Der Mensch gab sich noch nie mit einer Erfindung zufrieden, wenn er noch Potenzial für Verbesserungen sah. Schon in der Bronzezeit lässt sich das an der Weiterentwicklung von Axtklingen beobachten. Ein Baustein für die Entwicklung von den ersten Beilen, den Randleistenbeilen, hin zu den ausgereiften Tüllenbeilen, ist das sogenannte Lappenbeil – der neueste Zugang am Museum Wasserburg.
Der Sondengänger Rudolf Elsenberger entdeckte das etwa 3.000 Jahre alte Objekt Anfang letzten Jahres bei einem seiner Streifzüge in der Nähe von Rott am Inn.
Vorschriftsmäßig meldete er seinen Fund an das Landesamt für Denkmalpflege, wo das Beil untersucht und eingeordnet wurde. Die Schneide des bronzenen Beils schwingt erst spät aus und ist vorne flach und halbmondförmig. Zum Nacken hin wird das Material wieder dicker und es ragen zwei halbmondförmige Lappen – die Namensgeber für die Objektgattung – nach außen. Der Nacken weist leichte Beschädigungen auf und ein Lappen ist teilweise abgebrochen.
Die umschlagbaren Lappen stellten eine Weiterentwicklung der bisherigen Flachklingen dar, da sie einen besseren Halt der Klinge am Schaft ermöglichten. Bei den Vorgängern, den Flachbeilen, steckte man die flache Klinge einfach in ein aufgespaltenes Stück Holz. Eine Umwicklung sollte die Schneide an Ort und Stelle halten, aber trotzdem verrutschte diese sehr leicht. Daraufhin gab man den Beilen schmale Stege, sogenannte Randleisten, die das Rutschen verhindern sollten. Als das noch nicht genügte, erweiterte man die Randleisten zu breiten Lappen, die man nun um den Holzschaft schlug. Die Lappen wurden erst nach dem Guss um den Stiel geschlagen, der nun nicht mehr aufgefasert werden musste und so die bei der Arbeit entstehenden Kräfte besser aufnehmen konnte.
Zusätzliche Stabilität entstand durch eine Umwicklung aus Bronzedraht oder Leder. Aus den Lappen entwickelte sich schließlich eine Tülle, die den Schaft komplett umschloss und der Konstruktion am meisten Halt bot. Auch heute werden die Axt- und Beilklingen mit Hilfe von Tüllen am Stiel befestigt. Hier zeigt sich, dass oft eine Weiterentwicklung eines Werkzeugs nicht mehr nötig ist, wenn bereits eine optimale Lösung gefunden wurde.