Abreagieren, weinen oder zweifeln: Was der Umgang mit Streit über die Beziehung aussagt
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Abreagieren, weinen oder zweifeln: Was der Umgang mit Streit über die Beziehung aussagt

ots. Kaum jemand streitet gern, doch gelegentliche Konflikte gehören zu jeder Beziehung dazu. Entscheidend ist nicht nur das Verhalten während eines Streits, sondern auch danach – und da ticken Menschen äußerst unterschiedlich, wie die bevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie zeigt. Dafür wurden fast 4.000 Liierte befragt, wie sie mit einem Beziehungsstreit umgehen. Während Jüngere besonders emotional sind, herrscht in den Dreißigern ein eher kühler Ton vor. Und es gibt erstaunlich klare Zusammenhänge zwischen Beziehungszufriedenheit und Streitverhalten.

Frauen möchten sich noch am selben Tag versöhnen – Männer verdrängen ihren Ärger

Streiten ist eine vielfältige Angelegenheit, das zeigt die bevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie – und eine, in der sich Frauen und Männer deutlich unterscheiden. So brauchen viele Frauen ein klares Ende des Streits. 54 Prozent von ihnen wünschen sich ein klärendes Gespräch und 46 Prozent ist es wichtig, sich noch am selben Tag zu versöhnen. Dagegen legt nur jeder dritte Mann Wert darauf, den Konflikt noch vor dem Schlafen beizulegen (36 Prozent). Vier von zehn Männern wünschen sich zwar ebenfalls eine Aussprache (42 Prozent), doch nicht wenige geben sich betont unkompliziert: Jeder vierte Mann findet, dass es irgendwann mal gut sein muss, wenn er sich entschuldigt hat (26 Prozent, Frauen 19 Prozent). Immerhin legen diese Männer für ihre Partner:innen denselben Maßstab an: Auch ihnen reicht im Gegenzug nach einem größeren Krach eine einfache Entschuldigung (26 Prozent, Frauen: 19 Prozent). Ob die Sache dann wirklich vom Tisch ist, ist damit aber nicht sicher – denn Männer neigen stärker als Frauen dazu, ihren Ärger einfach runterzuschlucken, um die Harmonie nicht zu gefährden (18 Prozent, Frauen: 13 Prozent).

Jede vierte Frau ist im Nachhinein noch überzeugt, dass sie Recht hatte

Frauen dagegen lassen ihre Emotionen lieber raus: Vier von zehn Frauen sind nach dem Streit sehr emotional oder weinen (41 Prozent), bei den Männern gibt das gerade einmal jeder zehnte an (9 Prozent). Viele Frauen (40 Prozent) wünschen sich nach dem Streit zudem körperliche Nähe, wollen in den Arm genommen werden. Bei den Männern braucht das nur jeder siebte (14 Prozent). Allerdings gibt es auch Frauen, die erst einmal Abstand suchen – und zwar deutlich mehr als Männer: Insgesamt mehr als jede dritte Frau (37 Prozent) möchte sich zunächst distanzieren (Männer: 28 Prozent). Jede vierte Frau ist außerdem nach dem Streit häufig noch immer überzeugt, dass sie Recht hatte (24 Prozent, Männer: 17 Prozent). 15 Prozent der weiblichen Befragten geben sogar offen zu, nachtragend zu sein (Männer: 9 Prozent).

Je jünger, desto emotionaler: Männer unter 30 müssen sich abreagieren – und möchten doch in den Arm genommen werden

Allerdings zeigen die Ergebnisse auch deutliche Altersunterschiede auf. So gehen vor allem Jüngere mit einem Streit sehr emotional und zugleich harmoniebewusst um: Bei Liierten unter 30 ist der Wunsch nach einem klärenden Gespräch (57 Prozent) und schneller Versöhnung (48 Prozent) von allen Altersgruppen am größten. Jüngere Frauen sind dabei deutlich emotionaler (56 Prozent) als beispielsweise Frauen in ihren Fünfzigern (31 Prozent). Zugleich sind sie auch deutlich nähebedürftiger (60 Prozent) als andere Altersgruppen. Jüngere Männer dagegen offenbaren einen zwiegespaltenen Umgang mit Emotionalität: Sie behaupten zwar am häufigsten, dass ihnen eine einfache, mündliche Entschuldigung reicht (32 Prozent), schlucken aber zugleich häufiger als ältere Männer ihren Ärger runter (20 Prozent) und müssen sich oft nach dem Streit abreagieren, etwa mit Sport oder Gaming (32 Prozent). Gleichzeitig haben viele junge Männer einen offeneren Umgang mit ihren Gefühlen als ältere: Jeder fünfte Mann unter 30 gibt an, nach dem Streit in den Arm genommen werden zu wollen (20 Prozent) und immerhin 14 Prozent der Männer unter 30 bekennen sich dazu, sehr emotional zu sein oder zu weinen.

In den Dreißigern ist das Streitverhalten besonders stur

Besonders unterkühlt und stur scheint das Streitverhalten in den Dreißigern zu sein – vor allem bei Frauen. Etwa jede dritte Frau zwischen 30 und 39 ist nach dem Streit immer noch überzeugt, dass sie eigentlich Recht hatte (30 Prozent), aber auch jeder fünfte Mann in diesem Alter (19 Prozent). Vier von zehn Frauen in ihren Dreißigern brauchen erst einmal Abstand (41 Prozent), ebenso wie knapp jeder dritte Mann (30 Prozent). Außerdem gibt jede fünfte Frau in dieser Altersgruppe zu, nachtragend zu sein (19 Prozent), bei Männern ist es jeder zehnte (10 Prozent). Frauen in den Dreißigern verzeihen häufiger erst dann, wenn ihr:e Partner:in glaubhaft Reue zeigt (15 Prozent).

Wer in der Beziehung unzufrieden ist, schluckt häufiger den Ärger runter

Und was sagt das Streitverhalten über die Beziehung aus? Die Ergebnisse der ElitePartner-Studie 2021 zeigen jedenfalls deutlich, dass zufriedene und unzufriedene Liierte sehr unterschiedlich mit einem Streit umgehen. Wer angibt, in der eigenen Beziehung unzufrieden zu sein, wünscht sich zwar ähnlich häufig ein klärendes Gespräch – legt aber weit weniger Wert drauf, sich noch am selben Tag zu versöhnen (25 Prozent, Zufriedene: 44 Prozent). Unzufriedene Liierte brauchen nach einem Streit außerdem mehr Abstand (42 Prozent, Zufriedene: 31 Prozent) und sind viel häufiger im Nachhinein noch überzeugt, Recht zu haben (32 Prozent, Zufriedene: 19 Prozent). Wer in der Beziehung unzufrieden ist, schluckt zudem den Ärger eher runter (31 Prozent, Zufriedene: 14 Prozent) – ganz besonders ausgeprägt ist dieses Verhalten übrigens bei unzufriedenen Männern (40 Prozent). Gerade unzufriedene Männer müssen sich auch häufiger nach dem Streit abreagieren (30 Prozent) als solche, die glücklich mit ihrer Partnerschaft sind (21 Prozent).

Zweifel an der Beziehung: Unzufriedene Frauen stellen eher die Liebe in Frage

Bei den Frauen macht die Beziehungszufriedenheit vor allem einen Unterschied, wenn es darum geht, welche Schlüsse sie aus einem Streit ziehen: Knapp jede dritte unzufriedene Frau (29 Prozent) stellt nach einem größeren Streit die Beziehung in Frage, während nur 7 Prozent der zufriedenen Frauen deshalb an der Liebe zweifeln. Auch bei den Männern zeigt sich hier ein deutlicher Unterschied, so zweifeln 16 Prozent der unzufriedenen Männer nach einem Streit an ihrer Partnerschaft, aber nur 2 Prozent der zufriedenen. Zudem reicht Frauen, die mit ihrer Beziehung glücklich sind, häufiger eine einfache mündliche Entschuldigung ihres;r Partners:in aus (18 Prozent) als unzufriedenen (25 Prozent).

Versöhnungssex und Blumenstrauß: Eher ein Filmklischee

Eines kann die ElitePartner-Studie klar widerlegen: Der berühmte Versöhnungssex ist gar nicht so beliebt wie oft behauptet. Nur 12 Prozent der Männer und gerade einmal 5 Prozent der Frauen wünschen sich, dass nach den Fetzen auch die Kleider vom Leib fliegen. Jüngere Männer (u30: 21 Prozent) und Frauen (u30: 12 Prozent) äußern zwar noch etwas häufiger diesen Wunsch, doch auch für sie ist Versöhnungssex im Vergleich eine der unbeliebteren Maßnahmen, um einen Streit beizulegen. Auch Blumen, Geschenke oder eine andere Art von Wiedergutmachung gehören offensichtlich in das Reich der Filmromanzen und Liebesromane: Gerade einmal 3 Prozent der Frauen und 2 Prozent der Männer erwarten eine solche Geste nach dem Streit.

Psychologin Lisa Fischbach von ElitePartner: “Streit und eine glückliche Partnerschaft schließen sich nicht aus – doch destruktiv geführte Konflikte sind schädlich”

“Den Umgang mit Konflikten haben wir früh im Elternhaus gelernt,” kommentiert Diplom-Psychologin Lisa Fischbach von ElitePartner, “auch, ob wir Angst davor haben – oder wissen, dass Streit und eine glückliche Partnerschaft sich nicht ausschließen. Deutlich zeigt sich, dass es für jüngere Altersgruppen und bei kürzerer Beziehungsdauer schwieriger ist, emotionale Distanz nach Konflikten auszuhalten – das Vertrauen in die Beständigkeit der Liebe ist noch störanfälliger. Männer scheinen in Partnerschaften insgesamt konfliktscheuer als Frauen zu sein, bevorzugen daher ausweichende Lösungsstrategien oder machen den Konflikt mit sich aus. Wie schädlich destruktiv geführte Konflikte sind, zeigt sich bei den unzufriedenen Paaren. Abstand, heimliche Rechthaberei oder Verdrängen verhindern die produktive Auseinandersetzung mit verletzten Bedürfnissen und Kränkungen.”

“Welche der folgenden Dinge treffen auf Sie persönlich zu? Nach einem Streit …”

  • … wünsche ich mir ein klärendes Gespräch: Gesamt: 48,4 % | Frauen: 54,4 % | Männer: 41,9 %
  • … ist es mir wichtig, dass wir uns noch am selben Tag wieder versöhnen: Gesamt: 41,3 % | Frauen: 46,2 % | Männer: 36,0 %
  • … brauche ich erst einmal Abstand, um mich wieder öffnen zu können: Gesamt: 32,8 % | Frauen: 37,0 % | Männer: 28,3 %
  • … will ich in den Arm genommen werden: Gesamt: 27,1 % | Frauen: 39,8 % | Männer: 13,5 %
  • … reicht mir eine einfache, mündliche Entschuldigung meines/r Partners/in: Gesamt: 26,8 % | Frauen: 24,2 % | Männer: 29,6 %
  • … bin ich sehr emotional oder weine: Gesamt: 25,1 % | Frauen: 40,6 % | Männer: 8,5 %
  • … sollte es auch mal gut sein, wenn ich mich bereits entschuldigt habe: Gesamt: 22,3 % | Frauen: 19,0 % | Männer: 25,8 %
  • … bin ich häufig noch davon überzeugt, dass ich recht hatte: Gesamt: 20,4 % | Frauen: 23,3 % | Männer: 17,2 %
  • … muss ich mich abreagieren, z.B. mit Sport, Computer-/Konsolenspielen etc.: Gesamt: 18,8 % | Frauen: 16,6 % | Männer: 21,2 %
  • … bin ich verärgert, versuche das aber runterzuschlucken, um die Harmonie nicht zu gefährden: Gesamt: 15,6 % | Frauen: 13,0 % | Männer: 18,3 %
  • … bin ich nachtragend: Gesamt: 12,3 % | Frauen: 15,3 % | Männer: 8,9 %
  • … bin ich erst versöhnt, wenn mein/e Partner/in glaubhaft Reue zeigt: Gesamt: 8,8 % | Frauen: 10,9 % | Männer: 6,6 %
  • … wünsche ich mir Versöhnungssex: Gesamt: 8,7 % | Frauen: 5,3 % | Männer: 12,3 %
  • … stelle ich die Beziehung in Frage: Gesamt: 6,8 % | Frauen: 9,9 % | Männer: 3,5 %
  • … erwarte ich eine Wiedergutmachung, z.B. Blumen, ein Geschenk, einen Restaurantbesuch: Gesamt: 2,6 % | Frauen: 3,3 % | Männer: 1,9 %

3.967 erwachsene deutsche Internetnutzer (nur Liierte), bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter Geschlecht und Bundesland, Angaben in Prozent

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