Für die Betriebe in der Region Rosenheim ist es auch dieses Jahr eine große Herausforderung, ihre Ausbildungsplätze mit ausreichend Azubis zu besetzen. Wenige Wochen vor Start des neuen Ausbildungsjahres sind laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit noch insgesamt 854 Lehrstellen unbesetzt, 634 davon im Landkreis und 220 in der Stadt Rosenheim. Ihnen stehen 474 bzw. 228 unversorgte Schulabgänger gegenüber.
Insbesondere im Landkreis ist bei einer Lücke von 160 fehlenden Bewerbern der IHK für München und Oberbayern zufolge damit zu rechnen, dass heuer erneut eine Vielzahl an Ausbildungsplätzen nicht besetzt werden kann.
„Die Betriebe stehen vor einem Dilemma, denn der Arbeitsmarkt ist wie leergefegt. Um sich ihren Fachkräftenachwuchs zu sichern, setzen deshalb die Unternehmen mehr denn je auf die duale Berufsausbildung. Mit über 2 100 gemeldeten Ausbildungsplätzen ist das Angebot wieder sehr groß“, sagt Andreas Bensegger, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Rosenheim. Er empfiehlt Eltern und Schülern daher, sich frühzeitig über die Chancen, die eine Berufsausbildung bietet, zu informieren.
„Mit einer erfolgreichen Ausbildung in der Tasche stehen der beruflichen Zukunft alle Wege offen. Wer bis jetzt noch keinen Erfolg mit einer Bewerbung hatte, muss jetzt weiter dranbleiben. Es ist noch nicht zu spät, um im September mit einer Ausbildung durchzustarten“, ermutigt der Vorsitzende.
Wie Bensegger betont, bietet eine Berufsausbildung nicht nur jungen Menschen hervorragende berufliche Perspektiven. „Egal in welchem Alter oder Lebensabschnitt, eine duale Berufsausbildung kann auch einen ausgezeichneten beruflichen Neustart ermöglichen. Wir leben in einer Zeit voller Veränderungen und Umbrüche, die von uns zunehmend die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen einfordert. Beruflich neu anzufangen, ist also keine Frage des Alters, sondern des Mutes, der Neugierde und des Willens“, so der Unternehmer aus Rosenheim.
Er appelliert ebenfalls an die Politik, sich noch stärker für eine ausgewogene Balance zwischen dem beruflichen und akademischen Bildungsweg einzusetzen. „Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Studienanfänger bayernweit gesunken, bei einem gleichzeitigen Azubi-Plus in Bayerns Betrieben. Das Umdenken in der Gesellschaft verbunden mit mehr Wertschätzung gegenüber der beruflichen Ausbildung hat aber erst begonnen.“
Die Ende Juni veröffentlichten Zahlen der Arbeitsagentur beziehen sich auf alle Bereiche der beruflichen Bildung. Der größte davon ist der IHK-Bereich mit über 2 000 Azubis in 564 Ausbildungsbetrieben im Landkreis und über 760 Azubis in 260 Betrieben in der Stadt.
Die IHK steht für knapp 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse. Danach folgen Handwerk und freie Berufe.