München — Jeden Tag werden in Bayern rund 2.000 Blutkonserven zur Versorgung von Verletzten und Kranken benötigt. Doch Corona-Krise, Lockdown und Social Distancing verknappen deren Verfügbarkeit. Der Blutspendedienst (BSD) des Bayerischen Roten Kreuzes warnt nun vor Engpässen: Einschränkungen des Spendedienstes durch die Hygiene- und Schutzmaßnahmen einerseits, nachzuholende Operationen und Organtransplantationen andererseits beeinflussten die Versorgung der Krankenhäuser mit Blut. Die Pandemie beeinträchtige die vom BSD angebotenen stationären und mobilen Blutspendetermine, führe „sehr kurzfristig zu Terminlokaländerungen oder -verschiebungen“. Blutspender sollen sich deshalb vorab über mögliche Änderungen informieren.
Die Versorgung mit überlebenswichtigen Blutpräparaten ist aktuell gesichert, erklärt Patric Nohe vom Blutspendedienst (BSD) des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Dank des Engagements hilfsbereiter Menschen im Freistaat könne die Blutversorgung während der andauernden Corona-Krise gewährleistet werden. Der BSD trage seinerseits durch pandemiegerechte Schutzmaßnahmen dafür Sorge, dass beim Blutspenden kein erhöhtes Ansteckungsrisiko bestehe. Gleichwohl sei die Situation immer noch sehr dynamisch, weshalb der BSD weiterhin flexibel reagiere: Erstens käme es mitunter sehr kurzfristig zu „Terminlokaländerungen“, zweitens könnten vor allem in Ballungsgebieten keine Termine bei Firmen und Institutionen durchgeführt werden und drittens rückte das sonst täglich eingesetzte „Blutspendemobil (BluMo)“ wegen zu geringer Abstandsmöglichkeiten nicht aus. Im klimatisierten BluMo sind Blutspenden auch an ungewöhnlichen Orten möglich, etwa in direkter Strandlage oder vor Schwimmbädern.
Der Blutspendedienst empfiehlt, kurz vor einem Blutspendetermin sicherheitshalber online unter blutspendedienst.com/termine oder kostenfrei über die Rufnummer 08 00/1 19 49 11 zwischen 8 Uhr und 17 Uhr zu prüfen, ob und wann er stattfinde. Nohe betont, jede Blutspende könne bis zu drei kranken oder verletzten Menschen helfen, gar schwerstkranken Patienten eine Überlebenschance ermöglichen. Da Blutpräparate allerdings nur begrenzt haltbar sind, seien viele Patienten darauf angewiesen, dass die Blutspendetermine im Juli „nicht nur gut, sondern sehr gut besucht sind“. Und: Kliniken nutzten die Ferienzeit, um Corona-bedingt verschobene Operationen und Transplantationen nachzuholen, wodurch der Bedarf an Blut steige.
Mit Blutspende Leben retten
Jeder gesunde Mensch ab dem 18. Geburtstag bis einen Tag vor dem 73. Geburtstag kann Blut spenden. Erstspender können bis zum Alter von 64 Jahren Blut spenden. Das maximale Spenderalter für Mehrfachspender ist 72 Jahre, genau: bis einen Tag vor dem 73. Geburtstag. Bei Mehrfachspendern über 68 Jahren und bei Erstspendern über 60 Jahren erfolgt die Zulassung nach individueller ärztlicher Beurteilung. Frauen können viermal, Männer sechsmal innerhalb von zwölf Monaten Blut spenden. Zwischen zwei Blutspenden muss ein zeitlicher Abstand von mindestens 56 Tagen liegen. Das Körpergewicht der spendewilligen Person sollte über 50 Kilogramm betragen.
Jeder Mensch hat fünf bis sechs Liter Blut. Pro Vollblutspende werden etwa 500 Milliliter Blut abgenommen. Die eigentliche Blutspende dauert etwa zehn Minuten, insgesamt sollte für Anmeldung, Imbiss, Arztgespräch und Spende rund eine Stunde eingeplant werden. Zur Blutspende mitzubringen ist ein originaler amtlicher Lichtbildausweis wie Personalausweis, Reisepass oder Führerschein sowie der Blutspendeausweis. Bei Erstspendern genügt ein amtlicher Lichtbildausweis.
Ausschluss von Infektionskrankheiten
Spendewillige mit Erkältungs- oder Grippesymptomen sowie Menschen mit direktem Kontakt zu mit dem Coronavirus Infizierten oder an COVID-19 Erkrankten werden nicht zur Spende zugelassen. Gespendetes Blut wird auf Krankheitserreger wie Syphilis, Hepatitis A/B/C und HIV untersucht, um deren Übertragung zu minimieren. Das gespendete Blut wird in verschiedene Komponenten aufgeteilt: Erythrozytenkonzentrate (EK, Essenz aus roten Blutkörperchen zur Transfusion), Thrombozytenkonzentrate (TK, Essenz aus Blutplättchen zur Blutgerinnung) und Plasmapräparat (Stoffe zur Blutgerinnung und Infektionsabwehr). Patienten erhalten nur jenen Teil, der für die Genesung gebraucht wird.
Der BSD wurde 1953 vom BRK mit dem Auftrag gegründet, die Versorgung mit Blutprodukten in Bayern sicherzustellen. Der BSD trägt die Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH und ist heute als modernes pharmazeutisches Unternehmen aktiver Partner im bayerischen Gesundheitswesen. Mit seinen etwa 670 Mitarbeitern, mehr als 240 freiberuflich tätigen Untersuchungsärzten und rund 12.500 ehrenamtlichen Helfern aus den 73 BRK-Kreisverbänden organisiert der BSD jährlich ungefähr 4.400 mobile und 1.100 stationäre Blutspendetermine. Mehr Information ist online abrufbar unter www.blutspendedienst.com.
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