Die coolste Jugendbeteiligungskonferenz der Republik
"#myvision" bietet Jugendlichen nun im vierten Jahr die Möglichkeit, bei Bürgermeister und Gemeinderäten ihre Wünsche vorzutragen. Foto: Yuri A/panthermedia

Die coolste Jugendbeteiligungskonferenz der Republik

Jugendbeteiligung im Landkreis Rosenheim wird bundesweit zum Vorzeigemodell.

Jugendliche zur Mitgestaltung ihres Lebensumfelds in den Gemeinden zu bewegen kann schwierig sein – muss es aber nicht. Der Kommunalen Jugendarbeit im Landkreis Rosenheim ist mit „#myvision“ etwas gelungen, was inzwischen bundesweit mit Aufmerksamkeit verfolgt wird. Moderator Erik Flügge aus Köln, der von Anfang an dabei ist, schrieb auf Facebook von der „coolsten Jugendbeteiligungskonferenz der Republik“.

Karola Kellner vom Kreisjugendamt Rosenheim, die bisher alle Jugendkonferenzen und Jugendforen organisierte, stellte das Konzept mit dem Titel „Rosenheimer Modell“ inzwischen in mehreren Veranstaltungen vor, zuletzt in Berlin. Grundlage sind gelingende Kooperationen auf unterschiedlichen Ebenen wie zwischen Landkreis und Kommunen, zwischen Jugendarbeit und Schulen, von Jugendlichen untereinander und bei überscheidenden Themen zwischen einzelnen Gemeinden. Das Erfolgsrezept ist einfach, nämlich junge Menschen mit ihren Bedürfnissen ernst nehmen. Und ernst nehmen heißt in erster Linie, sich auf die Auseinandersetzung mit Themen einzulassen.

So genannte „Jugendparlamente“ und ähnliche Einrichtungen scheitern häufig, weil sie vor allem im ländlichen Raum nicht als Mitbestimmungsgremien gesehen werden. Zudem werden Themen häufig vorgegeben und Beschlüsse unzureichend umgesetzt.

Der Landkreis Rosenheim wollte neue Wege gehen, sagte der Leiter des Kreisjugendamtes Johannes Fischer. Den Jugendlichen in allen Gemeinden soll eine Chance der Beteiligung gegeben werden. Wichtig ist laut Fischer dabei, nicht beim Dialog stehen zu bleiben. Die Anliegen der Jugendlichen sollen nicht nur gehört, sondern einer Lösung zugeführt werden.

Das „Rosenheimer Modell“ besteht aus zwei Säulen. Die erste davon ist eine dreitägige Jugendkonferenz, zu der Jugendliche aus dem gesamten Landkreis kommen können. Unter anderem werden sie dort ermuntert, Vorschläge und Änderungswünsche zu formulieren und Lösungen dazu zu finden. Zudem sollen sie überlegen, wie sie selbst einen Beitrag dazu leisten können. Anschließend können sie ihre Themen dem Landrat und den Bürgermeistern präsentieren. Das direkte Gespräch dabei ist häufig der Schlüssel, um konkrete Lösungen gemeinsam auf den Weg zu bringen.

Um die Anfahrtswege zu verkürzen und mehr Jugendlichen die Gelegenheit zu geben, ihre Anliegen gegenüber kommunalpolitisch Verantwortlichen zu kommunizieren, werden im Jahr darauf statt einer mehrtägigen Konferenz vier eintägige Jugendforen, verteilt im gesamten Landkreis, angeboten. Das funktioniert, weiß Organisatorin Karola Kellner: Die Erkenntnis, dass sich Jugendliche mit den gleichen Themen beschäftigen, die auch in Gemeinde- oder Stadtratssitzungen besprochen werden und die Tatsache, dass auch die Politik viel aus solchen Begegnungen lernen kann, hat sich unter den Bürgermeistern schnell herumgesprochen.

Kreisjugendamtsleiter Johannes Fischer sieht noch einen weiteren Vorteil, durch den persönlichen Kontakt zwischen Jugendlichen und der Kommunalpolitik werden junge Menschen dazu ermuntert, sich mehr vor Ort einzubringen. Vereine, Verbände und auch die Kommunalpolitik können davon profitieren.

Um dem Interesse der anderen Landkreise gerecht zu werden hat der Landkreis Rosenheim eine kleine Broschüre mit dem Titel „Jugendbeteiligung im ländlichen Räum – das Rosenheimer Modell“ herausgebracht. Es kann von der Homepage landkreis-rosenheim.de heruntergeladen werden. Im Übrigen steht in diesem Jahr die dreitägige Jugendkonferenz auf dem Programm. Sie findet von Donnerstag, 20., bis Samstag, 22. Juli, in der Chiemseehalle in Breitbrunn statt. Informationen über Ablauf und Anmeldung finden sich auf der Internetseite jugendbeteiligung-myvision.de.

 

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