Ein wahres Kartsport-Festival erlebte das südbayerische Ampfing vom 15. bis 17. Juni 2018. Der dritte Saisonlauf der FIA Kart-Europameisterschaft gastierte in Südbayern und begrüßte rund 160 junge Motorsport-Talente aus über 30 Nationen, die in den zwei Klassen OK Junior und OK an den Start rollten.
Nach Stationen im italienischen Sarno und im britischen Brandon richtete Ampfing den dritten und vorletzten Lauf des Championats aus, bevor der EM-Zirkus Anfang August noch im französischen Essay Halt machen wird. Verantwortlich für die Organisation der Veranstaltung war der Motorclub Waldkraiburg e.V. im ADAC. Der Traditionsverein um den 1. Vorsitzenden Thomas Lainer war mit fast 50 Helfern und Freiwilligen vor Ort, um den zahlreichen Zuschauern und internationalen Gästen, einen würdigen Kart Grand Prix von Deutschland zu präsentieren. Und das gelang am Ende perfekt: Die 1.063 Meter lange Kartbahn von Zimmermann-Karting war Schauplatz spannender und dramatischer Rennen, das Wetter sommerlich und das Programm – unter anderem mit Grid-Girls im bayerischen Dirndl – unterhaltsam. Dass am Ende auch noch die deutschen Pioniere vor heimischer Kulisse ganz vorne mitmischten, freute die zahlreichen Zuschauer und rundete das gelungene Event auch sportlich ab.
OK Junioren: Ein Estländer gewinnt in Südbayern
Im Feld der OK Junioren setzte Paul Aron (Ricky Flynn Motorsport) schon zu Beginn die Bestmarke. Mit einer Zeit von 43,204 Sekunden war der Tabellenzweite aus Estland im Zeittraining der schnellste Mann im Feld, in welchem nicht weniger als 70 Nachwuchstalente innerhalb von nur einer Sekunde lagen.
In den Vorläufen musste der Trainingsschnellste allerdings etwas zurückstecken: Diesmal war Gabriel Bortoleto (CRG SpA) der Mann der Stunde. Der Brasilianer konnte sich mit drei Siegen, einem zweiten und einem dritten Platz an der Spitze des Heat-Rankings behaupten und holte sich damit die beste Ausgangslage für das große Finale. Hinter ihm holte sich der Franzose David Hadrien (Kosmic Racing Department) den zweiten Rang vor Paul Aron.
Im Finale konnte Pole-Sitter Gabriel Bortoleto seinen Vorteil nicht umsetzen. Er musste schon nach der ersten Runde die Führung an Paul abtreten, der im Anschluss ein fehlerfreies Rennen absolvierte und einen kontrollierten Sieg nach Hause fuhr. Im Kampf um die Ehrenplätze ließ Bortoleto nochmals Federn und musste gegen Rennende noch Luca Griggs (Lennox Racing Team) aus Großbritannien passieren lassen. Aron durfte am Ende doppelt jubeln, übernahm er mit dem Sieg doch auch die Gesamtführung in der Meisterschaft. Dabei profitierte der Youngster auch vom Pech des bislang Gesamtführenden Gabriele Mini (Parolin Racing Kart). Der Italiener lag auf einem sicheren vierten Platz, als ihn kurz vor Schluss ein technischer Defekt auf Position 15 verbannte.
Als bester Deutscher konnte sich Josh Dufek (Forza Racing) empfehlen. Er holte sich mit Platz neun ein starkes Top-Ten-Ergebnis im Finale. Auch sein Landsmann Ben Dörr (TB Racing Team) war im Hauptrennen dabei. Er kämpfte wacker, musste sich aber letztlich mit Position 26 begnügen.
Die sieben weiteren deutschen Junioren, Jonas Ried (Solgat Motorsport), Jakob Bergmeister (KSM Schumacher Racing Team), Cherine Bröer (CRG Holland), Maksim Haralampiev (Pacitto Racing), Max Rosam (TR Motorsport), Jule Weimann (Solgat Motorsport) und Lilly Zug (TB Racing Team) verpassten nach den Vorläufen den Sprung ins Finale der 34 Besten.
OK Senior: Kurioser Heimsieg für Hannes Janker
Die OK-Klasse stand in Ampfing ganz im Zeichen des deutschen Hoffnungsträgers Hannes Janker (TB Racing Team). Der Titelfavorit sorgte schon im Qualifying mit einer Traumrundenzeit von 41,775 Sekunden für große Freude bei den Fans und Zuschauern. Eine fantastische Show lieferte Janker auch in den Vorläufen ab, die er allesamt für sich entscheiden konnte und folglich die Pole-Position für das Finale eroberte.
Doch im Hauptrennen wendete sich das Blatt: Hannes Janker konnte den Platz an der Sonne zunächst nicht verteidigen und musste sich hinter dem Italiener Lorenzo Travisanutto (KR Motorsport) auf Rang zwei einsortieren. Wenige Runden später schlüpfte dann auch noch Zane Maloney (Ricky Flynn Motorsport) aus Barbados am Deutschen vorbei. Es entwickelte sich ein Dreikampf an der Spitze, aus dem sich Travisanutto gegen Rennende deutlich lösen konnte. Kurz vor Schluss holte sich Janker den zweiten Platz zurück und das Rennen schien entschieden zu sein. Doch sprichwörtlich auf der Ziellinie verlor Travisanutto dramatisch an Speed und Janker schoss mit 0.163 Sekunden Vorsprung zum Überraschungssieg. Hintergrund der Aktion war wohl ein strategisches Manöver im Hinblick auf die Meisterschaft, welche Janker nach dem Rennen nun anführt: „Ich habe in der Meisterschaft keine Chance mehr auf den Gesamtsieg und so war es besser, dass mein Markenkollege die vollen Punkte kassieren kann”, erklärte KR-Pilot Travisanutto im Interview. Andere Stimmen im Fahrerlager vertraten eine andere Theorie: Travisanutto habe in die Box abbiegen wollen, weil er das Rennen für beendet hielt. Welche Gründe letztlich auch immer zu diesem Ergebnis geführt haben, am Ende standen der Sieger Hannes Janker, der Zweitplatzierte Lornezo Travisanutto und der Dritte Zane Maloney zwar nicht wirklich jubelnd, aber immerhin versöhnlich auf dem Podium.
Im Schatten des kuriosen Rennausgangs ging die Leistung der weiteren Deutschen etwas unter: So holte Luca Maisch (TB Racing Team) im Finale den zwölften Platz vor seinem Teamkollegen Hugo Sasse (TB Racing Team) auf Rang 18. Alexander Tauscher (Lanari Racing Team) und Felix Arnold (KSM Schumacher Racing Team) komplettierten das Ergebnis als 19 beziehungsweise 24. Die Landsleute Valentino Fritsch (BirelART Racing), Rico Volz (RS Motorsport), Kilian Tabel (TB Racing Team), Marius Zug (TB Racing Team), Levi O’Dey (KSM Schumacher Racing Team), Phil Dörr (TB Racing Team), Luke Füngeling (Valier Motorsport), Lauren Alexander Clevert (Kartshop Ampfing) und Lukas Horstmann (Valier Motorsport), verpassten am Ende der Vorläufe die Qualifikation für das große Finale.
Der große Showdown zur OK- und OKJ-Europameisterschaft findet vom 3. bis 5. August 2018 in Essay (FR) statt. Doch bevor der Kart Grand Prix von Frankreich die Europameister der sogenannten Direct-Drive-Kategorien kürt, wird es für die Schaltkart-Piloten ernst. Sie treten bereits vom 13. bis 15. Juli 2018 im italienischen Lonato zu ihrem EM-Saisonfinale an.