Der Landkreis Rosenheim engagiert sich seit vielen Jahrzehnten sehr stark im Bereich Klima- und Naturschutz. Bei der jüngsten Sitzung des Kreistages präsentierten einige beteiligten Sachgebiete aus dem Landratsamt Rosenheim ihre Arbeit sowie aktuelle und vergangene Projekte.
Den Anfang machte Katharina Voggenauer von der Wirtschaftsförderstelle im Landratsamt Rosenheim. Wie Voggenauer sagte, beschäftigen sich im Landratsamt viele Stellen mit Naturschutzmaßnahmen und Biodiversität. Neben der Wirtschaftsförderstelle sind das vor allem die Untere Naturschutzbehörde, die Gartenfachberater, der Landschaftspflegeverband Rosenheim e. V., die Kreisbauhöfe, die Abteilung Tiefbau und Kreisstraßen sowie das Immobilienmanagement. Ein aktuelles Projekt der Wirtschaftsförderstelle ist die gerade im Kreisausschuss beschlossene Förderung des Anbaus der „Durchwachsenen Silphie“ als natur- und artenschutzfreundliche Alternative zum Maisanbau. Darüber hinaus gibt es finanzielle Förderungen für die Imker- und Bienenzuchtverbände sowie den Almwirtschaftlichen Verein Oberbayern, so Voggenauer.
Mit den Gartenfachberatern sind in vielen Schulen Gärten angelegt worden, es gibt Wettbewerbe für Kinder- und Jugendgruppen, Vorträge, Fortbildungen und Diskussionsrunden. Zudem laufen verschiedene Landschaftspflegeprogramme. An den Kreisstraßen werden nach Möglichkeit Blühstreifen angelegt und auch viele Kreisverkehre des Landkreises sind mit bienen- und insektenfreundlichen Blumen und Stauden bepflanzt worden. Gemeinsam mit den Landwirten engagiert sich das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit dem Kulturlandschaftsprogramm und zahlreichen Aktionen. Zum Beispiel gab es in diesem Jahr beim Tag der offenen Tür einen Stand zum Thema Artenvielfalt. In der Landwirtschaftsschule wird das Thema Biodiversität ausführlich im Unterricht behandelt. Außerdem wurden mit den Schülern Obstbäume gepflanzt. Einen wichtigen Beitrag leistet auch der Verein zur Förderung der Regionalentwicklung im Raum Rosenheim e. V. (RegRo) mit Informationsveranstaltungen für verschiedene Zielgruppen, wie zum Beispiel Landwirte, Imker, Kommunen oder interessierte Bürger.
Die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt Rosenheim arbeitet gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband an vielen Projekten zu Naturschutz und Artenvielfalt. Wie Kornelia Walter, Leiterin der unteren Naturschutzbehörde sagte, sind derzeit 940 Flächen mit einer Größe von über 2 770 Hektar im Vertragsnaturschutz. Von Landwirten biotopgerecht bewirtschaftet werden so Streu- und Feuchtwiesen, Magerrasen und Weiden. Der Landschaftspflegeverband engagiert sich unter anderem bei der Pflege von sehr schwierigen Flächen mit Einsatz von Spezialgerät. Er kümmert sich außerdem um die Anlage von blütenreichen Wiesen und um die Pflanzung von Hecken und Streuobstwiesen. Bei den BayernNetz-Natur-Projekten ist der Landkreis seit über 30 Jahren mit etlichen Beispielen dabei, sagte Walter. Dazu gehören unter anderem Projekte mit Almbauern, zum Beispiel zum Schutz des Kreuz-Enzian, ein Projekt zur Schaffung von Lebens-raum für den Kiebitz und das Bachmuschelprojekt an der Murn. Außerdem begleitet die Untere Naturschutzbehörde Gemeinden bei der Umsetzung von Ökokonto-Konzepten. Ein weiterer wichtiger Bereich, seit über 20 Jahren, ist die Renaturierung von Mooren im Landkreis Rosenheim. Im Bereich des Chiemsee sowie der Eggstätt-Hemhofer Seenplatte/Seeoner Seen sind zudem zwei Gebietsbetreuer unterwegs.
Auch die Gartenfachberater im Rosenheimer Landratsamt sorgen jedes Jahr mit einem umfangreichen Programm dafür, den Bürgerinnen und Bürgern sowie Mitarbeitern der Gemeinden, das Thema Natur- und Artschutz näher zu bringen. Wie Gartenfachberater Roman Pröll sagte, gibt es jedes Jahr zahlreiche Kurse, zum Beispiel zum richtigen Schneiden von Bäumen, Sträuchern und Blumen oder dem Bau von Nisthilfen für Vögel und Insekten. Ein Highlight jedes Jahr ist das dreitägige kostenlose Gartenseminar. Pro Tag kommen hier bis zu 200 Interessierte, sagte Pröll. In diesem Jahr waren Experten zu den Themen Ackerwildkräuter, Wildblumensamen und Blumenwiesen selber anlegen zu Gast. Neu hinzugekommen ist die Möglichkeit, seinen Privatgarten als „Naturgarten“ zertifizierten zu lassen. Aktuell läuft auch das landkreisübergreifende Biodiversitätsprojekt „Alte Obstsorten in den oberbayerischen Voralpen“ unter der Federführung der Gartenfachberater des Landratsamtes Rosenheim. Auf zahlreichen Streuobstwiesen in den Kreisen Rosenheim, Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen, Traunstein, Berchtesgadener Land und Weil-heim-Schongau sind etwa 250 unbekannte Obstbaumsorten entdeckt worden. Diese werden nun definiert und aufgelistet. Anschließend ist geplant, einen Sortenerhaltungsgarten im Landkreis Rosenheim anzulegen.
„Es wird viel gemacht und es laufen zahlreiche Projekte. Das heute Gezeigte, ist noch lange nicht alles. Auch im privaten Bereich, der Landwirtschaft und den zahlreichen Gartenbauvereinen in der Region setzen sich Menschen für den Artenschutz ein“, so Voggenauer abschließend.
Den ausführlichen Bericht finden Sie auf der Homepage des Landkreises Rosenheim unter
landkreis-rosenheim.de.