Das Pub „The Old Oak“ ist ein besonderer Ort:
letzte Bastion gegen den seit 30 Jahren fortschreitenden Verfall eines einst florierenden Grubendorfes im Nordosten Englands und Sammelpunkt, der sich vom „System“ verraten fühlenden Gemeinschaft ehemaliger Mienenarbeiter.
Wirt TJ Ballantyne kann die Kneipe gerade so am Laufen, sich selbst dabei aber kaum über Wasser halten. Nicht einfacher wird die Lage durch die kritisch beäugte Ankunft syrischer Flüchtlinge, die in den zahlreichen leer stehenden Häusern des Dorfes untergebracht werden.
Trotz der vielen Anfeindungen entwickelt sich zwischen der jungen Syrerin Yara und dem Kneipenbesitzer eine Art Freundschaft.
Regie: Ken Loach, mit Dave Turner, Ebla Mari, Claire Rodgerson, FSK 6.
Ken Loachs neues Filmdrama über Verlust, Angst, aber auch Solidarität, feierte dieses Jahr in Cannes seine umjubelte Premiere. Zurecht? Ich finde schon. Ken Loach beschönigt (mal wieder) nichts. Er zeigt es „nackert“, wie man in Bayern sagt. Pur.
Mit Ken Loachs vorangegangenen zwei Filmen bildet „The Old Oak“ eine Trilogie des englischen Nordostens, die mit „Ich, Daniel Blake“ über einen älteren Arbeiter startete, „Sorry We Missed You“, die Familie des Protagonisten begleitete und schließlich mit „The Old Oak“ den Blick auf eine ganze Community weitete. Wir sollten den ungeschönten Blick von Ken Loach ruhig genießen und zulassen.
Der 87-Jährige sagte dieses Jahr in Locarno, dass er „solch eine Kraftanstrengung wie bei ‚The Old Oak’ nicht noch einmal schaffen würde.“ Und wie immer sollten wir ihm glauben.
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Andrea Hailer, soulkino
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