Wussten Sie, dass der amtierende Weltmeister im Fliesenlegen aus Deutschland kommt? Drei junge Fliesenleger und eine Fliesenlegerin bereiten sich aktuell im Trainingslager in Seebruck auf die Verteidigung des Titels bei der im Oktober in Shanghai stattfindenden Weltmeisterschaft der Handwerksberufe in Shanghai vor. Florian Ott, Inhaber der Edlinger Firma Fliesen & Naturstein Ott, kann die Leidenschaft für das Handwerk absolut nachvollziehen.
Nina Bufalino im fugenlos ineinanderfließenden Gespräch mit Florian Ott.
Die Geschichte vom Drachen Grisu, der, zum Leidwesen seines Vaters, Feuerwehrmann werden wollte, kennt wohl jeder. Wie war das denn bei dir, wusstest du auch so genau, was du einmal werden möchtest und inwiefern haben deine Eltern dich bei der Berufswahl beeinflusst?
Ich wuchs in einer kleinen Landwirtschaft auf. Mein Vater war gelernter Elektriker und das Handwerk war sehr präsent in meinem Leben. Auch ich wollte nach meinem Schulabschluss ein Handwerk erlernen, nur hatte ich als 15-jähriger Bursche noch keinen Plan, in welche Richtung es gehen sollte.
Wann wurden die Fliesen für deinen beruflichen Werdegang verlegt?
Wir hatten in der Schule die Möglichkeit, uns über potenzielle Arbeitgeber und mögliche Berufe zu informieren. Beim Handwerk des Fliesenlegers hat sofort gefunkt. Ich kam heim und sagte zu meiner Mutter: „Mama, ich werde Fliesenleger!“ Ich war wohl so überzeugend, dass meine Entscheidung ohne Widerrede akzeptiert wurde.
Welche Erinnerungen hast du an deine Ausbildung?
Das war eine schöne Zeit! Die Ausbildung absolvierte ich bei der Firma Oberloher in Haag. Mein Chef dort hat mir gezeigt, dass man auch ohne cholerische Ausbrüche Respekt von den Mitarbeitern bekommt. Das Betriebsklima war sehr harmonisch und ich hatte das Glück, von einem sehr erfahrenen Gesellen betreut zu werden, der kurz vor der Rente stand. Mit viel Ruhe und Geduld hat er mir eine Menge beigebracht. Meine Motivation immer mehr wissen zu wollen wurde dadurch sehr gefördert.
Was lässt deine Begeisterung so lebendig bleiben?
Mit den eigenen Händen etwas zu „erschaffen“ und am Ende eines Arbeitstages zu sehen, was man geleistet hat, das ist immer wieder großartig. Wenn beim Hausbau die Phase beginnt, in welcher die Fliesen verlegt werden und der Innenraum Gestalt annimmt, ist das jedes Mal aufs Neue faszinierend.
Die Fliesenbranche ist dauerhaft in Bewegung und präsentiert immer wieder neue Design-Highlights. Was ist für dich einer der markantesten Meilensteine in diesem Segment?
Die Fliese hat sich im Laufe der Jahrzehnte revolutioniert und zum Glück hat die Lust auf Stilvolles vor der Badezimmertüre nicht halt gemacht. Vielleicht erinnern sich manche Leserinnen und Leser noch an fensterlose und karge „Nasszellen“, die nur gefliest wurden, damit sie leichter zu putzen ist. Das Badezimmer hat inzwischen einen anderen Stellenwert. Wohlfühlbäder verbinden Hygiene mit Entspannung, Funktionalität und Design greifen ineinander.
Super, Florian, jetzt habe ich ein „70er Jahre-Fliesen-Kopfkino“ vom Allerfeinsten, inklusive Pril-Blumen-Aufkleber. Ich hoffe, du kannst mich mit aktuellen Trends da rausholen.
Mach ich! Total angesagt sind Fliesen in Holzoptik. Sie imitieren beinahe jede Holzart und sorgen im Badezimmer – natürlich auch in allen anderen Räumen – für eine wohnliche Atmosphäre. Du hast nicht nur das Gefühl, Holz zu sehen, du fühlst es sogar. Stell dir vor, beim letzten Hausbau haben die Schreiner beim Betreten des Raumes ihre Schuhe ausgezogen… das sagt ja wohl alles. Die Fliese lässt, im Gegensatz zu echtem Holz, auch die Wärme der Fußboden- oder Wandheizung optimal durch.
Dein Handwerk ist sehr facettenreich und erfordert, dass du deine Kundschaft entsprechend beraten kannst. Musst du dich da nicht laufend weiterbilden?
Genau das reizt mich ja, diese kontinuierliche Weiterentwicklung. Schließlich möchte ich meinen Kunden die ganze Bandbreite an Gestaltungsmöglichkeiten bieten. Mit der Weiterbildung zum Fachmann für kaufmännische Betriebsführung vertiefe ich zum Handwerk auch den kaufmännischen Bereich.
Reizt es dich, dein Wissen an junge Menschen weiterzugeben?
Und wie es mich reizt, deshalb bilde ich in meinem Betrieb zum Fliesen-, Platten- und Mosaikleger/-in aus. Dieses Handwerk ist großartig und eröffnet eine Menge Möglichkeiten. Hat man den Meisterbrief in der Tasche, kann man auch ohne Abitur studieren.
Was sollte man für die Ausbildung an Fähigkeiten mitbringen?
Natürlich handwerkliches Geschick. Man muss in diesem Beruf sehr sorgfältig arbeiten und ein gutes Gespür für Farben und Gestaltung mitbringen. Mathematisches, physikalisches und chemisches Verständnis sind von Vorteil.
Wie sieht es aktuell mit Fachkräften auf dem Markt aus?
Gute Frage, nächste Frage! Ich habe zum Glück ein super Team. Da die Auftragslage sehr gut ist, freuen wir uns aber immer über Zuwachs!
Fliesen Ott
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