Am 27. Oktober war Bürgerversammlung mit einer Vorstellung der Ortsentwicklung für Oberneukirchen. Wir wollten wissen, wie es mit der Gemeinde im Landkreis Mühldorf a. Inn zukünftig weitergeht.
Redakteurin Manuela Graßl im Gespräch mit Bürgermeisterin Anna Meier.
Frau Bürgermeister Meier, seit 2014 sind Sie Gemeindechefin von Oberneukirchen. 7 Jahre und dann noch die Pandemie – kann man von einem verflixten 7. Jahr sprechen oder läuft alles gut?
Bekanntlich spricht man von einem verflixten 7 Jahr in einer Ehe. Ich bin zwar mit Oberneukirchen nicht verheiratet, versuche aber deren Geschicke zu lenken. Jedoch begleitet mich in der Tat der Breitbandausbau seit 7 Jahren. Damals war es einer meiner ersten Termine, die Planungen und den Ausbau des Glasfasernetzes. In Oberneukirchen läuft im Moment die 3. Ausschreibung mit dem Fördertopf der Gigabitrichtlinie. Vermutlich wird diese Planung noch nicht die Letzte gewesen sein. Doch daran habe ich mich gewöhnt.
Die Pandemie wird hoffentlich keine 7 Jahre dauern. Doch die Folgen derer wird wohl lange nachwirken. Wir müssen alle nach vorne schauen, ohne das Augenmerk auf sich selbst zu richten. Es geht alle an. Deshalb spreche ich nicht von einem verflixten Jahr, sondern von einem Jahr der Neuorientierung.
859 Einwohner – die könnte man als Bürgermeisterin fast alle kennen. Wie gut kennen Sie Ihre Gemeindebewohner?
In der Tat, es gibt wirklich nur sehr wenige Bürger, die ich nicht kenne. Sieht man dann mal neue Gesichter, so kann man diese relativ schnell zuordnen. Da die Frage auch lautet, wie gut ich sie kenne: „Scho guad“. Wenn man so lange in einer Dorfgemeinschaft lebt, kennt man sich natürlich gut. Man kennt die Menschen, deren Bedürfnisse und es gibt immer wieder schöne und nette Begegnungen.
Am 27. Oktober war Bürgerversammlung mit einer Vorstellung der Ortsentwicklung. Was gibt es Neues für Oberneukirchen? Stimmt der Haushalt? Auf was dürfen wir uns freuen?
In Zusammenarbeit mit dem Amt für ländliche Entwicklung und unserem Planungsbüro Orte Gestalten, haben wir in 5 Kategorien eingeteilt, viele gute und wegweisende Ideen erarbeitet. Wie sich Oberneukirchen in den nächsten 20 Jahren entwickeln soll.
Dazu gehört: Wie kann ein Gewerbegebiet sich ins Landschaftsbild einfügen? Wie können die Wohnformen in Zukunft aussehen? Ein neues Gemeindehaus mit Büro, Sitzungssaal und genug Platz für die Vereine sowie Angebote für Kinder, Jugend und Senioren. Auch wollen wir für die Naherholung in Form von Rad- und Wanderwegen und für ein ausreichendes Mobilitätsangebot sorgen. All das steckt in der Ausführung des Ortsentwicklungskonzepts, deren Ausarbeitung beginnt und einige Zeit in Anspruch nehmen wird.
Natürlich ist es gut, wenn man als Bürgermeisterin von Rücklagen sprechen kann, aber man darf auch nicht stehen bleiben. Unser Dorf muss attraktiv bleiben und noch mehr werden. Das bestimmt die nächsten Jahre in Oberneukirchen und auf diese Herausforderung können wir uns freuen.
Ihre Gemeinde beteiligt sich an der Aktion Öko-Modellregion Mühldorfer Land. Wie steht es in Oberneukirchen um Klimaschutz, Biodiversität, Bodenschutz und artgerechte Tierhaltung? Und wie zufrieden sind Sie denn mit vierbeinigen Biotoppflegern- den Wasserbüffeln?
Auch ist im Gemeindeentwicklungskonzept der Klimaschutz, die Biodiversität und der Bodenschutz ein großes Thema. Mit kleinen Schritten und im Austausch mit der Öko-Modellregion, der unteren Naturschutzbehörde und dem Bund Naturschutz, versuchen wir, unsere Ausgleichsflächen aufzuwerten. Unsere Ziegen am Hang und unsere Wasserbüffel an der Staatsstraße sind bereits zur Attraktion für Jung und Alt geworden.
Da Oberneukirchen sehr landwirtschaftlich geprägt ist, ist die artgerechte Tierhaltung sowieso gegeben. Doch was noch anzumerken ist, Oberneukrichen ist eine kleine Gemeinde, die versucht allen Anforderungen gerecht zu werden. Meiner Meinung nach, muss sich die große Politik endlich mit dem Thema Klimawandel so auseinandersetzten, damit unsere Kinder und Kindeskinder noch auf dieser Erde leben können.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihrer Gemeinde und wo würden Sie sich noch mehr Unterstützung erhoffen?
Vielleicht ein bisschen mehr Achtsamkeit gegenüber seinen Mitmenschen. Jeder wünscht sich nach so einer langen Zeit der Pandemie wieder Normalität. Die Nerven liegen blank. Im Moment besteht höchste Gefahr, dass sich die Gesellschaft spaltet. Dies gilt es absolut zu verhindern. Wir leben Gott sei Dank in einer Demokratie und in einem der reichsten Länder der Erde. Wir haben von allem genug. Keiner von uns hat jemals Hunger verspürt. Wenn die Zufriedenheit wieder die Herzen der Menschen erreicht, dann glaube ich, werden wir die Zukunft miteinander meistern können.
Vielen Dank für das freundliche Gespräch und wir wünschen Ihnen und Ihrer Gemeinde alles Gute.
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