Harald Naegeli, der „Sprayer von Zürich“ genannt, sprayte 1977 seine ersten Strichmännchen an die Betonwände von Zürich. Der inzwischen 81-Jährige gilt seitdem als Vorläufer der Street Art. Bis heute spaltet der Junggebliebene mit verschmitztem Humor die öffentliche Meinung: Macht er Kunst oder handelt es sich bei seinen Graffiti um Sachbeschädigung?
Verurteilt wegen mehrfacher Sachbeschädigung, setzte Naegeli sich nach Deutschland ab, worauf ein internationaler Haftbefehl gegen ihn erlassen wurde. Bei seiner Rückkehr in die Schweiz musste er deshalb eine sechsmonatige Gefängnisstrafe absitzen. Danach lebte und arbeitete er hauptsächlich in Düsseldorf. Er begann als „Harry Wolke“ an die „Freunde der Wolke“ philosophische und rebellische Nachrichten über seine neuesten Graffiti und Zeichnungen zu schreiben, um seine flüchtige Kunst, seine Utopien, etwas länger festzuhalten. 2020 wieder in Zürich sprayte er während des ersten COVID-19-Lockdowns über 50 „Totentänze“ in der Stadt. Der Kanton verklagte ihn, die Stadt verlieh ihm den Großen Kunstpreis.
Regie: Nathalie David, Dokumentation, FSK 0, 102 Min.
Feinfühliges Porträt von Regisseurin Nathalie David, dessen schlichter wie berührender Höhepunkt am Ende erfolgt, unterlegt mit einer wunderbaren Ballade von Sophie Hunger.
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Andrea Hailer, soulkino
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