Attler Landwirte nutzen erstmals den Service der Wildtierhilfe Amerang
Christian Warmedinger kann in diesem Jahr mit gutem Gewissen die Attler Wiesen mähen. Mit Hilfe der Wildtierhilfe Amerang brachte er neun Rehkitze in Sicherheit, die im hohen Gras versteckt lagen. Foto: Stiftung Attl
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Attler Landwirte nutzen erstmals den Service der Wildtierhilfe Amerang

Sie sind klein, mucksmäuschenstill und hervorragend getarnt. Rehkitze liegen im hohen Gras und warten dort geduldig auf die Rückkehr der Mutter. Nicht einmal lauter Maschinenlärm kann sie vertreiben. Jedes Jahr kostet dieses natürliche Verhalten unzähligen Jungtieren das Leben. Die Landwirte vom Attler Naturlandhof nutzten jetzt erstmals den Service der Wildtierhilfe Amerang. Die ehrenamtlichen Helfer spürten die Rehkitze vor den Mäharbeiten mit einer Infrarotsuchdrohne auf und retteten ihnen damit das Leben.

Neun Rehkitze gerettet

„Die Aktion war eine super gute Sache“, erzählt sagt Christian Warmedinger, Gruppenleiter am Attler Hof und für die Mäharbeiten zuständig. „Auf zwölf Hektar Grünfläche haben wir neun Rehkitze gefunden.“ Über die Medien ist er auf das Angebot der Wildtierhilfe Amerang aufmerksam geworden. Die Helfer dort setzen zu den gängigen Methoden eine Suchdrohne ein, die mit einer Infrarotkamera ausgestattet ist. Alle Helfer sind in der aufwändigen Technik geschult und arbeiten ehrenamtlich aus Überzeugung. Das Angebot für Landwirte und Jäger ist kostenlos.

„Gemeinsam haben wir mit der Wildtierhilfe und den Jägern im Vorfeld die Flächen ausgewählt. Das Gebiet musste dann mit dem Flugplan in die Drohne eingespielt werden“, beschreibt Christian Warmedinger das Vorgehen. Natürlich haben die Vorbereitungen den Landwirten zunächst mehr Arbeit beschert. Außerdem ging es am Mähtag schon um 5 Uhr los: Neben Warmedinger und den vier Ehrenamtlichen von der Wildtierhilfe suchten auch drei Jäger mit ihren Hunden nach den Kitzen. Denn die Zeit drängte: Die Wärmebildkamera kann nur bis etwa acht Uhr zuverlässige Bilder schicken. Dann wird es zu warm und das Infrarotgerät erkennt die kleinen Körper nicht mehr zuverlässig.

Möglichst schonend trugen die Helfer nach dem Aufspüren die Rehkitze in Schutzkörbe. Dabei fassten sie die Tierbabys nur mit dicken Grasbüscheln an, damit sie diese nicht mit ihrem Menschengeruch kontaminieren. Nach dem Mähen ließen sie die Tiere am Waldrand wieder frei „Wenn ich sehe, wie viele Tiere wir gerettet haben, hat sich der Aufwand gelohnt“, so Warmedinger.

Diese Meinung teilen auch seine Chefs Hermann Kühn und Peter Steinmüller. „Es ist nicht schön, wenn man ein Tier tot mäht“, sagt Kühn. Viele Grasflächen rund um Attl liegen am Waldrand und seien beliebte Kinderstuben für die Rehe, so Kühn. „Die Tiere merken, dass wir unsere Wiesen ökologisch bewirtschaften und später als andere mähen. Daher fanden wir auch so viele Rehkitze.“

Die Wildtierhilfe Amerang wurde im vergangenen Jahr gegründet, erzählt Vereinsvorsitzende Marie-Theres Schurrer. Der Einsatz einer Drohne sei effizienter als bewährte Techniken wie Vergrämen oder Aufspüren mit Suchhunden. „Meine Vereinskollegen und ich haben uns ganz bewusst für eine programmierbare Drohne mit Wärmebildkamera entschieden. Das macht im Vorfeld zwar mehr Arbeit, geht am Einsatzort aber schneller. Außerdem erzielen wir mit den parallelen Suchbahnen höhere Trefferquoten als bei einer Steuerung per Hand.“ Die Technik hat ihren Preis: 8.000 Euro investierte der Verein aus Spendengeldern ins Equipment. Jäger und Landwirte, die Bedarf und Interesse haben, können sich bei der Wildtierhilfe Amerang e.V. (www.wildtierhilfeamerang.org) melden.  Birgit Schlinger

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