Rosenheims Hagelflieger werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in den nächsten beiden Jahren von Vogtareuth aus starten. In der Jahreshauptversammlung des Hagelforschungsvereins berichtete Landrat Wolfgang Berthaler über den Stand der Verhandlungen mit den Eigentümern des Flugplatzes Vogtareuth sowie mit dem Platzhalter Hermann Selbertinger.
Die Veranstaltung wurde vom zweiten Vorsitzenden, dem Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands Josef Bodmaier geleitet. Der erste Vorsitzende, der stellvertretende Landrat Josef Huber musste krankheitsbedingt passen.
Der Landrat lobte die Gemeinden Vogtareuth und Söchtenau, weil sie das Verbleiben der Hagelflugzeuge in Vogtareuth uneingeschränkt unterstützten. Details des neuen Vertrages müssen nach Angaben von Berthaler noch ausgehandelt werden. Bad Feilnbachs Bürgermeister Hans Hofer, sozusagen der gemeindliche Hausherr, bedankte sich beim Landrat für dessen tatkräftige Unterstützung und bei den aktuell sieben Hagelpiloten für die Durchführung der Einsatzflüge.
Im vergangenen Jahr wurden mit den beiden Hagelflugzeugen 27 Einsatzflüge mit insgesamt 40 Flugstunden absolviert. Georg Vogl, der Einsatzleiter der Hagelabwehr, bilanzierte überwiegend erfolgreiche Einsätze. Lediglich am 11. Juli mussten Hagelschäden verzeichnet werden. Als Grund vermutete Vogl die um eine halbe Stunde verspäteten Starts der Hagelflugzeuge. Er kündigte an, dass die Piloten künftig noch früher mit der Impfung der hagelträchtigen Gewitterwolken beginnen wollen.
Durch die Überarbeitung der alten Hagelgeneratoren an einem sowie der Einsatz einer neuen Generatorentechnik am zweiten Flugzeug konnten die technisch bedingten Ausfälle beim Hagelabwehreinsatz wesentlich reduziert werden. Einsatzleiter Vogl berichtete zudem über die Hagelabwehr-Maßnahmen in Slowenien, Bulgarien und Österreich. In Baden-Württemberg fliegen mittlerweile sieben Einsatzflugzeuge und die Gründung weiterer Hagelstützpunkte beispielsweise in der Vorder- und Südpfalz zeigen die positive Wirkung der Wolkenimpfung mit Silberjodid zur Schadensminimierung auf.
Auch in Tirol sind inzwischen 29 Gemeinden im Bezirk Kufstein und drei Gemeinden im Bezirk Kitzbühel dem dortigen Hagelforschungsverein beigetreten. Wie der erste Vorsitzende Prof. Walter Mayr berichtete, reichen die finanziellen Mittel noch nicht für den Kauf und Betrieb eines eigenen Hagelflugzeuges aus. Mayr bedankte sich daher ausdrücklich bei den „Rosenheimer Nachbarn und Freunden“ für die Einsatzflüge der Hagelabwehr auf österreichischer Seite.
Das Projekt „RO-BERTA“, das die Wetter-Radardaten des Deutschen Wetterdienstes in das Cockpit der Hagelflugzeuge bringt, entwickelt sich weiter positiv. Gute Nachrichten hatte Professor Peter Zentgraf von der Fachhochschule Rosenheim zudem von der Hagel-App der Fachhochschule. Über sie ist es möglich, die Einsatzflüge der Hagelabwehr live auf dem Smartphone zu verfolgen.
Außerdem kann jeder Nutzer Wettermeldungen mit oder ohne Fotos an die Fachhochschule senden. Bisher wurde die App 6.145 Mal heruntergeladen, so Zentgraf. Dem erfolgreichsten Wettermelder Hans Reisner überreichte der Professor ein Geschenk und er wird mit einem Rundflug im Hagelflugzeug belohnt.
Die Fachhochschule plant die App noch in diesem Jahr auch für IOS-Geräte, also für die Nutzer von iPhone und iIPad weiterzuentwickeln. Informationen zur App und den Download gibt es im Google Play Store unter der Suchanfrage „RO-BERTA, Hagelabwehr“ sowie unter www.roberta.fh-rosenheim.de.
Sowohl Professor Zentgraf als auch die Verantwortlichen im Hagelforschungsverein hoffen, dass sich mit Hilfe der App noch viele Bürgerinnen und Bürger in Stadt und Landkreis Rosenheim, aber auch in den Nachbarlandkreisen Traunstein und Miesbach sowie aus den Bezirken Kufstein und Kitzbühel als Wettermelder engagieren.
Zum Abschluss der Veranstaltung zeigte der Meteorologe und Flugwetterspezialist des Deutschen Wetterdienstes Stefan Rubach beeindruckende Bilder über die Entstehung von mächtigen Gewitterzellen sowie Videos über schwere Gewitter und Tornados mit Hagelkörnern von mehr als acht Zentimeter Durchmesser in den USA. Zusammen mit dem meteorologischen Berater der Rosenheimer Hagelabwehr Dr. Michael Sachweh betätigt er sich dort seit vielen Jahren als Gewitterjäger.
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