„Es ist schön, wie viele Stammkunden die Wertschätzung für meine Arbeit zum Ausdruck bringen, wenn Sie meine Persönlichkeit und Herzlichkeit loben. Außerdem macht die Arbeit durch die gute Zusammenarbeit und den respektvollen Umgang der Kollegen untereinander wirklich Spaß“, sagt Dominikus Kendlinger. Der 31-Jährige arbeitet seit der Eröffnung 2016 in der Cafesitobar am Bahnhofsplatz 14 in Wasserburg und erzählt – inzwischen gerne – über den Berufsweg, der ihn dorthin führte.
„Ich wollte eigentlich immer etwas im Bereich Garten und Holz machen. Nach dem Hauptschulabschluss habe ich ein Berufsbildungsjahr gemacht und bin dann leider an einen Betrieb geraten, bei dem auf der persönlichen Ebene alles schiefgelaufen ist. Ich musste die Ausbildung schließlich abbrechen, obwohl es in der Schule gut lief“, erinnert sich Kendlinger.
„Zum Glück bin ich dann zur Stiftung Attl gekommen, wo mich meine Ansprechpartner wieder aufgebaut haben und ich in der Werkstatt für behinderte Menschen in der Attler Gärtnerei beruflich Fuß fassen konnte“, sagt Kendlinger – und weiter: „Als es mir dann besser ging, habe ich per Zufall die Stellenausschreibung für die Cafesitobar entdeckt und mich dann gleich beworben. Ich wünschte mir eine Arbeit, bei der ich mehr mit Menschen zu tun habe, und wollte den Sprung auf eine Außenarbeitsstelle schaffen. Im Auswahlverfahren habe ich mich dann gegen fünf Mitbewerberinnen und Mitbewerber durchgesetzt“, erzählt er stolz.
„Natürlich war ich am Anfang sehr aufgeregt im Umgang mit den Kunden, aber weil es mein Traumjob ist, fiel es mir leicht, mir all die Fähigkeiten für die Arbeit in der Küche, an der Kasse und im Service anzueignen. Ich werde von Jahr zu Jahr selbstsicherer und es tut wirklich gut, ‚draußen‘ zu arbeiten“, sagt Dominikus.
Mit „draußen arbeiten“ beschreibt Dominikus Kendlinger seine Arbeitsstelle, die eine der rund 25 Stellen ist, die die Inntalwerkstätten, die zur Stiftung Attl gehören, bei Firmen außerhalb der Einrichtung haben. „Wir freuen uns, dass wir dieses Angebot haben, um die Beschäftigten weiter in Arbeit zu festigen, damit einigen von ihnen schließlich der Schritt auf den ersten Arbeitsmarkt gelingt“, erklärt Michael Wagner, Leiter Unternehmenskommunikation & Fundraising bei der Stiftung Attl.
Fabian Wilhelm, Bereichsleiter bei der Agentur für Arbeit Rosenheim, fügt hinzu: „Menschen wie Dominikus sind Vorbilder für andere Menschen mit Behinderung und echte Mutmacher. Sie zeigen ihnen, wie Teilhabe am Arbeitsleben und Inklusion trotz behinderungsbedingter Einschränkungen gelingen kann. Auch wir betrachten es als große Aufgabe die Menschen mit körperlichen und psychischen Einschränkungen – gerade die zweite Gruppe wird immer größer – bestmöglich zu unterstützen und ihnen dabei zu helfen einen Arbeitsplatz zu finden, beispielsweise in einer Werkstatt.
Oder wenn es richtig gut läuft wie bei Dominikus einen Außenarbeitsplatz“, so Wilhelm: „Eine solche Beschäftigung ist häufig für Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite gleichermaßen eine Win-Win-Situation und wir haben ein spezielles Team, das Menschen mit Behinderung und Rehabilitanden unterstützt.
Informationen stehen im Internet unter www.arbeitsagentur.de/menschen-mit-behinderungen. Interessierte Bewerber und Unternehmen können sich auch gerne unter der Rufnummer 08031/202-271 bei der Agentur für Arbeit Rosenheim melden und über Unterstützungsmöglichkeiten informieren.“
Guido Zwingler ist Geschäftsführer der FairJob GmbH, einer Tochtergesellschaft der Stiftung Attl. Zu ihr gehört neben einem Gartenbau- und einem Malerbetrieb auch die Cafesitobar in Wasserburg. Er hebt hervor, dass Kendlinger bei der Cafesitobar, nach wie vor im „geschützten Raum“ arbeitet: Die Inntalwerkstätten unterstützen bei Bedarf mit zwei Fachkräften für Außenarbeitsplätze, wenn es bei der Arbeit einmal nicht so rund läuft“, erklärt er. „Im vergangenen Jahr waren wir im Café vor eine personelle Herausforderung gestellt, weil eine Mitarbeiterin plötzlich ausfiel. Wir haben daraufhin die Öffnungszeiten reduziert und Dominikus hat sich so sehr unter Druck gesetzt, weil er auf seinem Arbeitszeitkonto dadurch ins Minus gerutscht ist. Da war es ganz wichtig, dass die Kollegen mit ihm über diese Sondersituation gesprochen haben und sie dadurch alles wieder geraderücken konnten.“ Und Dominikus fügt hinzu: „Ja, das tat gut. Ich habe in den vergangenen Jahren sehr viel an Selbstwertgefühl hinzugewonnen. Dies möchte ich beibehalten und noch stressresistenter werden. Wer weiß, vielleicht wage ich dann die Bewerbung auf eine Stelle auf dem 1. Arbeitsmarkt.“