Streit um Gastspielerlaubnis in Rosenheim: Zirkus um Circus Voyage
Foto: Circus Voyage

Streit um Gastspielerlaubnis in Rosenheim: Zirkus um Circus Voyage

Rosenheim – Circus Voyage prüft rechtliche Schritte gegen die Rosenheimer Stadtverwaltung. Das Zirkusunternehmen versuche seit Jahren vergeblich, eine Gastspielerlaubnis für Rosenheim zu erhalten. Wenigstens zum 20-jährigen Bestehen aber wolle der Zirkus sein Programm 2018 auch in Rosenheim präsentieren. Doch die Verwaltung bleibe „stur“, beanstandet Tourneeleiter Sascha Grodotzki. Die Stadt Rosenheim wiederum kann die Vorwürfe des Zirkus nach den Worten von Wirtschaftsdezernent Thomas Bugl „nicht nachvollziehen“.

In die Vorstellungen des Circus Voyage strömen nach eigenen Angaben jährlich hundertausende Besucher, um neben den Klassikern der Zirkuskunst auch Motorrad-Stunts, afrikanische Groß-Tiere und Europas größte Wasser-Show zu sehen. Derzeit gastiert der Zirkus bis zum 3. Juni auf Trostbergs Volksfestplatz, vom 7. Juni an in Miesbach an der Oberlandhalle. Die Familie von Direktor Alois Spindler hat enge Verbindungen zu Rosenheim, war jahrzehntelang mit einem Puppentheater auf dem Herbstfest vertreten. „Ein wahres Highlight wäre das Gastspiel des Circus Voyage für Jung und Alt in Rosenheim gewesen, doch die Stadtverwaltung lässt es aus unerklärlichen Gründen nicht zu“, ärgert sich Tourneeleiter Grodotzki. Seit Bestehen des Zirkus versuche dieser, eine Gastspielerlaubnis für Rosenheim zu erhalten. Doch diese würden stets mit der Begründung verwehrt, es gebe keine geeignete Fläche.

Tatsächlich benötigt der Großbetrieb mindestens 6.000 Quadratmeter Platz sowie Möglichkeiten für Strom-, Wasser- und Abwasseranschluss. „Bei expliziten telefonischen Nachfragen nach der Loretowiese, die für derartige Großveranstaltungen regelmäßig zur Verfügung gestellt wird, erfindet die Stadtverwaltung die unterschiedlichsten Ausreden“, echauffiert sich Grodotzki. Schriftliche Absagen bezogen auf die Loretowiese oder den Mangfallpark würde die Stadtverwaltung „verweigern“.  Diese „Verweigerungshaltung“ widerspricht nach Ansicht des Zirkusbetriebs den Worten von Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer, wonach die Stadt ihren Gästen kulturelle Highlights biete. Im europäischen Kontext werde jedenfalls ein Zirkus als Kulturgut angesehen und feiere als wandlungsfähiges Genre in diesem Jahr sogar 250-jähriges Bestehen. „Dennoch wird der Kulturzweig Zirkus von der Stadt Rosenheim regelrecht ausgeklammert und den Bürgern und Gästen vorenthalten“, meint der aus München stammende Tourneeleiter des Circus Voyage.

Und Grodotzki legt nach: Regelmäßig werde dem Münchner Circus Krone auf der Loretowiese das Gastspiel gestattet – so in den Jahren 2007, 2013 und 2017 –, anderen Zirkusunternehmen hingegen würde der Zugang verweigert. „Dies ist absolute Willkür und wohl kaum mit dem im Grundgesetz festgeschriebenen Gleichbehandlungsgrundsatz zu vereinen.“ Nur im Jahr 2014 wurde ein Gastspiel rechtlich erzwungen. „Ein rechtliches Erzwingen liegt uns beim Circus Voyage fern, daher haben wir in den letzten Wochen verzweifelt versucht, den Kontakt mit der Oberbürgermeisterin Bauer zu suchen. Doch alle Kontaktversuche scheiterten – die Stadtverwaltung bleibt einfach stur“, so Grodotzki.

Bon voyage?

Rosenheims Wirtschaftsdezernent Thomas Bugl kann die Vorwürfe „nicht nachvollziehen“. In Rosenheim fänden regelmäßig Gastspiele kleinerer und größerer Zirkusunternehmen statt, etwa von Circus Barum, Circus Krone, dem Großen Russischen Circus oder dem Chinesischen Staatscircus. Die Stadt erteile sogar regelmäßig Erlaubnisse, obwohl erfahrungsgemäß Zirkusgastspiele Protestkundgebungen wegen der Haltung und Darstellung insbesondere von Wildtieren nach sich zögen. Bugl bestätigt allerdings, dass Circus Voyage in den vergangen Jahren mehrere Anfragen gestellt hat. Dennoch habe die Stadt Rosenheim nur eine geeignete Fläche für das Gastspiel eines großen Circus: die Loretowiese. Diese diene jedoch den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in der Stadt sowie den Besucher und Kunden der Innenstadt als öffentlicher Parkplatz. Jede Sperrung der Loretowiese stoße deshalb auf erhebliche Kritik. Obendrein werde die Loretowiese jedes Jahr über einen nicht unerheblichen Zeitraum durch das Herbstfest und alle zwei Jahre durch die Neue Messe Rosenheim in Anspruch genommen. Hinzu kämen diverse Jubiläumsveranstaltungen örtlicher Vereine und andere außergewöhnliche Veranstaltungen. „Daher hat sich in den letzten Jahren maximal alle zwei Jahre die Möglichkeit ergeben, einen Zirkus auf der Loretowiese gastieren zu lassen“, erläutert Bugl und stellt heraus, es sei „unzutreffend“, dass die Stadt gegenüber Circus Voyage nicht reagiert habe: So sei eine schriftliche Absage mit Schreiben vom 9. April 2015 erteilt worden.

Circus Voyage hofft indessen noch auf die „Einsicht der Stadtverwaltung“ und eine Gastspielerlaubnis für den Zeitraum vom 11. Juni bis 24. Juni auf der Loretowiese oder auf einer Alternativfläche. Interessenten an den Veranstaltungen bittet das Zirkusunternehmen derweil, die Gastspiele in Trostberg und Miesbach zu besuchen. Mehr Information hierzu ist online abrufbar unter www.circus-voyage.de.

Olaf Konstantin Krueger

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