Film-Tipp: Anderswo. Allein in Afrika. Interview mit dem Protagonisten Anselm Nathanael Pahnke.
Foto: Anselm Nathanael Pahnke
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Film-Tipp: Anderswo. Allein in Afrika. Interview mit dem Protagonisten Anselm Nathanael Pahnke.

15.000 Kilometer, 414 Tage, in 15 Ländern  war Anselm Pahnke unterwegs, ausschließlich mit Rad, Malaria und anderes inklusive. Dabei ist ein beeindruckender Film entstanden, der jetzt das Kinopublikum bezaubert: Anderswo. Allein in Afrika.

Andrea Hailer erwischte den vielbeschäftigten Filmemacher, Radler und Geophysiker Anselm Nathanael Pahnke zwischen Tür, Angel und Kinotour für ein paar Fragen:

Anselm, wie entstand die Idee deiner Reise?
Ich war immer gerne draußen in der Natur und hatte schon ein paar kürzere Radreisen durch Europa gemacht.
Afrika hatte immer eine besondere Faszination für mich, weil auch unsere Wurzeln dort liegen. Von allen Kontinenten und Orten, an die ich denken konnte, zog es mich am stärksten nach Afrika. So intensiv, kraftvoll und lebendig. So weit weg von dem, was ich gewohnt war.

Welche Herausforderungen hast du erwartet – welche gab es in der Realität?
Vor der Reise hatte ich ein vages Gefühl etwas zu suchen: Intensität und Lebendigkeit. Das habe ich erlebt.
Nicht plötzlich, sondern Tag für Tag. Wenn man sich nur aus eigener Kraft bewegt, Wasser suchen muss und ganz nah an der Natur ist, spürt man eine ganz grundlegende Art von Leben. Dabei waren auch die unschönen Seiten wichtig: Angst, Unsicherheit und Einsamkeit.

Auch das gehört dazu und ich wollte sie wahrnehmen und sie mitnehmen. Irgendwann konnte ich sie dann auch annehmen und habe dadurch ein tiefes Vertrauen in mich selbst und eine ganz andere Art von Stärke entwickelt. Ich habe dadurch auch in der Begegnung mit fremden Menschen gelernt ihnen zu vertrauen.

Welche Erfahrungen waren für dich besonders prägend?
Die schönsten Erfahrungen waren oft nicht die spektakulären oder lauten, sondern die leisen Augenblicke, in denen ich einfach ganz im Moment war, in Afrika und bei mir. Da dachte ich nicht mehr an etwas anderes, an ein weit entferntes Ziel oder daran, wie etwas sein sollte oder von außen aussieht. Ich nahm einfach das Jetzt wahr – das, was gerade war.

Ich war ganz da! Es war auch eine wunderbare, befreiende Erfahrung, nur mit dem Notwendigsten zu reisen. Ich hatte so wenig und war dabei so viel. Solange du unter Menschen bist, gibt es für alles eine Lösung.

Was hast du von deiner Reise gelernt? hat sie dich verändert?

Irgendwann kam der Punkt, wo meine Herkunft, mein Hab und Gut, mein Name und meine Errungenschaften keine Rolle mehr spielten. Ich merkte, dass die Meinung meines Umfeldes einen großen Einfluss auf meinen Alltag hatte. Diese Blicke von außen loszulassen und mich von den Meinungen anderer zu befreien, hat mich viel Überwindung gekostet, weil ich lange davon ausging, dass ich genau dieser Mensch bin, den die Gesellschaft in mir sieht. Ich vertraue auf meinen Instinkt und den Gefühlen, die mich begleiten. Ich habe ein ungemein sensibles Bauchgefühl entwickelt, ein Lebensretter, auf den ich auch hier in der Heimat baue.

Außerdem habe ich wirklich etwas gefunden, was ich davor noch nicht kannte: Die Erkenntnis, dass die Einsamkeit auch eine schöne Seite hat und dass das Alleinsein, wenn man es akzeptiert, bereichernd, ehrlich und wunderschön sein kann.

Und ich habe erfahren, dass sich ein Abenteuer wie dieses ausschließlich mit Willenskraft bewältigen lässt. Die Erfahrung sich immer wieder aus eigener Kraft aus einer unbehaglichen Situation zu befreien erzeugte ein für mich unbekanntes Gefühl von Stärke und Lebendigkeit.

Welch schönes Schlußwort – vielen Dank lieber Anselm.

Anderswo. Allein in Afrika.
Regie/Kamera: Anselm Nathanael Pahnke, Produktion und Verleih: Avalia Studios GmbH

Ab Mitte Dezember immer wieder in ausgewählten Kinos.


Andrea Hailer, soulkino

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