Als Au-Pair Oma in die Türkei
Barbara Dawid genoss als "Au-Pair-Oma" den Kontakt zu der 11-jährigen Melis (rechts), der Tochter der Gastfamilie, und deren Freundinnen! Foto: Dawid

Als Au-Pair Oma in die Türkei

Über den Priener Verein „Madame Grand-Mère“, welcher die Generation 50plus als Au-pair-Omas (und –Opas) weltweit an Gastfamilien vermittelt, reiste Barbara Dawid vom Chiemsee an die ägäische Küste nach Bodrum, eine Stadt mit 50 000 Einwohnern.

Drei Monate war sie dort bei Ihrer türkischen Gastfamilie untergebracht und beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit der Tochter der Familie, der 11-jährigen Melis.

Nina Bufalino im Gespräch mit Barbara Dawid.

In der Regel wagen junge Menschen gleich nach dem Schulabschluss oder sogar noch während der Schulzeit als Au-Pair den Schritt ins Ausland. Sie haben den Spieß kurzerhand umgedreht – statt nach ihrer Pensionierung die Beine hochzulegen, ließen Sie sich als Au-Pai in die Türkei vermitteln und sammelten dort Erfahrungen mit der Kultur von Land und Menschen. Wie entstand der Kontakt zum Verein „Madam Grand-Mère“ und war die Türkei ihr Wunschreiseziel?

Informationen über Magame-Grand-Mere fand ich in der Presse und durch Freunde. Ich war sofort begeistert von dem Konzept. Da ich gerne nach Griechenland reise, schien mir die türkische Ägäisküste verlockend nahe. Dies war ein Aspekt. Der andere war, mich einmal in einen mir unbekannten Kulturkreis zu begeben.

Nun arbeiteten Sie ja als Lehrerin für Sport und Werken an der Priener Waldorfschule und sind den Umgang mit Kindern gewohnt. Kam ihnen diese Erfahrung als Au-Pair entgegen oder könnte theoretisch auch ein pensionierter Bäckermeister als Au-Pair erfolgreich vermittelt werden?


Auf jeden Fall kam mir das entgegen! Aber Jeder, der gerne mit Kindern zusammen ist, sei es die eigenen oder die Enkel, ist dieser Aufgabe gewachsen. Vorausgesetzt, man erwartet nicht zu viel und ist Neuem gegenüber aufgeschlossen.

Was ist das für ein Gefühl, wenn man als erwachsener Mensch bei einer Familie zu Gast ist und sich in deren Alltag einfügen muss? Fiel Ihnen das schwer?


Nein. Zunächst beobachtete ich viel und versuchte, mich in den dortigen Tagesablauf einzuleben, ihn dann zu gestalten und zu strukturieren. Ich hatte da freie Hand. Die einzige Vorgabe war, Melis jeden Tag eine Stunde Englischunterricht zu geben. Unsere Kommunikation lief ja nur in Englisch. Meine Türkischkenntnisse waren ja anfangs gleich null und wuchsen nur yavas, yavas.

Wie waren Sie untergebracht und gab es einen vorgeschriebenen Tagesablauf?

Ich hatte ein eigenes Zimmer mit Dusche und WC und konnte mich abends auch zurückziehen. Wir haben aber nach dem Abendessen auch öfters gemeinsam Gesellschaftsspiele gemacht, was immer sehr nett war.

Wurden Sie gut bekocht und konnten Sie der Gastfamilie auch ein bayrisches Gericht schmackhaft machen?

Die Haushälterin kochte all die herrlichen türkischen Gerichte, ich wurde da sehr verwöhnt! Einmal habe ich Zwetschgendatschi gebacken, weil es auf dem Markt herrliche Zwetschgen gab.

Haben Sie neben Ihrer Gastfamilie auch andere Leute kennengelernt?

Ja, Freunde und Verwandte der Familie, aber auch die Nachbarn, die ebenfalls eine deutsche Grand-Mere hatten. Wir haben öfters etwas zusammen unternommen. Überall wurde ich sehr herzlich willkommen geheißen.

Was war ihr schönstes Erlebnis und wie würden Sie die Mentalität der Türken in Worte fassen?

Mein eindrücklichstes Erlebnis war die Begegnung mit der Urgroßmutter von Melis hoch in den Bergen in einem kleinen Dorf. Alles dort war noch sehr ursprünglich und ich erlebte den Respekt, den die Jüngeren den Älteren Menschen entgegenbrachten noch einmal ganz anders.

In welcher Hinsicht hat dieser Aufenthalt Sie geprägt oder verändert?

Die Familie und ich sind nach wie vor in Kontakt und werden uns auch sicherlich wiedersehen. Ich habe erlebt, wie offen und freundlich die Menschen dort sind. Ich hatte sehr schöne Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen dort und fühlte mich nie unsicher. Ein „Senior“ genießt einfach Respekt.

Wem würden Sie solch ein „Abenteuer“ empfehlen?

Jedem, der sich einlassen kann auf Neues, Unbekanntes und gerne mit Kindern zusammen ist.

Wie sieht es aus, haben Sie schon weitere „Au-Pair-Pläne“?

Ja, im Frühjahr geht es für drei Monate in die Staaten.

Wow, das ist beeindruckend! Vielen Dank für das Gespräch.



Nina Bufalino

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