Erstmals überhaupt ist der 19. März bundesweit der Tag des Gesundheitsamtes. Das Robert Koch-Institut in Berlin rief ihn aus, weil die Gesundheitsämter eine zentrale Säule für den Schutz der Gesundheit der Bevölkerung sind. Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Staatlichen Gesundheitsamtes Rosenheim nutzt diesen Tag, um eine umfassende Bilanz der Arbeit der Gesundheitsbehörde zu ziehen.
Die Zahlen von Dr. Hier belegen, wie vielschichtig die Arbeit des Gesundheitsamtes ist: „Sie ist sehr auf Prävention und Gesundheitsförderung ausgerichtet. Darüber hinaus sind hoheit-liche Aufgaben in der Infektionshygiene sowie ärztliche Begutachtungen durchzuführen. Unsere Patientinnen und Patienten sind in der Regel keine Einzelpersonen sondern die Bevölkerung als Ganzes. Das sind in unserem Zuständigkeitsbereich über 320.000 Einwohner. Wir sind eine Re-gion der Superlative mit einer hohen Dichte an Kliniken und Pflegeeinrichtungen, vielen Kindern und sind reich gesegnet mit Badeplätzen, um nur ein paar unserer Aufgaben zu nennen.“ Der Schutz der Bevölkerung vor übertragbaren Krankheiten ist eine Kernaufgabe des Öffentlichen Gesundheitsdienstes. Dem Gesundheitsamt sind alle nach dem Infektionsschutzgesetz meldepflichtigen Infektionskrankheiten zu melden. Das Gesundheitsamt hat dabei mögliche Infektionsquellen zu ermitteln und die notwendigen Schutzmaßnahmen zu treffen, um eine Weiterverbreitung der Erreger zu verhindern. „Im Jahr 2018 wurden uns insgesamt 1769 Infektionsfälle gemeldet. Darunter waren 545 Fälle von Magen-Darm-Infektionen mit Campylobacter, Salmonellen, Noroviren und anderen Erregern, 553 Grippeerkrankungen und 216 Windpockenfälle. Durch Zecken wurden 98 Erkrankungen an Borreliose und neun an FSME verursacht“, so Hierl.
Das Staatliche Gesundheitsamt überprüft regelmäßig im Rahmen von Schwerpunktprojekten, Regelüberwachungen aber auch bei konkreten Anlässen die 30 überwachungspflichtigen Kliniken in Stadt und Landkreis auf ihr Hygienemanagement. Auch hier führt das Gesundheitsamt Ermitt-lungen durch, wenn der Verdacht auf eine Übertragung von Infektionserregern innerhalb der Einrichtungen besteht. Gemeinsam mit den Fachstellen für Pflege- und Behinderteneinrichtungen – Qualitätsentwicklung und Aufsicht (FQA) werden die 86 stationären Pflegeeinrichtungen sowie ambulanten und betreuten Wohngemeinschaften in Stadt und Landkreis auf Infektionshygiene, Pflege- und Betreuungsqualität hin überwacht.
Alle schulpflichtigen Kinder werden von den Sozialmedizinischen Assistentinnen des Gesundheitsamtes vor der Einschulung in die erste Klasse untersucht. Dies waren für das Schuljahr 2018/2019 3230 Kinder. Hier wurde die gesundheitliche Vorgeschichte des Kindes erfasst, Größe und Gewicht gemessen, das gelbe Kindervorsorgeuntersuchungsheft und das Impfbuch durchgesehen, Seh- und Hörvermögen des Kindes wurden mit speziellen Geräten getestet und die sprachliche und motorische Entwicklung mit standardisierten Testverfahren untersucht. Bei auffälligen Befunden oder wenn die Früherkennungsuntersuchung U9 fehlte, fand noch eine schulärztliche Untersuchung zur Ermittlung der Schulreife und eines Förderbedarfs statt.
Im Rahmen der Umwelthygiene überwachen die Hygienebeamtinnen und -beamte des Gesundheitsamtes die Qualität von Trinkwasser und Badegewässern. „Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. Die Anforderungen daran sind hoch. Trinkwasser muss so beschaffen sein, dass durch seinen Genuss oder Gebrauch die menschliche Gesund-heit nicht geschädigt wird. Dies gilt insbesondere für Krankheitserreger aber auch für chemische und radiologische Stoffe“, so Hierl. Das Gesundheitsamt überwacht die Hygiene von circa 350 Wasserversorgungsanlagen in Stadt und Landkreis. Darüber hinaus erhält es die Meldungen von Überschreitungen des technischen Maßnahmenwertes für Legionellen in den Trinkwasser-Hausinstallationen und überwacht, dass die Eigentümer ihren Pflichten nach der Trinkwasserverordnung nachkommen. Seit Einführung der Meldepflicht 2012 waren dies 645 Überschreitungen.
In der Badesaison 2018 wurde bei allen 50 EU-Badestellen der 35 Seen in Stadt und Landkreis die Hygiene überprüft.
Die Qualitätsanforderungen der entsprechenden EG-Badegewässerrichtlinie wurden dabei erfüllt. Die Sozialpädagoginnen und -pädagogen am Gesundheitsamt sind vorwiegend beratend und präventiv tätig. Die Beraterinnen der staatlich anerkannten Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen begleiten Schwangere bzw. werdende Eltern beim Übergang von der Partnerschaft in die Elternschaft. Sie beraten zu gesetzlichen Ansprüchen, finanziellen Hilfen, bei Problemen im psychosozialen Bereich, Partnerschaftskonflikten, bei Erziehungsfragen, beim Wiedereinstieg in das Berufsleben oder bei der täglichen Lebensbewältigung. Frauen und Männer, die in der Prostitution tätig sind, erhalten in der Beratungs-stelle die nach dem Prostituiertenschutzgesetz vorgeschriebene gesundheitliche Beratung. Ein weiterer Aufgabenbereich ist die sexualpädagogische Präventionsarbeit an Schulen in der 8. Jahrgangsstufe. Dazu zählen unter anderem das Einfühlen in die Bedürfnisse anderer, die Reflexion sexueller Erfahrungen sowie die Fähigkeit, über Sexualität zu sprechen und bewusst Wertentscheidungen treffen zu können. Darüber hinaus werden im Rahmen der schulischen Präventionsarbeit Seminare zur Entwicklung von Medienkompetenz von einer Präventionsfachkraft angeboten. Hierzu besteht in Stadt und Landkreis eine große Nachfrage. Das Staatliche Gesundheitsamt Rosenheim ist zuständig für den Landkreis und die Stadt Rosenheim.
In Bayern gibt es 71 staatliche und fünf kommunale Gesundheitsämter, in Deutschland gibt es rund 400 Gesundheitsämter. Der 19. März, der Tag des Gesundheitsamtes, ist der Geburtstag von Johann Peter Frank. Der 1745 in der Pfalz geborene Arzt gilt als Begründer des Öffentlichen Gesund-heitswesens, der Sozialhygiene und des Öffentlichen Gesundheitsdienstes.
Mehr Informationen zum Thema gibt es auch im Internet unter:
https://www.rki.de/DE/Content/Institut/Public_Health/TdGA.html
Nina Bufalino