Advent und Weihnachten werden für Lebensmüde zur Zerreißprobe
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Advent und Weihnachten werden für Lebensmüde zur Zerreißprobe

Die „staade Zeit“ ist für viele Menschen in Lebenskrisen extrem belastend. Bei der TelefonSeelsorge in der Erzdiözese München und Freising äußern rund um Weihnachten und den Jahreswechsel die Ratsuchenden häufiger Suizidgedanken als sonst, berichtet Einrichtungsleiter Alexander Fischhold: „In diesen Wochen ziehen viele Menschen Lebensbilanz. Vor allem die Tage nach Weihnachten sind für Personen mit psychischen Erkrankungen eine sehr schwierige Zeit, wenn viele Therapeuten und andere Beratungsangebote geschlossen haben. Oft ist dann die TelefonSeelsorge die einzige erreichbare Anlaufstelle.“

Menschen in Not können sich rund um die Uhr telefonisch melden; die Beratung erfolgt kostenlos und anonym, so Fischhold: „Viele nutzen die noch diskretere Möglichkeit, sich an unsere Mailseelsorge zu werden; wir bieten auch regelmäßig Chats an.“

Suizid nicht tabuisieren
Die 130 Mitarbeitenden der TelefonSeelsorge in der Erzdiözese seien speziell geschult und würden fortlaufend weitergebildet, um suizidale Gedanken zu erkennen und anzusprechen, erklärt Fischhold: „Suizid ist nach wie vor ein großes Tabuthema. Viele Menschen erleben es als befreiend, wenn sie ihre Todesgedanken aussprechen können. Das baut oft schon viel akuten Druck ab.“ Oft komme es darauf an, auf Äußerungen wie „Ich schaffe das alles nicht mehr“ oder „Ich wünsche mir, es wäre alles vorbei“ zu achten und behutsam zu hinterfragen. „Die Anonymität hilft viele Menschen sehr, auch suizidale Krisen zu äußern – für manche ist es das das erste Mal.“ Gemeinsam würden Beratende und Anrufende dann abklären, wie akut der Todeswunsch ist und wo sie Hilfe bekommen können: „Das kann der Gang zum Hausarzt oder zu einer Beratungsstelle sein, bei akuteren Fällen auch die Notaufnahme einer Fachklinik“, sagt Fischhold. „Wir fragen auch immer nach dem sozialen Netz der Ratsuchenden und wem er oder sie sich anvertrauen könnte.“  Bei besonders akuten Fällen und wenn der Ratsuchende seine Adresse mitteile, sei es auch möglich, Rettungsdienste zu alarmieren. „Allerdings kommen solche Extremfälle gottlob sehr selten vor.  Unser Einsatz in der Suizidprävention setzt schon früher an und ist gerade so wirksam – seit über 60 Jahren.“ Die TelefonSeelsorge in Deutschland entstand ab den fünfziger Jahren als „Lebensmüdenberatung“, in der Erzdiözese München und Freising gibt es sie seit 1962.

Mehr Menschen äußern Suizidgedanken
Suizidalität ist seither in vielen Gesprächen präsent: Im vergangenen Jahr haben Ratsuchende in jedem fünften Chat und in jedem dritten Mailkontakt Suizidgedanken geäußert; am Telefon war Suizidalität in fünf Prozent der Gespräche ein Thema – das ist ein Anstieg um zwei Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. „Hier spielen die Langzeitfolgen der Corona-Jahre und neue Krisen mit hinein, aber auch die enorm langen Wartezeiten auf einen Therapieplatz“, erklärt Fischhold. Für 2023 zeichneten sich ähnliche Zahlen ab.

Auch bei der TelefonSeelsorge haben die jüngsten Meldungen, wonach die Zahl der Suizide in Deutschland seit 1980 erstmals wieder signifikant gestiegen seien, für Betroffenheit gesorgt. Das Nationale Suizidpräventionsprogramm hatte Mitte November mitgeteilt, dass sich 2022 über 10.100 Menschen das Leben genommen haben – eine Zunahme um fast zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „In Bayern liegt die Suizidrate über dem Bundesschnitt. Über 1.800 Menschen haben sich hier im Vorjahr das Leben genommen“, führt Fischhold aus. „Wenn man bedenkt, dass sich ungefähr dieselbe Zahl allein bei der TelefonSeelsorge in der Erzdiözese mit Suizidgedanken gemeldet haben, dann unterstreicht das: Es ist enorm wichtig, dass es dieses Angebot gibt, und wir müssen noch hellhöriger für Menschen in solchen existenziellen Krisen sein.“

Suizidprävention geht alle an
Die TelefonSeelsorge vernetzt sich deshalb mit anderen Krisendiensten und pflegt einen intensiven Austausch. Begrüßenswert sei auch, dass sich die Politik des Themas Suizidprävention annehme, so Fischhold: „Wir hoffen und erwarten, dass dabei auch die Anlaufstellen eingebunden sind, die jahrzehntelange Expertise in diesem Bereich haben. Die TelefonSeelsorge ist ein von den Kirchen finanziertes Angebot, das eine gesamtgesellschaftliche Relevanz hat. Wir leisten einen wichtigen Beitrag zum Lebensschutz.“

An den bevorstehenden Feiertagen ist die TelefonSeelsorge jedenfalls bereit – es seien stets mehrere Leitungen offen, betont Fischhold: „Trotzdem kann es zu Wartezeiten kommen. Aber unsere Mitarbeitenden nehmen sich Zeit und haben ein offenes Ohr – für extreme Krisen wie für Alltägliches. Auf uns ist auch in dieser Zeit Verlass.“

Die TelefonSeelsorge ist erreichbar unter der Rufnummer 0800-1110222. Die Beratung erfolgt anonym und gebührenfrei. Wer lieber per E-Mail oder Chat Kontakt aufnehmen möchte, kann sich unter https://online.telefonseelsorge.de registrieren.

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