Update: SOKO „Prager“ ermittelt – Anschläge von Waldkraiburg geklärt
Foto: Bundespolizei
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Update: SOKO „Prager“ ermittelt – Anschläge von Waldkraiburg geklärt

Update: Anschläge von Waldkraiburg geklärt und schwere Straftaten verhindert  – 25-jähriger Mann in Mühldorf festgenommen.

Nach der schweren Brandstiftung in der Waldkraiburger Innenstadt in den frühen Morgenstunden des Montags, 27. April 2020, wurde bei der Kriminalpolizeistation Mühldorf am Inn die Sonderkommission „Prager“ ins Leben gerufen. Die Sachleitung hat die Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) bei der Generalstaatsanwaltschaft München. Nun wurde gegen einen 25-jährigen Mann Haftbefehl wegen versuchten Mordes, Brandstiftung, gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung in 3 Fällen erlassen.

Rohrbomben im Gepäck

Am Freitagabend, 8. Mai 2020, wurde ein 25-jähriger Mann  am Bahnhof in Mühldorf am Inn von einer Streife des Bundespolizeireviers Mühldorf kontrolliert, da er zuvor eine Regionalbahn ohne gültiges Zugticket benutzt hatte. Im Rahmen der genaueren Überprüfung stießen die Kontrollbeamten im Gepäck des Mannes auf mehrere zündfähige Rohrbomben.

Daraufhin wurde das Bahnhofsgelände sofort evakuiert und weiträumig abgesperrt. Gegen 22 Uhr wurde die Gesamteinsatzleitung vom Polizeipräsidium Oberbayern Süd übernommen. Alarmierte Spezialkräfte der Bundespolizei sicherten die Rohrbomben und sorgten für eine gefahrlose Übergabe an die Technische Sondergruppe der Bayerischen Polizei. Gegen 04:30 Uhr wurde die Absperrung des Bahnhofs wieder aufgehoben.

In der Zwischenzeit wurde der, in Altötting geborene 25-jährige deutsche Staatsangehörige (Sohn türkischstämmiger Eltern), von den Kriminalbeamten der SOKO „Prager“ vernommen. Dabei räumte er ein, die Anschläge gegen die türkischen Gewerbetreibenden im Stadtgebiet von Waldkraiburg im Zeitraum zwischen dem 16. April bis zum 6. Mai begangen haben.

Wie bereits mehrfach berichtet, wurden in diesem Zeitraum ein Friseursalon, eine Pizzeria und ein Kebaphaus mit Steinwürfen angegriffen. Besonders schwerwiegend war der Großbrand nach einem – mittlerweile feststehenden – Brandanschlag in den frühen Morgenstunden des 27. April 2020 in einem Lebensmittelgeschäft am Waldkraiburger Sartrouvilleplatz. Die im Gebäude anwesenden 27 Bewohner konnten in Begleitung der Feuerwehr in Sicherheit gebracht werden. Dabei wurden sechs Menschen verletzt, es entstand Sachschaden in Höhe von mehreren Millionen Euro. Zum Tatmotiv äußerte der Beschuldigte „Hass“ auf türkische Mitbürger im Zusammenhang mit seiner Anhängerschaft zum Islamischen Staat.

Weitere Rohrbomben in Wohnung und Auto

In seiner Vernehmung äußerte sich der Beschuldigte zu weiterem Sprengstoff, welcher sich in einem Pkw in einer Tiefgarage in Garching an der Alz befinden würde. Außerdem gab er an, dass in seiner Wohnung in Waldkraiburg eine Waffe mit Munition, Schwarzpulver, Phosphor und andere verschiedene Stoffe vorhanden seien.

Aufgrund dieser Angaben wurden im Rahmen parallel laufender Einsatzmaßnahmen durch das Polizeipräsidium Oberbayern Süd in Garching an der Alz, gegen 23:20 Uhr, zwei Gebäude vorsorglich evakuiert. Für die 24 betroffenen Personen wurde in einer Turnhalle eine vorübergehende Unterkunft bereitgestellt. Unter größten Sicherheitsvorkehrungen barg die Technische Sondergruppe des Bayerischen Landeskriminalamts unter anderem eine größere Anzahl weiterer Rohrbomben aus dem Pkw und sorgte für deren gesicherten Abtransport. Gegen 04:45 Uhr konnten die evakuierten Bewohner in ihre Wohnungen zurückkehren.

Aus dem Gebäude in Waldkraiburg, in dem der 25-Jährige wohnte, sowie aus dem dortigen Nachbargebäude wurden gegen 3:30 Uhr ebenfalls 60 Personen vorsorglich evakuiert. Die Bewohner wurden vorübergehend im Feuerwehrhaus Waldkraiburg untergebracht.

Auch an dieser Örtlichkeit gingen die Spezialkräfte der Technischen Sondergruppe unter größtmöglichen Sicherheitsvorkehrungen vor. In der Wohnung des Beschuldigten konnte eine Pistole sowie weiteres Beweismaterial aufgefunden und sichergestellt werden. Die evakuierten Hausbewohner konnten am gestrigen Samstag, gegen 08:00 Uhr, nach Beendigung der polizeilichen Maßnahmen wieder in ihre Wohnungen zurückkehren.

SOKO „Prager“ und ZET ermitteln weiter

Auch nach der Festnahme des 25-jährigen Mannes werden die Ermittlungen bei der Sonderkommission „Prager“ in enger Zusammenarbeit mit der ZET bei der Generalstaatsanwaltschaft München mit Hochdruck fortgeführt. Insbesondere zur Motivlage des Mannes und zu den genauen Tatabläufen sind noch weitreichende Ermittlungen und Recherchen erforderlich. Außerdem sind weit über 150 gesicherte kriminaltechnische Spuren zu analysieren sowie äußerst umfangreichen Daten (u. a. aus Videoaufzeichnungen) und Zeugenaussagen akribisch auszuwerten.

Der Beschuldigte wurde noch am  Samstag, 9. Mai, auf Antrag der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus bei der Generalstaatsanwaltschaft München dem zuständigen Ermittlungsrichter beim Amtsgericht München vorgeführt. Dieser erließ antragsgemäß gegen den Beschuldigten Haftbefehl wegen versuchten Mordes in 27 Fällen, schwerer Brandstiftung und gefährlicher Körperverletzung sowie wegen Sachbeschädigung und ordnete Untersuchungshaft an. Der Beschuldigte befindet sich in einer bayerischen Justizvollzugsanstalt.

Pressemitteilung der Polizei

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In der Nacht auf Mittwoch, 6.5.2020, kam es im Stadtgebiet von Waldkraiburg erneut zu einer Sachbeschädigung zum Nachteil eines türkischen „Kebaphaus“. Die eingeleiteten Fahndungsmaßnahmen unter Federführung des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd mit einem hohen Kräfteansatz blieben bislang erfolglos. Die SOKO „Prager“ ermittelt.

 Gegen 2:50 Uhr verständigte ein Anwohner der Franz-Liszt-Straße aus Waldkraiburg über Notruf die Polizei und teilte mit, dass bei einem benachbarten Imbiss eine Fensterscheibe eingeworfen wurde. Es entstand Sachschaden in Höhe von etwa 1.000 Euro.

Unmittelbar darauf veranlasste die Polizei eine umfangreiche Fahndung mit einer Vielzahl von zivilen und uniformierten Streifenbesatzungen. Auch ein Personensuchhund und ein Polizeihubschrauber sowie zwei Streifen der Bundespolizei waren in die Fahndungsmaßnahmen eingebunden. Bislang blieb die Fahndung erfolglos.

Da ein Zusammenhang mit den bisherigen Taten gegen türkische Gewerbetreibende aus Waldkraiburg (wir berichteten) nicht auszuschließen ist, wird dieser Fall von der mit Hochdruck ermittelnden SOKO „Prager“ bei der Kriminalpolizeistation Mühldorf am Inn übernommen.

Die SOKO „Prager“ bittet um Hinweise aus der Bevölkerung. Wer hat in den frühen Morgenstunden des Mittwochs, 6.5.2020, zwischen 1 und 3:30 Uhr in der Franz-Liszt-Straße von Waldkraiburg oder in der näheren Umgebung verdächtige Personen oder Fahrzeuge festgestellt?

 Sachdienliche Hinweise zur aktuellen Sachbeschädigung oder zu den zurückliegenden Taten im Zusammenhang mit den Ermittlungen der SOKO „Prager“ können an die Hotline unter der Rufnummer 08031/200 – 3180 (8 – 22 Uhr) oder 0803 /200-3087 (22 – 8 Uhr) und bei jeder anderen Polizeidienststelle abgegeben werden.

Auch das Medien Upload Portal, welches die SOKO für private Bild- und Videoaufnahmen eingerichtet hat, steht für Hinweise aus der Bevölkerung nach wie vor zur Verfügung. Es ist unter folgendem Link erreichbar: https://medienupload-portal03.polizei.bayern.de. Die Erläuterungen wurden in deutscher, türkischer und englischer Sprache zur Verfügung gestellt.

Pressemitteilung der Polizei

Lesen Sie hier:
Lebensmittelgeschäft am Stadtplatz in Waldkraiburg wird Raub der Flammen

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