Wenn ein Mann behauptet, dass Fliesen seine Leidenschaft sind, ja, dann klingt das zunächst schon etwas schräg. Wenn einem dieser Mann dann aber Einblick in die beeindruckende Welt der Fliesen, Mosaik- und Natursteine gewährt, dann kommt man nicht umhin, sich selbst für diese Leidenschaft zu öffnen. Überzeugen Sie sich selbst.
Nina Bufalino im Gespräch mit Christian Rakowsky, Geschäftsführer von Keramik Designs in Wasserburg a. Inn.
Racky, so sagen ja fast alle hier zu Dir, wie kamst Du denn auf dieses feurige Gefühl für den kühlen Stein?
Der Funke ist schon als Lehrbub in meiner Ausbildung zum Ofenbauer übergesprungen. Die Ofenbauer haben ja ein ganz besonderes Fingerspitzengefühl für das Material Stein und man lernt in diesem Beruf sozusagen zwei Handwerke in einem: das Kachelofenbauen und das Fliesenverlegen. Ich fühlte mich sofort in meinem Element!
Welche Erinnerungen hast Du an die Lehrzeit beim Schweigstetter Max in Wasserburg und was hat Dich an der Arbeit begeistert?
Ich trage eine sehr schöne Erinnerung in mir. An eine Arbeit, die dir an jedem Tag mit Freude gemacht habe, in einem ordentlichen und mit Herzblut geführten Familienbetrieb. Am Ende des Tages war ich immer sehr stolz, dass jedes Projekt auch meine Handschrift trug – und das ist eben das Besondere am Handwerk.
Nach der Gesellenprüfung hast Du die Spur gewechselt. Wohin des Weges?
Nach der Gesellenprüfung war der Zivildienst dran. Parallel konnte ich aber nie die Finger vom Handwerk lassen. So kam es, dass ich regelmäßig im Edlinger Baustoffhandel Freiberger meine Materialien einkaufte. Und die suchten jemanden für den Verkauf. Zur Chefin Hannelore Steiner hatte ich schon immer ein sehr herzliches Verhältnis. Um es kurz zu machen, binnen eines Tages war ich ein Teil des Freiberger Teams.
Hannelore Steiner, die inzwischen leider verstorben ist, war für ihre Mitarbeiter ja weit mehr als nur eine Chefin. Wie würdest Du das Arbeitsklima bei Freiberger Baustoffe am besten beschreiben?
Das, was ich in meiner Lehrzeit an Menschlichkeit und Verantwortung für das Gegenüber erfahren habe, erlebte ich gleich vom ersten Tag an auch bei meiner neuen Chefin, der Hannelore. Bei ihr trug jeder Mitarbeiter Verantwortung, ohne große Vorgaben oder Druck. Miteinander erfolgreich zu sein, das war der „Spirit“. Sie machte mich schnell mit den Kunden bekannt, übertrug mir die Verantwortung für den Kontakt zu allen Lieferanten und lehrte mich, behutsam in die „Welt der Fliesen“ einzusteigen und die passenden Baustoffe zu verstehen. Mein erlerntes Handwerk, mit all dem Fachwissen über die Materialien, und der neue Geltungsbereich im Verkauf verschmolzen sozusagen. Das war für mich beglückend und auch ein enormer Mehrwert für die Kunden.
Hattest Du nach fast zwei Jahrzehnten nicht manchmal Lust, das Unternehmen zu wechseln, der Karriere wegen oder so?
Natürlich bekommt man in dieser Branche und mit meiner Kenntnis immer wieder mal verlockende Angebote von Mitbewerbern. Aber meine Kunden und Kollegen zu verlassen, das kam mir nicht in den Sinn. Außerdem gab Hannelore Steiner mir immer das Gefühl, als arbeite ich für mein eigenes Unternehmen. Beim Freiberger warst Du wer. Für dich selbst, deine Kollegen und die Kunden. Das wiegt, allein emotional, weit mehr als irgendein Titel in einer anonymen Firma.
Nach dem Verkauf des Unternehmens Freiberger 2015 und Hannelore Steiners Tod 2019 gingst Du mit deiner Firma „Keramik Designs“ in Wasserburg an den Start. Was gab Dir den Kick in die Selbstständigkeit?
Ich wollte wieder da sein, für das, was ich seit 17 Jahren gemeinsam mit meinen Kunden gelebt und erlebt habe. Mit meinem eigenen Fliesenhandel Keramik Designs, den dazugehörigen Baustoffen und einer kleinen Ausstellung habe ich das realisiert!
Was passiert, wenn Kunden Deine Showrooms betreten, springt da der leidenschaftliche Funke über?
Ja, da lodert es schnell! Die Kunden begeistern sich für das neue Design und die Ästhetik mit Optiken von Holz über Beton. Sie fühlen diese Anziehungskraft der Fliese. Was soll ich sagen, das muss man selbst sehen und spüren – da ist eine Menge passiert in den letzten Jahrzehnten!
Was macht Deine Firma für Dich besonders und wie arbeitest Du?
Meine Kunden profitieren von meinem Fachwissen als Handwerker und im Verkauf. Ich sehe mich als Teil der Realisation, denke mich in jedes Vorhaben, hinterfrage alles und berate individuell. So entwickeln wir zusammen die perfekte Wand- und Bodenkombination. Die Kunden können ihren eigenen Traum im kleinen Gäste-WC, im großen Badezimmer oder im kompletten Wohnraum verwirklichen. Mein Netzwerk aus Handwerkern steht dabei auch zur Verfügung. Die Fliesen beziehe ich von Herstellern aus Italien und Spanien, die ich persönlich kenne, gerne besuche und zu denen ich immer einen engen Draht habe. Die Bandbreite an Fliesen-Kollektionen ist riesig und ich treffe vor Ort meine eigene Auswahl was Formate, Farben und Oberflächen betrifft. Alles greift wunderbar ineinander. Das ist das Besondere!
Was für ein Gefühl hast Du für das Jahr 2021?
2021 wird ein Jahr voller Überraschungen für meine Kunden. Unter anderem werde ich ein spannendes Projekt mit MS-Schindler verwirklichen. Dahinter verbergen sich die Brüder Manuel und René Schindler, zwei großartige Handwerker, die Stein, Glas und Metall zu hochwertigen und langlebigen Einrichtungsgegenständen für drinnen und draußen verarbeiten. Mehr verrate ich aber noch nicht.
Wir sind am Ende angelangt und mal wieder habe ich den lebenden Beweis dafür, wie erfüllend eine Ausbildung im Handwerk sein kann. Magst Du den jungen Menschen etwas mit auf den Weg geben?
Ein erlernter Handwerksberuf hat einen goldenen Boden und wer sein Handwerk mit Begeisterung und Leidenschaft praktiziert, der wird mit Wertschätzung und einem Alleinstellungsmerkmal belohnt. Man kann sich frei machen vom aufreibenden Wettbewerb in einem Industrie-unternehmen und eigene Netzwerke mit wirklich besonderen Menschen gründen.
Und Mister Rotation bereichert Wasserburg mit Vinyl Kultur!
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