmusi“. Abends kommen dann „Dorf Oxn“ sowie das Onkel Bazi Orchester. Tisch-Reservierung: 0 80 31/7 96 96 79. In der Almhütte „Zum Tatzlwurm“ spielen täglich ab 12 Uhr Bands bayerische und regionale Klassiker, abends werden die Rhythmen heißer und schneller. Und im Proseccostadl gibt’s nachmittags Livemusik und abends legen angesagte DJs auf.
Das sportliche Rahmenprogramm bietet in der zweiten Festwoche drei Höhepunkte: erstens das Internationale Herbstfest-Eisschieß-Turnier 2023 der Herren des Eissportvereins Rosenheim 1978 e. V., Abteilung Eisschießen, am Samstag, 9. September, im ROFA Stadion; zweitens das Hockey-Herbstfestturnier des SB DJK Rosenheim Hockey für Seniorinnen und Senioren am Samstag, 8. September, und Sonntag, 9. September, auf dem Sportbund Campus in der Pürstlingstraße Rosenheim; und drittens das Herbstfest-Boxen in der AuerBräu-Festhalle mit dem Ausgleichskampf Viktor Maier’s Hit Squad vs. Box-Team Hu Salzburg am Sonntag, 10. September.
Stichwort: „Sichere Wiesn“
Die Polizei hat bis auf ein paar Zwischenfälle wie Handgreiflichkeiten, Diebstähle, Wildbiesln und Trunkenheitsfahrten wenig über die erste Halbzeit zu berichten. Allerdings wurde das erste Wiesnverbot schon fünf Stunden nach dem Wiesnauftakt ausgesprochen: Ein 19-jähriger Österreicher hatte Wiesnbesucher vom Balkon eines Festzeltes mit Eiswürfeln beworfen. Weitere Wiesnverbote folgten, etwa gegen einen 20-Jährigen aus Frasdorf, der sich gewalttätig gegenüber einem 29-Jährigen aus Prien zeigte, gegen zwei Rosenheimer, die sich mit der Wiesnwache anlegen wollten, gegen einen betrunkenen 17-Jährigen aus Rosenheim, der vor Mitternacht Passanten beim Verlassen der Loretowiese anpöbelte, und gegen einen 29-jährigen Österreicher, der das Hausverbot eines Stadls ignorierte.
Ihre Meinung ist uns wichtig! Leserbriefe bitte an redaktion@blick-punkt.com oder über unser Kontaktformular.
Leserinnen und Leser dieses Beitrags interessierten sich auch für diese blick-Artikel:
• Herbstfest Rosenheim 2023: Mia seng uns auf da Wiesn! (22.08.2023).
• Gesunder Lifestyle durch Wearables und Fitness-Apps? – Digitale Gadgets sollen Sportmuffel fit machen (10.06.2023).
• Nach Schicksalsschlag: Eltern dankbar für Hilfsbereitschaft – Sandro findet Zugang zu neuem Leben (20.04.2022).
• Mehr Cybergefahren – mäßige Klimabilanz – kein Rechtsanspruch: Homeoffice wird bedingt „neue Normalität“ (08.02.2022).
• Bürgerinnen-Vereinigung „Rückenwind Gesundheitspersonal“ demonstriert gegen „Schwurbelei“ – Riedel: „Impfpflicht leider unumgänglich“ (18.01.2022).
• Corona-Krise: Gedruckte kostenlose Wochenzeitungen begehrt – Schaeffer: „Unverzichtbare Informationsquelle im Lokalen“ (15.02.2021).
• Corona-Krise: Öffnungsperspektive gegen Verzweiflung – Sasse: „Die Lage ist bitterernst“ (10.02.2021).
• Mobile Raumluftreiniger sollen Virenlast in Schulen verringern: „AHA“-Regel wird zur „AHA-L“-Maßgabe (06.10.2020).
• „Corona-Warn-App“: Freiwilligkeit vs. Nutzungspflicht – Infizierte Arbeitnehmer haben Informationspflicht (17.06.2020).