Der EHC Waldraiburg startet in die Saison
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Der EHC Waldraiburg startet in die Saison

Die abgelaufene und dank Covid-19 verkürzte Saison der Löwen konnte man guten Gewissens als Berg- und Talfahrt bezeichnen. Dies lässt sich aber weniger auf fehlendes Können der jungen Löwenmannschaft, als vielmehr auf Verletzungspech zurückführen. Von den Vorbereitungsspielen gegen die am Ende doch zu starken Star Bulls aus Rosenheim abgesehen, startete die Saison in den Pre-Season-Spielen bereits vielversprechend und so sollte sie sich auch weiterhin gestalten.

Bereits im ersten Spiel gastierte mit den Black Hawks aus Passau einer der Topfavoriten und späterer Aufsteiger in die Oberliga in der Höhle der Löwen. Alles andere als ein Sieg für Passau wäre, selbst unter Anhängern der Löwen, eine echte Sensation gewesen. Doch genau so kam es. Nach 60 Minuten voller Kampf und Schweiß gingen die Löwen als Sieger vom heimischen Eis. Ob es die Motivation aus diesem Sieg war oder das akribische und auf das Team abgestimmte Training im Vorfeld, ist unklar, jedoch legte dieser Sieg für die Löwen den Grundstein für einen Durchmarsch durch die Liga, wie ihn kein Experte für den EHC prophezeit hätte. Von den ersten 14 Spielen wurden in jedem Spiel Punkte eingefahren, nur eines wurde nach Penaltyschießen verloren und ein anderes nach Verlängerung gewonnen. Hier und dort konnte man selbst unter den Pessimisten in Fankreisen bereits das „M-Wort“ vernehmen.

Doch wo Licht, da auch Schatten. Mit der steigenden Punktzahl in der Tabelle stiegen leider auch die Zahlen der verletzten Spieler, zu allem Übel hauptsächlich derer, die in der Defensive agieren (sollten). Gleich ob Thomas Rott, Philipp Seifert, Daniel Schmidt oder Tim Ludwig, zeitweise auch Mathias Jeske oder Alex Kanzelsberger, die Personaldecke vor dem eigenen Tor wurde immer dünner. Dieser Umstand, auch wenn es in den Reihen der Löwen genügend Spieler mit hoher Qualität gibt, die das kompensieren können, führt irgendwann zu Ermüdung und entsprechend zu Punktverlust. Von den folgenden 12 Spielen in der Vorrunde, konnten lediglich drei gewonnen werden, mit entsprechend gedrückter Motivation, zusätzlich zur gedrückten Personaldecke, gingen die Löwen in die Verzahnung mit der Oberliga. Auch dort taten sich die Industriestädter anfangs schwer, beispielsweise bei der höchsten Heimniederlage der Saison, dem 0:8 gegen Landsberg. Jedoch gab es auch Lichtblicke wie den 3:0-Sieg gegen den Oberligisten Höchstadt. Licht und Schatten zogen sich auch durch die Verzahnungsrunde und am Ende rettete man sich, durch einen Penaltysieg gegen Erding und einen 2:4 Auswärtserfolg gegen Passau in die Pre-Playoffs gegen Peißenberg. Diese Best-of-three-Serie, die, was noch niemand wusste, auch das Ende der Saison markieren sollte, entschieden die Löwen im dritten Spiel mit einem Straka-Tor in der Overtime für sich. Dieses letzte Spiel war gleichzeitig auch das letzte Eishockeyspiel in Deutschland vor dem durch Corona bedingten Saisonabbruch.

Möchte man ein Fazit ziehen, so kann man wohl mit gutem Gewissen sagen, dass, sollten die Löwen vom großen Verletzungspech verschont bleiben, diese junge Mannschaft in der kommenden Saison ihre Fans erneut verzaubern könnte. Die Basis ist, wie auch die Motivation auf sehr hohem Niveau, zumal auch an den richtigen Punkten verstärkt wurde.

Gleich vorweg: Vieler Änderungen bedurfte es nicht im Kader des EHC Waldkraiburg. Die Mannschaft war und ist jung und das Trainerduo Piskunov legt weiter einen großen Fokus darauf, diese jungen Spieler zu fordern und fördern. Hinzu kommt natürlich noch, dass aufgrund der Corona-Pandemie und des für viele Monate andauernden Verbots von Amateursport die Planungssicherheit für den EHC Waldkraiburg sowie für die gesamte Eishockey Bayernliga fehlte.

Wer möchte schließlich Verträge schließen, wenn er nicht weiß, ob gespielt werden darf. Dennoch, kleinere Änderungen gab es durchaus im Kader. Diese machten sich hauptsächlich zum Ende der abgelaufenen Saison bemerkbar. Fabian Birk, der mit den Löwen bereits 2008 bayerischer Meister wurde, beendete seine Karriere zum Saisonende. Ebenfalls eine Pause legt Denis Ladigan ein und wird deshalb bis auf Weiteres nicht für die Löwen auflaufen. Thomas Nuss wiederum folgte dem Ruf der Panther aus Augsburg. Der 16-Jährige spielt fortan für das schwäbische DNL-Team der Wildkatzen. Ein sehr schmerzhafter Abgang für die Löwen ist Lukas Wagner. Der 28-Jährige, der mit den Löwen ebenfalls schon eine Meisterschaft feiern durfte, musste aus persönlichen Gründen seinen Vertrag auflösen lassen.

Mit 46 Punkten in der vergangenen Saison trug Wagner maßgeblich zu dieser starken Saison bei. Einen Rücktritt vom Rücktritt feierte Leon Judt. In der letzten Saison erst mit Verspätung zum EHC gestoßen, sah es erst so aus, als würde er die Löwen zum Ende der Saison wieder verlassen. Dies änderte sich jedoch im August wieder und der 22-jährige Stürmer, der mit viel Können und läuferischen Fähigkeiten ausgestattet ist, bringt dies weiterhin auf das Waldkraiburger Eis.

Brandneu im Team ist der Defensivspieler Matthias Bergmann. Der 38-jährige Rosenheimer, den es in seiner Karriere bereits bis in den hohen Norden nach Hannover zog, bringt die geballte Erfahrung aus 161 DEL2-Spielen, 514 Oberliga- und 59 Bayernligaspielen mit. Dies spiegelt sich auch klar in seiner Spielweise wider. In den bisher gesehenen Vorbereitungsspielen konnte er nicht nur zeigen, dass er hart und gezielt schießen kann, sondern auch eine Ruhe in der Verteidigung mitbringt, welche es auf dieser Position unbedingt benötigt.

Der letzte „Neuzugang“ im Kader ist Michail Guft-Sokolov. So richtig neu ist er jedoch nicht im Team. Nach zwei Jahren mit Waldkraiburg in der Oberliga, verschlug es ihn in der vergangenen Saison zu den Eisbären aus Regensburg, wo er unter dem ehemaligen Waldkraiburger Kapitän und Meister Max Kaltenhauser als Trainer, eine solide Saison spielte.

In ganz Deutschland, ja der gesamten Welt, gibt es seit März kaum ein größeres Thema als den Covid-19-Erreger, allgemein auch einfach unter „Corona“ bekannt. Lange Zeit lag es im Bereich des Möglichen, dass die Bayernligasaison nicht stattfinden kann. Nach und nach jedoch fanden, in kleinen Schritten Lockerungen statt, diese gingen bis zu dem Entschluss des bayerischen Kabinetts, dass Indoor-Veranstaltungen mit bis zu 200 Fans erlaubt werden. Dem folgte der Entschluss der Bundesländer, diese Zahl, Platz und Hygienekonzept vorausgesetzt, auf 20% der Stadionkapazität, mindestens aber auf 1 000 zu erhöhen.

Trotz der vergleichsweise großen Größe der Raiffeisen-Arena von rund 2 000 Sitzplätzen, bedeutet dies, dass unter Einhaltung aller Vorschriften nur etwa über 300 Menschen die Spiele der Löwen vor Ort sehen dürfen. Hinzu kommen noch einige Plätze am Fenster der Stadiongaststätte, welche man ebenfalls für 8 Euro erwerben kann. Dort genießt man sein Getränk oder essen, während man den Blick aufs Spielfeld genießen kann. Für diese 300 Menschen gelten im Stadion einige neue Regeln, welche auf der Webseite des Vereins zur Einsicht bereitstehen und vor Ort auch vom Ordnerpersonal übermittelt und überwacht werden.

Hierzu gehört die Pflicht beim Betreten und Verlassen der Arena eine geeignete Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen, diese darf abgelegt werden, sobald man sich sitzend auf seinen Platz befindet. Auch bei der Platzwahl haben sich Änderungen ergeben. Sowohl die Dauerkarten, die in diesem Jahr im Übrigen überdurchschnittlich gut verkauft wurden, als auch die Tageskarten, die es ausschließlich online zu erwerben gibt, sind sowohl personalisiert als auch beschränkt auf einen Block im Stadion.

Dies dient zur Nachverfolgung im Infektionsfall, weshalb Karten auch nicht übertragbar sind. Innerhalb eines Blocks sind 1,5 Meter Abstand zur nächsten Person auf der Tribüne einzuhalten. Die Bänke in der Raiffeisen-Arena sind entsprechend markiert. Dies gilt nicht für Familien oder Menschen, die im selben Haushalt wohnen. Auch die Ein- und Ausgänge sind anders zu benutzen, als es der langjährige Stadionbesucher gewohnt sein dürfte. Die bereits bekannten Eingänge, an welchen sich normalerweise die Kassen befinden, sind eben genau das: ausschließlich Eingänge. Die Ausgänge, gleich, ob nach Spielende oder in den Drittelpausen, befinden sich an den Seiten des Stadions.

Ungewöhnliche Zeiten verlangen nach neuen Wegen. In der Vergangenheit zog es den EHC Waldkraiburg aus unterschiedlichen Gründen nicht zu Livestreams hin. Nun, da das Coronavirus die Zuschauerzahlen begrenzt und Gästefans sogar gänzlich verbietet, arbeitete der Verein an einer Kooperation mit diversen Anbietern um Fans, die nicht ins Stadion kommen, das Eishockey-Feeling nach Hause zu bringen.

Den Kooperationspartner hierfür haben die Löwen in SportDeutschland.tv gefunden. Entstanden aus dem Deutschen Olympischen Sportbund, ist SportDeutschland nun eine Tochter der Pro Sieben-Sat1-Gruppe und lässt vor allem Sportarten, die kein großes mediales Interesse erhalten, eine Möglichkeit zukommen ihr Bildmaterial Live ins Internet zu bringen. Mit Thomas „Föcki“ Föckersperger am Kommentatoren-Mikrofon verpflichtete der EHC Waldkraiburg nicht nur einen in der Region bereits bekannten Moderator für diverse Sportevents, sondern auch den beim EHC bereits beliebten Stadionsprecher. So muss sich das Fan-Ohr an keine neue Stimme gewöhnen. Die Kosten fürs Zusehen vom Sofa sind hierbei mit 7 Euro überschaubar und landen auch zum allergrößten Teil beim Verein selbst. Dies hilft in einer Zeit, in der die dringend benötigten Einnahmen durch verringerte Zuschauerzahlen ausbleiben. Durch das neue Streaming erhält die Stadiongaststätte des EHC Waldkraiburg ebenfalls die Möglichkeit in ihrem Saal ein kleines „Public Viewing“ zu veranstalten – selbstverständlich unter Einhaltung der Vorschriften für Gaststätten in Bayern. So muss man sich das Spiel nicht alleine ansehen, sondern kann es mit „Stadionfreunden“ zusammen sehen und auch gleich im hohen Maße zusammen über das Spiel fachsimpeln.

Lesen Sie hier:
EHC Waldkraiburg bringt das Eisstadion ins heimische Wohnzimmer

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