Im Rahmen der Messe transport logistic diskutierten die Deutsche Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft (DVWG) Südbayern e. V. und die LKZ Prien GmbH in ihrem Fachforum mit hochkarätigen Experten über mögliche Maßnahmen zur Bewältigung des Brenner-Transits und wie der Zugang zur Bahn für Verlader vereinfacht werden kann.
Immer mehr Unternehmen aus Industrie und Handel sowie aus der Transportbranche versuchen, ihre Transporte auf die Schiene zu verlagern – sei es aus logistischen Gründen, wegen der Anforderungen ihrer Kunden oder als eigenen Beitrag zur Klimadiskussion. Gleichzeitig will die Bundesregierung den Marktanteil der Bahnen im Güterverkehr bis 2030 auf 25 Prozent und damit um fast die Hälfte steigern.
Darüber hinaus erhöhen sich die Herausforderungen des Straßengütertransports im Allgemeinen und vor allem entlang des Brenner-Korridors zunehmend. Das steigende Verkehrsaufkommen von rund 2,48 Millionen Lkws im Jahr 2022, infrastrukturelle Einschränkungen wie beispielsweise die angekündigte Baustelle entlang der Lueg-Brücke oder die Sanierung der Europabrücke, der allgemeine Mangel an Lkw-Fahrerinnen und -Fahrern sowie die Hindernisse des freien Warenverkehrs an der Landesgrenze zwischen Bayern und Tirol sind nur eine Auswahl an zunehmenden Restriktionen.
Über die täglichen Herausforderungen entlang des Brenner-Korridors im Straßen- und Schienengüterverkehr und über sinnvolle Maßnahmen zu deren Bewältigung diskutierten hochkarätige Experten auf dem Forum der Deutschen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft (DVWG) Südbayern und des Logistik-Kompetenz-Zentrums Prien (LKZ) am zweiten Messetag der transport logistic. Christian Bernreiter, Staatsminister im Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, stellte im Fachforum zunächst die bayerische Strategie zur Bewältigung des Brenner-Transits vor. Bernreiter erläuterte: „Der Freistaat ist auf vielen Ebenen aktiv und unterstützt die Branche beim Brenner-Transit – in Europa, beim Bund und in den Nachbarregionen. Wir brauchen und fördern eine schnelle Verlagerung auf die Schiene, zumal beim Schienengüterverkehr die externen Kosten, wie Lärm und Luftschadstoffe, auch weniger als halb so hoch sind als beim reinen Lkw-Transport.“
Wichtig seien eine funktionsfähige Infrastruktur und ein landesweites Netz von Umschlagterminals und Güterverkehrszentren. Zusätzlich setze der Freistaat auf innovative Logistikprojekte, mit denen der Weg bereitet werden soll, um schon vor Fertigstellung des Brenner-Basistunnels möglichst viele Transporte auf die Schiene zu verlagern. Staatsminister Bernreiter: „Hier müssen wir auch die Verlader einbeziehen. Daher haben wir das vbw-Projekt gefördert, das zeigt, wie die Verlader den Güterverkehr auf der bestehenden Infrastruktur effizienter und umweltschonender gestalten können.
Gemeinsam haben wir Handlungsempfehlungen formuliert, um den Brenner-Transit zu bewältigen. Wichtig ist der intensive Dialog mit der gesamten Verladerschaft und der Transportbranche.“ Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., ergänzend zu dem Projekt der vbw: „Die bayerische Wirtschaft braucht einen gut funktionierenden Brenner-Transit. Der aktuelle Zustand mit Mobilitätsbeschränkungen und Infrastrukturengpässen ist unhaltbar und muss im Sinne nachhaltiger, resilienter Lieferketten schnellstmöglich beseitigt werden. Mit unserem Projekt ‚Klimafreundlicher Brenner-Transit‘ zeigen wir den Handlungsbedarf für Politik und Verwaltung konkret auf und geben Unternehmen Orientierung beim Thema Schienengüterverkehr. Solche praxisorientierten Beiträge erhoffen wir uns von allen Seiten.“
In der anschließenden Podiumsrunde unter Moderation der LKZ- Geschäftsführerin Dr. Petra Seebauer erläuterten Christine Völzow von der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Georg Dettendorfer als ortsansässiger Spediteur im bayerischen Inntal sowie Georg Staller von der UPM Augsburg ihre praxisnahen Sichtweisen zum Brenner-Transit. Sie sprachen über Maßnahmen und darüber, wie sich der Güterverkehr der Zukunft und neue Wege im Kombinierten Verkehr gestalten lassen. „Die Politik ist nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten gefordert, die Verlagerung auf die Schiene zu forcieren“, appellierte Georg Dettendorfer, Geschäftsführer der Johann Dettendorfer Spedition Ferntrans GmbH & Co. KG. „Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und eben auch Wirtschaftlichkeit der Bahnen sowie der Wille der Verlader, auf die Schiene zu gehen, sind der Schlüssel zu mehr Verlagerung auf die Schiene!“, so sein Resümee.
Georg Staller, Manager Logistics Sourcing & Development bei der UPM GmbH und dort seit über 25 Jahren unter anderem in den Bereichen Logistik & Supply Chain, Routenoptimierung, Ladungssicherung, Yard Management, Transporttechnik, Lagersteuerung, Intermodal- und Bahnkonzeption tätig, betonte: „Nachhaltigkeit beginnt bei uns selbst und bei unseren Entscheidungen – gemeinsam bringen wir den klimafreundlichen Brenner- Transit voran.“ Der Ausbau von schienengebundenen und intermodalen Lösungen sei bei UPM ein wichtiger Bestandteil des UPM-„30by30“-Programms, mit dem die Scope-3-Emissionen bis 2030 um 30 Prozent gesenkt werden sollen. „Die Entwicklung hin zu umweltfreundlicheren Lösungen für Logistik und Transport ist für UPM Communication Papers auf dem Weg in eine Zukunft jenseits der Fossilien von entscheidender Bedeutung“, erläuterte Staller.
Dr. Petra Seebauer, Geschäftsführerin der LKZ Prien GmbH, brachte es am Ende der spannenden Podiumsdiskussion auf den Punkt: „Alle Beteiligten gehören an einem runden Tisch gebracht, um gemeinsam an nachhaltigen, innovativen und umsetzbaren Lösungen zu arbeiten und den Brenner-Transit zu bewältigen. Bereits erste kleine Schritte, wie beispielsweise mit regionalen Arbeits- und Erfahrungsaustauschgruppen zu KV-Transporten, können viel bewegen. Nur gemeinsam werden wir dies meistern.“
https://www.blick-punkt.com/red-bull-x-alps-in-marquartstein-ist-offizieller-turnpoint/