„Persönlich wichtige Werte, wie Zusammenhalt, das friedliche Miteinander und auch Zufriedenheit durch Verzicht lassen sich glücklicherweise ja gerade im Kreise der Familie am besten leben und vermitteln“, so der Eiselfinger Bürgermeister im Interview mit unserer Redaktion. Seiner Ansicht nach bietet die Vorfreude auf die gemeinsamen Weihnachtstage speziell in diesem Jahr auch ein Stück Sicherheit und Geborgenheit. Recht hat er!
Nina Bufalino im maskierten Gespräch mit Eiselfings Bürgermeister.
Herr Reinthaler, als neugierige Redakteurin würde ich mich jetzt natürlich über Ihre ungefilterte Spontanität freuen: was beschäftigt Sie als Bürgermeister zurzeit gedanklich mehr als üblich?
Einerseits die aktuellen finanziellen Unwägbarkeiten, die direkten Einfluss auf die Handlungsfähigkeit unserer Gemeinde haben. Und auf der anderen Seite Populisten und Verschwörungstheoretiker, welche die Coronavirus-Situation gezielt ausnutzen wollen, um demokratisch-gesellschaftliche Grundfeste in Frage zu stellen.
„Das persönliche Gespräch ist durch nichts zu ersetzen“, heißt es nicht ohne Grund. Wie schaffen Sie es, trotz all der Abstands- und Hygienevorschriften, im gesunden und regen Austausch mit Bürgern, Kollegen und Mitarbeitern zu bleiben?
Wir haben allen Verwaltungsmitarbeitern Einzelarbeitsplätze eingerichtet und das Team des Bauhofs hat fest zugewiesene Fahrzeuge und Aufgabenbereiche. Dadurch konnten wir, auch durch eine Einschränkung des Parteiverkehrs im Rathaus, den Betrieb bislang gut aufrechterhalten. Wir stimmen uns zudem hausintern regelmäßig über entsprechende Anpassungen ab. Für die Information der Bürger nutzen wir diverse Print- und Onlinemedien. Darüber hinaus bin ich persönlich bei den gängigen Social Media-Portalen erreichbar.
In normalen Zeiten treffen Sie auch mit anderen Bürgermeistern zum Austausch. Wie hat Corona Ihre Kommunikation mit den „Kollegen“ verändert?
Die ersten massiven Kontaktbeschränkungen sind ja gleich nach der Kommunalwahl im März in Kraft getreten. Gerade der persönliche Kontakt mit den neu ins Amt gewählten Kollegen fehlt daher spürbar. Durch Sitzungen und Versammlungen etwa unseres Schulverbandes oder des Wasserzweckverbandes besteht zumindest mit den unmittelbaren Nachbarn weiterhin ein guter Austausch.
Haben Sie dadurch vielleicht so manche Berührungsängste zu „kontaktloser Kommunikation“ abgelegen können?
Für mich persönlich waren insbesondere Videokonferenzen mit mehreren Personen echtes Neuland. Sie können eine effektive Ergänzung zur gegenseitigen Vernetzung und Kontaktaufnahme darstellen. Persönliche Diskussionen und Abstimmungen beispielsweise in Ratsgremien sind dadurch bislang jedoch nicht zu ersetzen.
Wie gehen Sie außerhalb Ihres Amts damit um, dass die Gastronomie aktuell wieder geschlossen ist, dass man im öffentlichen Leben einen Mund-Nasen-Schutz tragen muss oder dass so gut wie kein Sport mehr stattfinden darf?
Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes stellt für mich keine persönliche Einschränkung dar. Geschlossene Wirtshäuser oder ein eingeschränktes Vereinsleben beobachte ich natürlich mit gewisser Sorge – gerade in den Dörfern fehlen diese gemeinsamen und sonst ja selbstverständlichen Treffpunkte für alle Generationen. Mein Sport ist das Radfahren – hier bin ich ohnehin flexibel und stets an der frischen Luft.
Sind Sie der Meinung, dass uns die Pandemie näher hat zusammenrücken lassen hat oder war das nur eine anfängliche „Ausnahmezustand-Euphorie“?
Ich denke, es lässt sich mittlerweile eine gewisse Lagerbildung beobachten. Da gibt es immer noch mehrheitlich die einen, welche die Schutzvorgaben einhalten und gleichzeitig noch bewusster auf ihre Mitmenschen schauen. Und leider stellt man gleichzeitig auch fest, dass so mancher das soziale Miteinander ignoriert und persönliche Interessen verstärkt in den Mittelpunkt stellt.
Der Jahreswechsel steht vor der Tür. Können Sie Ihren Rückblick 2020 im Amt des Bürgermeisters für uns kurz in Worte fassen?
Das Frühjahr brachte nach der Kommunalwahl einen fast zur Hälfte neu zusammengesetzten Gemeinderat, welcher von Beginn an mit wichtigen Bau- und Infrastrukturprojekten konfrontiert gewesen ist. Die Erweiterung des Kindergartens und ein Teilnehmerwettbewerb für den sozialen Wohnungsbau konnten erfolgreich abschlossen werden. Viele Bürger haben sich trotz der coronabedingten Einschränkungen wieder mit ihren Ideen und Projekten aktiv ins Dorfleben eingebracht.
Welches positive Highlight für die Gemeinde Eiselfing in diesem Jahr hat Sie am meisten gefreut?
Zweifellos die Inbetriebnahme des Erweiterungsbaus mit zwei neuen Gruppenräumen und mehreren Funktionsräumen am Kindergarten in Eiselfing, der durch die konstant hohen Anmeldezahlen erforderlich geworden ist.
Hat die Gemeinde in der Adventszeit irgendetwas geplant – vielleicht auch, was die Senioren angeht?
Aufgrund der notwendigen Kontaktbeschränkungen ist eine Planung leider nur schwer möglich. Die Gemeinde stellt jedoch für die Kinder-Christmette den Sportplatz zur Verfügung, um diese Tradition auch an Weihnachten 2020 als Freiluftgottesdienst aufrechtzuerhalten. Und die ehrenamtliche Seniorenhilfe ist auch in der Adventszeit aktiv und steht Bürgern mit Rat und Tat zur Seite.
Gibt es einen privaten Wunsch zu Weihnachten und für den Jahreswechsel?
Ich wünsche mir, dass meine Familie gesunde und unbeschwerte Feiertage zusammen verbringen kann. Und dem ganz speziellen Wunsch meines Sohnes nach Schnee für gemeinsame Schlittenfahrten schließe ich mich natürlich gerne an.
Was wünschen Sie sich im neuen Jahr für Ihre Kolleginnen und Kollegen im Rathaus und die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde?
Auch hier wünsche ich allen beste Gesundheit und zudem das erforderliche Durchhaltevermögen, um die Folgen des Coronavirus sowie alle sonstigen privaten und beruflichen Herausforderungen erfolgreich meistern zu können.
Abschließend noch ein Blick auf das große Ganze: Welche Themen werden in Zukunft für Ihre Gemeinde relevant sein?
Im kommenden Jahr wird die Gemeinde Eiselfing ein Gebäude mit Mietwohnungen im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus errichten. Wir müssen uns weiter mit der räumlichen Entwicklung des Kindergartens und der erforderlichen Sanierung des Schulhauses auseinandersetzen, und dabei die Gemeindefinanzen fest im Blick behalten. Gleiches gilt für den Unterhalt unserer Infrastruktur. Bei der künftigen Neuausweisung von Siedlungs- und Gewerbegebieten muss der Fokus auf einer flächensparenden, nachhaltigen Entwicklung liegen. Und auch die demografischen Bevölkerungsentwicklungen machen vor der Gemeinde Eiselfing nicht Halt.
Berichte aus der Region lesen Sie hier.