3. Overtime – 5. Sieg. Wiedermal müssen die Fireballs Bad Aibling in die Verlängerung und wiedermal stehen am Ende zwei Punkte auf der Habenseite. In Herzogenaurach gewinnen die Kurstädter 81:80 und halten somit Anschluss zur Tabellenspitze.
„Langsam wird es ein wenig unheimlich. Das man in elf absolvierten Spielen drei Mal in die Overtime muss ist schon recht ungewöhnlich. Wenn man dann auch noch all diese fünf Spiele für sich entscheidet kann man durchaus von einer kleinen Sensation sprechen,“ beschreibt Neuzugang Nemanja Kekic die Lage nach dem nächsten Krimierfolg seiner Mannschaft. Das die Nerven von Spielern und Zuschauern wiedermal so in Anspruch genommen wurden lag dabei vor allem an der ungewöhnlich schwachen Offensive der Fireballs.
Überhaupt war vor Beginn der Partie nicht damit gerechnet worden, sich schon wieder einem derart harten Kampf aussetzten zu müssen. Immerhin hatte man als Tabellenzweiter im Spiel gegen den Vorletzten die absolute Favoritenrolle inne und konnte wiedererwartend mit dem gesamten Kader nach Mittelfranken reisen, denn der angeschlagene Centerspieler der Fireballs Miljan Grujic, meldete sich kurz vor Spielbeginn fit und konnte somit von Coach Burci eingesetzt werden.
So startete man also mit der gewohnten ersten Fünf, bestehend aus Bradaric, Bergfeld, Valerien, Weiß und Grujic in die Partie. Das man auf keinen gewöhnlichen Tabellenvorletzten treffen würde, merkten die Fireballs dann bereits bei Bekanntgabe der Startaufstellung der Gastgeber. Mit Nils Haßfurther, Moritz Sanders und Matthew Meredith schickte Aurachs Trainer gleich drei junge Deutsche Talente des Kooperationspartners BC Falcons Nürnberg (ProA) aufs Parkett, allesamt maximal 18 Jahre jung. Ergänzt wurden sie durch den erfahrenen Topscorer der Longhorns Michael Kaiser und dem wahrscheinlich längsten Spieler der Liga Tanor Ndong. Eine schlagkräftige Truppe also die den Fireballs eine Menge abverlangen sollte.
Die Zuschauer in der spärlich gefüllten Gymnasium Halle am Burgstaller Weg sahen von Beginn an eine sehr ausgeglichene Begegnung. Während der TBA zu Beginn versuchte seine körperliche Überlegenheit in eins-gegen-eins Situationen in Korbnähe auszuspielen, suchten und fanden die Gastgeber ihr Heil in der Distanz. Vor allem der erst 16-jährige Meredith machte den Kurstädtern in der Anfangsphase von jenseits der 6,25m zu schaffen. Auf der Gegenseite implementierte Herzogenaurach eine sehr enge Zone und versuchte so das atlethische Spiel der Fireballs zum Erliegen zu bringen, was auch über weite Strecken der Partie gelang.
Bad Aibling verzettelte sich wie so oft in Einzelaktionen und versäumte es die Zone in den Schnittstellen zu attackieren bzw. den Ball laufen zu lassen. Dies führte zu vielen einfachen Ballverlusten und hielt die Hausherren so im Spiel. So ging es beim Stand von 25:24 für den TBA in die erste Viertelpause. Im zweiten Viertel das gleiche Bild. Beide Mannschaften verteidigten stark und ließen demensprechend wenige Punkte zu. Zudem verordneten die Schiedsrichter dem Spiel eine strikte und sehr kleinliche Linie die frühzeitig zu Foulproblemen auf beiden Seiten führte. Aiblings Kapitän David Bergfeld (18 Punkte/8 Rebounds) wurden früh in der Partie zwei Fouls gepfiffen, was sich zum Ende der Partie noch als Problem erweisen sollte.
Die Führung schwappte nun hin und her. Die Mittelfranken schraubten mit zunehmender Spieldauer, vor allem bedingt durch den starken Guard Vedran Lakic, ihre Dreierquote immer weiter nach oben, während auf der Gegenseite Aiblings Allzweckwaffe Malo Valérien (18/5/5) für Zählbares sorgte. So endete das zweite Viertel beim Stand von 42:42. Auch im dritten Spielabschnitt haderte Bad Aibling mit der Offensive. Man fand einfach kein adäquates Mittel gegen die enge Mann-Raum-Verteidigung es Gegners.
Das man in dieser Phase nicht ins Hintertreffen gelang lag vor allem an der eigenen starken Defensive. Nemanja Kekic (10/5) und Milja Grujic (11/1) erklärten die eigene Zone über weite Strecken zum Sperrgebiet und den Guards der Aiblinger um Simon Bradaric (16) und Justin Kaifosch (3) gelang es nun besser die Distanzwürfe des Gegners zu stören. So sank die Quote der Aurachstädter etwas, konnte sich in der Endabrechnung mit 45,2 Prozent von außen aber trotzdem sehen lassen. Beide Mannschaften kämpften nun verbissen um jeden Ball und so nahm die Härte der Partie stetig zu, wurde aber zu keiner Zeit unfair. Der TBA ging dabei mit einer Zwei-Punkte-Führung in den Schlussabschnitt (59:57). Die fehlende Trainingspraxis machte sich bei den Fireballs nun immer weiter bemerkbar, denn die offensiven Systeme fanden auch im vierten Viertel fast keinerlei Erfolg.
Viel zu oft leistete man sich Fehler im Timing bzw. der Abstimmung und so ergatterten sich die Longhorns rund fünf Minuten vor dem Ende eine Führung von drei Punkten. Bad Aibling kämpfte sich allerdings schnell zurück in die Partie. Angeführt vom plötzlich erstarkten Claus Weiß (18) lag man eine Minute vor Schluss mit einem Punkt in Front (81:80). Nach einem getroffenen Freiwurf von Meredith hatte Malo Valerien mit Ablauf der regulären Spielzeit die Chance den Sieg einzutüten, scheiterte aber knapp mit einem Sprungwurf von Höhe der Freiwurflinie. So ging es also wiedermal in die Verlängerung. Nach zwei direktaufeinanderfolgenden Fouls von Bergfeld, musste dieser direkt zu Beginn der Overtime auf der Bank platznehmen. Ein erster Schock für die Fireballs, der allerdings nur wenige Minuten anhielt.
Die Lonhorns nutzten das Momentum, setzten sich auf 86:81 ab und sahen drei Minuten vor Ende wie der sichere Sieger aus. Doch der TBA kämpfte sich zurück in die Partie und überrannte angeführt von Weiß und Bradaric die Gastgeber nun förmlich. Plötzlich lief es für Bad Aibling und so entschied der Tabellenzweite die Begegnung mit 96:89 für sich. Für Bad Aibling spielten außerdem: Guggenhuber, Marco Hack-Vazquez, Manu Hack-Vazquez (2), Daniel Moritz und Benni Ivancic.
Die Stimmen zum Spiel:
David Bergfeld: „Wer fünfmal in der Verlängerung gewinnt hat anscheinend gute Nerven. Das Team fightet immer bis zuletzt, das ist genau das was uns in dieser Saison auszeichnet und was uns auch heute den Sieg beschert hat.“
Tobi Guggenhuber: „Für mich war das die schlechteste Leistung der letzten beiden Jahre. Wir haben offensiv über die gesamte Partie kein Rezept gefunden und jegliche Ordnung vermissen lassen. Das wir dann trotzdem wieder gewinnen und das nach Overtime zeugt allerdings von Charakter. Wir haben eine super Moral, das macht in dieser ausgeglichenen Liga oftmals den Unterschied.“
Durch diesen Sieg bleibt Bad Aibling (9:2) dem Tabellenführer aus Coburg (9:1) auf den Fersen. Kuriose Randnotiz, die Fireballs stellen nach elf Spieltagen sowohl die beste Offensive als auch die schlechteste Defensive der gesamten Liga. Auf die Fireballs wartet nun eins ganz besonderes Highlight. Nächstes Wochenende kommt es zum letzten Heimspiel für den scheidenden Kapitän David Bergfeld, der zum Jahresende das Team in Richtung USA verlassen wird. Gegen den Tabellensechsten aus Jena soll dabei natürlich ein Sieg eingefahren werden, um Dave gebührend zu verabschieden.