Erkrankung mit dem Borna-Virus im Landkreis Mühldorf aufgetreten
Foto: Christopher Pluta
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Erkrankung mit dem Borna-Virus im Landkreis Mühldorf aufgetreten

Im westlichen Landkreis Mühldorf a. Inn ist kürzlich ein Fall einer Erkrankung nach Infektion mit dem äußerst seltenen, aber lebensbedrohlichen Borna-Virus (BoDV-1 – Borna Disease Virus 1) aufgetreten. Bisher sind rund 40 Fälle von BoDV-1 Erkrankungen beim Menschen nachgewiesen worden. Aktuell werden jährlich weniger als zehn Fälle für ganz Deutschland gemeldet, eine überwiegende Mehrheit jedoch aus Bayern.

Das Borna Disease Virus 1 (BoDV-1) war ursprünglich als Erreger der Borna’schen Krankheit bei Pferden, Schafen und anderen Säugetieren in Mitteleuropa bekannt. Im Jahr 2018 wurde das Virus erstmalig als Ursache für schwere Gehirnentzündungen (Enzephalitiden) beim Menschen nachgewiesen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch außerhalb von Transplantationen kann nach aktuellem Wissensstand ausgeschlossen werden.  Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) weist darauf hin, dass eine Übertragung nach dem aktuellen Stand der Forschung durch den Kontakt zu der Feldspitzmaus (Crocidura leucodon) und deren Ausscheidungen erfolgen kann.

Infizierte Feldspitzmäuse scheiden die Viren unter anderem über Speichel, Urin und Kot aus. Da sich der Landkreis Mühldorf a. Inn ebenso wie weite Teile Südostbayerns laut Robert Koch-Institut (RKI) in einem Endemiegebiet für das Borna Disease Virus 1 befinden und im Landkreis in den vergangenen drei Jahren zusätzlich zum aktuellen Fall noch zwei weitere Erkrankungen auftraten, steht das Landratsamt Mühldorf a. Inn in engem Austausch mit den Expertinnen und Experten des LGL. Das LGL wird den aktuellen Infektionsfall in seiner laufenden Forschung zum Borna-Virus berücksichtigen.

Landrat Max Heimerl setzt sich dafür ein, die bisherigen Studien zu intensivieren, um die Situation vor Ort, Ursache und die bisher nicht bekannten Ansteckungswege aufzuklären und dadurch weitere Ansteckungen zu vermeiden.

Das LGL wie auch andere Fachbehörden empfehlen grundsätzlich, den Kontakt zu Spitzmäusen und deren Ausscheidungen zu vermeiden und einige Vorsichtsmaßnahmen zu beachten:
• Lebende oder tote Spitzmäuse sollten nicht mit bloßen Händen berührt werden.
• Sollten Spitzmäuse im häuslichen oder Arbeitsumfeld identifiziert werden, gilt es, ihre Nahrungsquelle herauszufinden und sie ihnen zu entziehen. Spitzmäuse akzeptieren z. B. im Außenbereich angebotenes Hunde- oder Katzenfutter. Auch Komposthaufen oder andere Abfälle können durch das reiche Nahrungsangebot an Insekten für Spitzmäuse interessant sein.
• Generell sollen Orte, an denen ein Kontakt mit den Ausscheidungen von Spitzmäusen auftreten kann, wenn möglich (auch) von spielenden Kindern gemieden werden bzw. Arbeiten dort sollten nur unter den entsprechenden Hygiene- bzw. Vorsichtsmaßnahmen (s. u.) erfolgen. Dies sind z. B. Straßenböschungen, Steinmauern oder unter Hecken, oder generell auch in Schuppen oder andere für wildlebende Kleintiere zugängliche Gebäudeteile.
• Spitzmäuse sollten nicht als Haustiere gehalten werden!

Weitere Informationen bietet das LGL im Internet unter https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/infektionsschutz/infektionskrankheiten_a_z/borna/index.htm

 Empfehlungen für die Beseitigung von toten Spitzmäusen, Ausscheidungen und Reinigung:
• Sollten Sie in Ihrem Wohn- oder Arbeitsumfeld tote Spitzmäuse finden (z. B. weil eine Katze diese ins Haus gebracht hat) sollten die Tierkörper sicher beseitigt und kontaminierte Flächen (Böden, Arbeitsflächen und andere Oberflächen) sorgfältig mit Haushaltsreiniger gesäubert werden.
• Tragen Sie Gummihandschuhe und bei Staubentwicklung möglichst FFP2-Masken.
• Nehmen Sie die toten Spitzmäuse in einer über die Hand gestülpten Plastiktüte auf,
verschließen und entsorgen Sie diese mit dem Hausmüll.
• Besprühen Sie tote Spitzmäuse und Ausscheidungen zunächst gründlich mit einem
handelsüblichen Reinigungsmittel. So verhindern Sie, dass bei der Entsorgung bzw.
Reinigung virusbeladener Staub aufgewirbelt wird.
• Nach staubigen Arbeiten duschen Sie sofort (inkl. Haare waschen) und waschen Sie
die benutzte Arbeitskleidung.

Woran erkennt man eine (Feld-)Spitzmaus?
Spitzmäuse haben deutlich spitzere Nasen bzw. Gesichter als echte Mäuse. Zudem zeichnen
sie sich durch einen stechenden Geruch sowie relativ kleine Augen und Ohren aus.
Feldspitzmäuse sind insgesamt sehr selten. Sie leben auf Brachgebieten, z.B.
Straßenböschungen, Steinmauern oder unter Hecken. Sie sind scheu und nachtaktiv,
Begegnungen zwischen Feldspitzmaus und Mensch sind eher selten. Mit der Feldspitzmaus
eng verwandt sind Garten- und Hausspitzmaus. Die Feldspitzmaus kann anhand ihrer
zweifarbigen Färbung mit deutlicher Grenze zwischen Ober- (grau/braun) und Unterseite
(weiß) von der Garten- und der Hausspitzmaus (fließender Übergang) unterschieden werden.
Es ist bisher unbekannt, ob auch die Garten- oder die Hausspitzmaus BoDV-1 übertragen
kann.

Besorgte Bürgerinnen und Bürger können sich per Mail an Servicestelle@lgl.bayern.de
wenden.

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