Gedanken zu Neujahr von Julian Menz, Schlagzeuger bei der Band „Pam Pam Ida“ – exklusiv im blick.
Zeit ist so ein komisches Ding. Gibtses, gibtses nicht? Gibtses gleich unendlich oft und parallel, aber nicht rückwärts? Uneinigkeit herrscht. Obwohl wir alle jeden Tag immer und immer wieder aufs Zeiteisen schauen, es uns ja regelrecht den Takt vorgibt – manchmal ist Zeit wichtiger, manchmal irgendwie gar nicht. Und wenn ich gefragt werde, was ich mir am meisten wünsche, sage ich immer: Eine Zeitstoppuhr.
Ein guter Moment, um die Zeit anzuhalten wäre 2017 gewesen. Im Januar vor fünf Jahren sind wir mit Pam Pam Ida zum ersten Mal auf der Bühne gestanden. Nachdem wir ein Jahr früher „Gockl“ und „Schultertanz“ rausgebracht haben, waren die Leute regelrecht narrisch drauf uns live zu sehen. Die ersten fünf Konzerte überhaupt waren schon ausverkauft. Das ist der Himmel auf Erden für paar so Burschen, die seit ihrer Kindheit Musik machen. Fünf Jahre später ist Live-Musik ein rares Gut und irgendwie fragt man sich, was die Zeit noch bringen wird.
Musik ist zum Glück zeitlos – zumindest meistens. Sie funktioniert unabhängig vom Jahrzehnt und der Ära, in der sie aufgenommen wurde. Das macht Musik so einfach: Wenn sie einem gefällt, tanzt man dazu, lacht, freut sich oder man wird von der Stimmung des Songs berührt. Propagandamusik wollen wir hier mal ausklammern. Wenn Musik für unmenschliche Weltanschauungen vereinnahmt wird, ist das wirklich nicht schön. Da gehört es sich sogar, explizit nicht dazu zu tanzen. Abgesehen davon ist es uns doch egal, ob wir eine Blues-Aufnahme von Robert Johnson aus den 1920ern genießen oder uns in den 2020ern von Billie Eilish ins Ohr hauchen lassen. Wir fühlen die Klänge ganz tief in uns drin und irgendetwas Magisches passiert in diesem Moment. Viele Leute haben sich schon die Finger wund geschrieben, um die richtigen Worte dafür zu finden. Aber das lass ich jetzt mal. Ihr wisst eh, was ich meine.
Musik ist zeitlos und trotzdem sind wir selbst es nicht. Die Jahre gehen vorüber, man blickt zurück und nach vorne. Im gegenwärtigen Augenblick ist man selten. Seit knapp zwei Jahren sind wir in diesem merkwürdigen Modus, in dem man nicht so genau weiß, was die Zukunft bringt. Gibt es Auftritte? Lohnt es sich, eine Platte zu veröffentlichen, wenn man nur ein Drittel der Konzerte spielt? Muss man jetzt unbedingt mehr Gas geben auf den Social Media? Plötzlich ist alles immer zu hinterfragen. Den Moment genießen fällt uns auch als Künstler schwer.
Ein kreativer Beruf ist wirklich etwas Wunderbares, doch wir müssen am Ende auch davon leben können. Eine planbare Zukunft wäre dafür richtig schön. Es würde uns oftmals das Einschlafen erleichtern, wenn man darüber nachdenkt, wie es mit der eigenen Karriere in fünf Jahren aussieht. Aber so zu tun, dass irgendetwas planbar wäre, ist ja eh nicht ganz realistisch. Denn sind wir uns ehrlich: Hellseher war bislang auch keiner von uns. Die Zukunft ist immer ungewiss. Weil sie ja nie existiert, immer nur vor uns liegt.
„Du kannst dein Lebtag faul sein oder umanander g’schaftln. Fünf Dog nachdem der Tod eintritt fangt jeder an zum saftln.“ Da lob ich mir die morbide Art der Ösis. EAV bringen auf den Punkt, was wir von der Zukunft halten sollen. Nix und doch alles. In dieser Ungewissheit steckt eigentlich die größte Gabe, die wir Menschen besitzen: Hoffnung. Man kann natürlich Pläne machen und sich ausmalen, was kommen wird. Aber letztendlich leben wir zwangsweise nur in diesem Augenblick.
Nie in der Zukunft und nie in der Vergangenheit. Und hier und jetzt entscheiden wir, wie wir auf das, was wir uns ausmalen, blicken. Was wir dabei fühlen. Und vor allem: Mit welchem Geist wir weitergehen. Und da muss ich zwangsweise uns selbst zitieren: „Wenn die Menschheit sich komplett vergisst. Und Du des oanzig Wahre bist – I bleib Optimist.“
A Guads Neis, Ihr Lieben.
Euer Julian
Der Fokus sollte auf „Fest der Liebe“ liegen! Ein Kommentar.
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