„Deutschland lernen“
Foto: Claudia Sieberath

„Deutschland lernen“

Junge Arbeit Rosenheim stellt Pilotprojekt für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge vor.

Sie sind jung, sie sind allein – ohne Eltern, ohne Verwandte – , sie sprechen kein Deutsch, sie kommen aus fremden Kulturen, sie sind oft traumatisiert, sie brauchen Hilfe – die Rede ist von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (UMF), die jeden Tag in Rosenheim ankommen – und meist in Deutschland bleiben wollen. „Wir müssen diese jungen Menschen möglichst schnell integrieren“, sind sich  Dr. Markus Schmitz, „Chef“ der bayerischen Arbeitsagenturen, Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig, Vertreter der Rosenheimer Arbeitsagenturen  und der Jugendämter einig.

Gemeinsam mit Pressevertretern besuchten sie das bundesweit einzigartige Projekt „Berufsorientierung und Arbeitsintegration für „Unbegleitete Minderjährige“ von „junge arbeit rosenheim“. Lobend erwähnt wurde von allen Diskussionsteilnehmern die enge Kooperation von Kommune, Jugendämtern, Arbeitsagentur und Jugendhilfeeinrichtungen.

Ziel des Projektes von junge arbeit rosenheim ist es diese jungen Menschen schrittweise in 12 bis 18 Monaten für den deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Dabei gilt es nicht nur  berufsbezogene deutsche Sprachkenntnisse zu vermitteln und durch Praktika und Betriebsbesichtigungen die Arbeitswelt zu zeigen, sondern ihnen auch das Leben in Deutschland nahe zu bringen. „Wir lehren nicht nur Deutsch, wir lernen ihnen Deutschland“, so Johann Mitterer, Geschäftsführung junge arbeit rosenheim.

Das beginnt schon beim gefahrlosen Verhalten im Straßenverkehr, dem regelmäßigen Besuch von Schule- oder Praktika und dem Verhalten gegenüber Mitschülern oder Vorgesetzten. „Integration kann nur gelingen, wenn sie uns ein bisserl verstehen lernen“, so Ludwig, die bereits 2013 sich für diese Jugendlichen stark machte – einer Zeit, in der im Jahr insgesamt 150 Flüchtlinge in Stadt und Landkreis ankamen, dieses Jahr sind es bereits über 4000.

Derzeit besuchen 30 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus unterschiedlichsten Nationen die „junge arbeit rosenheim“ und machen sich fit für den ersten Arbeitsmarkt. In einer Praxiswerkstatt lernen sie neben dem handwerklichen Umgang mit Bohrmaschinen und Stichsägen auch die deutschen Fachbegriffe wie Kabel oder Sägeblatt, Schalter oder Drehmomentschlüssel. In einer anderen Klasse wird gerade Deutsch unterrichtet – gar nicht so einfach einem Somalier zu erklären, was ein „See“ ist im Unterschied zu „Meer“.

In der dritten Gruppe findet die Nachbesprechung vorangegangener Praktikumstage statt. Dabei wird schnell deutlich – Spülmaschinen einräumen ist kein Traumjob der jungen Flüchtlinge. Lieber  wollen sie als Koch arbeiten wie Fasel aus Afghanistan es sich wünscht, oder noch besser einen Beruf als Mechaniker oder Maler bekommen.

„Mit Arbeit habe ich kein Problem. Ich habe schon in der Türkei als Maler gearbeitet“, so ein ebenfalls 17jähriger Syrer in gutem Deutsch, wo er vor drei Monaten angekommen ist. Bei vielen handwerklichen Berufen scheitert die Ausbildung bislang oft an schulischen Vorkenntnissen, wie nicht nur Johannes Fischer vom Kreisjugendamt weiß. Ohne Mathematik und der Fähigkeit, Flächen oder Maße zu berechnen, ist es kaum möglich, theoretische Prüfungen in den zu bewältigen.

Umso erstaunlicher, dass Hana, ein 17jähriges Flüchtlingsmädchen, innerhalb von fünf Monaten die Hauptschulreife erfolgreich absolviert hat. „Alle unsere Jugendlichen sind sehr motiviert. So haben bislang alle den ersten „Leben in Deutschland“ – Test, bestanden und auch der B1Test wurde schon erfolgreich bestanden“, so Katharina Paul, Bereichsleitung junge arbeit rosenheim.

Claudia Sieberath

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