Schweizer Delegation besucht Bachmuschelprojekt.
Der vom Aussterben bedrohten Bachmuschel ist erneut bei der Fortpflanzung geholfen worden. Im nordöstlichen Landkreis Rosenheim existiert noch eine kleine Population. Das BayernNetzNatur-Projekt „Bachmuschel in der Murn“ (wir berichteten) hat sich zum Ziel gesetzt, diesen Restbestand zu erhalten. Hilfe bekam das Projekt auch von lokalen Fischern. Mitglieder der Kreisfischereivereine aus Wasserburg und Rosenheim halfen mit, über 150 Wirtsfische zu fangen und zu infizieren.
Die Bachmuschel ist bei ihrer Fortpflanzung auf Fische wie Nase, Elritze und Aitel angewiesen. In deren Kiemen setzen sich die Muschellarven für einige Wochen fest, bevor sie, immer noch etwa 0,2 Millimeter klein, von den Wirtsfischen abfallen und langsam zu erwachsenen Muscheln heranwachsen. Bei dieser Aktion waren außerdem mit dabei, die seit 2013 verantwortliche Projektbetreuerin Marina Pagel vom Landschaftsarchitekturbüro Niederlöhner, Leonhard Egg von der Fischereifachberatung des Bezirks Oberbayern und Sarah Feind vom Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie der Technischen Universität München.
Diese erfolgreiche Unterstützung der Bachmuschel sorgt inzwischen für Aufmerksamkeit. Eine Delegation aus der Schweiz kam in den Landkreis, um mehr über die seit dem vergangenen Jahr betriebene Bachmuschelzucht zu erfahren. Bayernweit glückte die nämlich zum ersten Mal. Petra Nobs und Christian Tesini aus dem Kanton Aargau, Michael Kugler aus dem Kanton St. Gallen und der freiberufliche Gewässerökologe Arno Schwarzer diskutierten mit Matthias Hasenbein von der Muschelkoordinationsstelle Bayern und dem Fischwirt Egidius Schulz, der 2017 zum Bachmuschelprojekt stieß. Es entwickelte sich eine angeregte Diskussion, auch deshalb, weil sich Arno Schwarzer seit 30 Jahren mit dem Thema Muscheln beschäftigt und seit sieben Jahren selbst eine kleine Zucht betreibt.
Die verantwortliche Projektbetreuerin Marina Pagel präsentierte der Delegation aus der Schweiz einen ökologisch aufgewerteten Bereich der Murn bei Locking in der Gemeinde Amerang. In Kooperation mit dem Wasserwirtschaftsamt, dem Landwirt Florian Reiter, der Regierung von Oberbayern, dem Landratsamt Rosenheim, der Gemeinde Amerang, dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie des Landschaftsarchitekturbüros Nie- derlöhner wurde dort in den Jahren 2017 und 2018 ein 200 Meter langer Abschnitt der Murn bei Locking in der Gemeinde Amerang ökologisch aufgewertet.
Zudem interessierten sich die Schweizer für die Arbeit von Matthias Nasenbein von der Muschelkoordinationsstelle Bayern. In der Schweiz gibt es eine derartige Koordinationsstelle bislang nicht. Sie stellt eine Schnittstelle zwischen der Forschung, wie sie an der Technischen Universität München angesiedelt ist, und der praktischen Umsetzung vor Ort dar.
Die intensiven Gespräche sollen fortgesetzt werden, denn vor ihrer Heimreise luden die Gäste die bayerischen Bachmuschelzüchter zu sich in die Schweiz ein.