Corona-Krise: Modelle für die Rückkehr zum Regelbetrieb – Aufatmen in bayerischen Kitas und Schulen?
Lasst der Kreativität freien Lauf! Foto: dolgachov/123rf.de
Prosepkt Box

Corona-Krise: Modelle für die Rückkehr zum Regelbetrieb – Aufatmen in bayerischen Kitas und Schulen?

München – Stagnierende und sinkende Neuinfektionen – stufenweise Lockerungen und Wiedereröffnungen: Für die Bayerische Staatsregierung hat sich die „Strategie der Vorsicht und Umsicht“ während der Corona-Krise bewährt. Die durch die monatelangen Einschränkungen besonders geforderten Familien sollen nun zum Herbst weiter entlastet werden: Bleibt das Infektionsgeschehen stabil, soll der Freistaat ab 1. September bei Kinderbetreuung und Unterrichtsversorgung unter bestimmten Hygieneauflagen zum Regelbetrieb zurückkehren. Die abgestuften Konzepte sehen auch Maßnahmen für ungünstige Infektionsverläufe vor.

Bayern soll nach dem Willen der schwarz-orangenen Staatsregierung ab 1. September zum Regelbetrieb bei Kinderbetreuung und Unterrichtsversorgung zurückkehren. Die Umsetzung ist jedoch abhängig vom weiteren Verlauf der Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2). Die Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, Carolina Trautner (CSU), mahnt zur Vorsicht: Bei einer Infektion mit dem Coronavirus müsste eventuell die ganze Einrichtung geschlossen werden sowie Kinder, Familien und Beschäftigte in Quarantäne gehen. Ziel für den Regelbetrieb sei deshalb, praktikable Regelungen während der Erkältungszeit zu haben: „Wir müssen dabei den notwendigen Infektionsschutz gewährleisten, ohne die Kinder und Eltern mehr als notwendig zu belasten“, so Trautner. Zur Planungssicherheit beschreiben ein Drei-Stufen-Modell für die Kinderbetreuung und ein Zwei-Schritte-Modell für den Schulunterricht die jeweiligen Maßnahmen zur Normalisierung.

Drei-Stufen-Modell für die Kinderbetreuung

Stufe 1 – Regelbetrieb bei stabilem Infektionsgeschehen. Im Regelbetrieb müssen die Einrichtungen weiterhin ein Schutz- und Hygienekonzept einhalten, das sich am „Rahmen-Hygieneplan Corona“ des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) orientiert. Damit sollen die Träger ihr Schutz- und Hygienekonzept vor Ort entsprechend der Personalausstattung, der Anzahl und der Größe der Räume sowie der Anzahl und dem Alter der Kinder individuell ausgestalten können. Des Weiteren sollen offene Betreuungskonzepte wieder zugelassen werden. Unabhängig von den üblichen Erkältungswellen sollen Kinder trotz leichten Schnupfens ihre Kindertageseinrichtung besuchen dürfen, wenn sie ansonsten gesund sind. Ein Leitfaden des LGL soll Erzieherinnen und Erziehern bei der Einschätzung von Krankheitssymptomen bei Kindern unterstützen.

Stufe 2 – Eingeschränkter Betrieb bei verschlechtertem Infektionsgeschehe. Steigt lokal die Zahl der Neuinfektionen mit SARS-CoV-2, sollen zur Verlangsamung der Verbreitung vorrangig lokale oder regionale Einschränkungen erfolgen. Der limitierte Betrieb soll mit reduzierten Gruppengrößen individuell möglich bleiben, etwa mittels Schichtarbeit. Die Entscheidung darüber trifft das jeweils zuständige Gesundheitsamt, bei Bedarf in Abstimmung mit dem örtlichen Jugendamt. Dadurch sollen möglichst viele Kinder die Betreuung in Anspruch nehmen können.

Stufe 3 – Eingeschränkte Notbetreuung bei starker Verschlechterung des Infektionsgeschehens. Verschlechtert sich das Infektionsgeschehen stark, muss eine Notbetreuung nach einem „Baukastensystem“ angeboten werden. Das Gesundheitsamt entscheidet gegebenenfalls mit dem örtlichen Jugendamt anhand einer vorgegebenen Priorisierung, welche Gruppen betreut werden – beispielsweise Kinder mit Eltern in kritischer Infrastruktur. Sollte die Kinderbetreuung eingeschränkt werden müssen, sollen wieder Eltern-Betreuungsgruppen möglich sein, in denen sich mehrere Familien gegenseitig unterstützen.

Zwei-Schritte-Modell für die Unterrichtsversorgung

Der Regelbetrieb in den Schulen soll über zwei Schritte erfolgen.

Schritt 1 – Bedarfsplanung. Die normalen Personalveränderungen, die gestiegenen Schülerzahlen sowie die Bedarfe für die wieder zur Verfügung gestellten zusätzlichen 1.000 Lehrerstellen werden eingeplant. Der Bayerische Staatsminister für Unterricht und Kultus, Prof. Dr. Michael Piazolo (Freie Wähler), hatte bereits zu Jahresbeginn verpflichtende und freiwilligen Maßnahmen für die errechnete Bedarfslücke von 1.400 Lehrkräften an Grund-, Mittel- und Förderschulen ergriffen.

Schritt 2 – Personalplanung. Bleibt das Infektionsgeschehen stabil, wird der Unterricht auf Regelbetrieb mit Abstands- und Hygieneauflagen umgestellt. Damit können alle Lehrkräfte wieder Präsenzunterricht geben und Schüler zusätzliche Förderangebote wahrnehmen. Lehrkräfte mit individueller Risikosituation müssen Online-Angebote im Distanzunterricht sowie Korrektur- und Verwaltungsaufgaben übernehmen. Piazolo zufolge stellt die Corona-Krise die Personalplanung vor neue Herausforderungen, auf die „pädagogisch, pragmatisch und flexibel“ zu reagieren sei. Zur Sicherung des Präsenzunterrichts würden über die Lehrerreserve hinaus Teamlehrkräfte ausgebildet. Diese Teamlehrer sollen in der Schule die Stammlehrkräfte unterstützen, welche Corona-bedingt nicht im Klassenzimmer sein können: „Wir suchen mit diesen neuen Ressourcen ab sofort ausgebildete Lehrkräfte, aber auch andere Frauen und Männer mit abgeschlossenem Hochschulstudium, die sich an unseren Schulen engagieren wollen“, so der Staatsminister.

Unterrichtsversorgung und Lehrergewinnung

Über die Corona-bedingten Maßnahmen hinaus nennt Piazolo sechs „Schlaglichter“ zur Unterrichtsversorgung und Lehrergewinnung. Dazu gehört erstens die Einstellung von 4.600 voll qualifizierten Lehrkräften zum Schuljahresbeginn 2020/2021, zweitens die Schaffung von 1.000 neuen Lehrerstellen beispielsweise für das Unterrichtsfach Informatik, die Inklusion und den Ganztag sowie drittens die Unterstützung der Stammlehrkräfte durch 800 zusätzliche Vollzeitkapazitäten für Teamlehrkräfte. Viertens hätten sich über 200 pensionierte Lehrkräfte freiwillig bereit erklärt, an Grund-, Mittel- und Förderschulen zu unterrichten. Fünftens werde die Zweitqualifikation für Grund-, Mittel- und Förderschulen mit neuen Konditionen fortgesetzt. Und sechstens soll die Kampagne „Zukunft prägen – Lehrer werden“ Abiturienten für das Lehramtsstudium gewinnen. Mehr Information ist online abrufbar unter km.bayern.de.

Dr. Olaf Konstantin Krueger

Ihre Meinung ist uns wichtig! Leserbriefe bitte an redaktion@blick-punkt.com oder über unser Kontaktformular.

Leserinnen und Leser dieses Beitrags interessierten sich auch für diese blick-Artikel:
• Gezielte Überwachung der Szene: Auto-Poser im Visier der Polizei (22.06.2020).
• „Corona-Warn-App“: Freiwilligkeit vs. Nutzungspflicht – Infizierte Arbeitnehmer haben Informationspflicht (17.06.2020).
• Kontaktverfolgung per Smartphone: „Corona-Warn-App“ ante portas (03.06.2020).
• Kontroverse um „Corona-Demos“: Legitime Kritik oder gefährliche Spinnerei? (26.05.2020).
• Corona-Krise beeinträchtigt Freizeitbranche: Fitnessclubs und Tanzschulen bangen um Existenz (13.05.2020).
• Schrittweise Unterrichtsaufnahme in der Corona-Krise: „Absolut schülerfreundlich“ (29.04.2020).
• Coronavirus-Epidemie hat regionale Folgen – Huml: „Ausbreitung verlangsamen“ (11.03.2020).
• Maßnahmen zum Infektionsschutz gegen das Coronavirus – Hierl: „Bewahren Sie einen klaren Kopf!“ (05.03.2020).

Aktuelle Ausgaben

Rosenheim

Rosenheim

Wasserburg

Wasserburg

Inntal

Inntal

Mangfalltal

Mangfalltal

Inn-Salzach

Inn-Salzach

Mühldorfer Wochenblatt

Muehldorfer Wochenblatt

Freizeit Spezial

Freizeit Spezial