Michael Kulhanek leitet die Kinderwelt St. Vitus in Neumarkt St. Veit.
Feuerwehrmann, Polizist, Prinzessin – wenn man kleine Kinder fragt, was sie später mal werden wollen, bekommt man die tollsten Antworten. Im Laufe der Zeit ändern sich diese Berufswünsche, bis die Jugendlichen dann tatsächlich vor der entscheidenden Frage stehen: Was will ich werden? Wo liegen meine Talente und Interessen?
Den geeigneten Weg für sich zu finden und einzuschlagen, ist oftmals gar nicht so einfach. Und trotz aller Gender-Debatten entscheiden sich viele Schülerinnen nach wie vor für typisch weibliche und die Mehrzahl der Schüler für typisch männliche Berufsbilder. Entgegen aller Klischees hat Michael Kulhanek einen anderen Weg eingeschlagen – und das nie bereut.
Vom Schnupperpraktikum zum Traumberuf
Michael Kulhanek aus Neumarkt St. Veit ist staatlich anerkannter Erzieher und ausgebildeter Sozialpädagoge. Der 28-Jährige leitet die Kinderwelt Sankt Vitus, eine Einrichtung der Katholischen Kirchenstiftung St. Vitus mit 130 Kindern in drei Kindergartengruppen, zwei Krippengruppen und einer Schulkinderbetreuung. Gleichzeitig ist er Vorgesetzter von 20 Mitarbeiter/Innen.
Seine Entscheidung für die Ausbildung zum Erzieher entstand aus einem Zufall. Bis zur 8. Klasse wusste Michael noch überhaupt nicht, was er später machen möchte. „Außer, dass ich mit Menschen zusammenarbeiten möchte“, erinnert er sich. Nach einer Woche Praktikum im Kindergarten voller positiver Eindrücke stand schnell fest: „Das ist mein Beruf!“
Auf die Frage, was ihn an diesem Beruf gefällt, gerät er schnell ins Schwärmen. Die Vielfalt, der Kontakt zu den Menschen, die Begleitung der Kinder in ihren Entwicklungsprozessen, aber auch die musischen Fähigkeiten, die er miteinbringen kann. Und auch ein bisschen Klischee kann und darf hier sein: Michael Kulhanek wollte auch neue Akzente setzen und hat eine richtige Werkstatt in der Kinderwelt eingeführt, in der die Kinder frei und selbständig werken dürfen. „Das Schöne ist, dass jeder Tag anders ist und mich auf unterschiedliche Art und Weise fordert. Das bringt Abwechslung und Vorfreude auf das, was der Tag mit sich bringt.“
„Was habt Ihr zu verlieren? – Nichts!“
Dass es sich bei seinem gewählten Traumberuf um einen typischen „Frauenberuf“ handelt, hat für ihn nie eine Rolle gespielt. Mit Vorurteilen hatte er jedoch schon zu kämpfen „Zurückblickend an meine Schulzeit kamen diese Vorurteile aber nur von den Personen, die in der Regel immer eine schnellere Zunge haben, als ihr Kopf arbeitet.“ Trotzdem gibt er zu, dass ihn diese Vorurteile am Anfang hemmten, zu seiner Berufswahl zu stehen. Umsonst, wie sich im Nachhinein herausstellte.
Als er in seiner Klasse das erste Mal verkündete, dass er die Ausbildung zum Erzieher mache, bekam er viel Anerkennung. Heute bekommt er nur positive Reaktionen, wenn er von seinem Beruf erzählt. „Die Menschen finden es nicht nur toll, wenn Männer in Kitas arbeiten, sondern mittlerweile auch wichtig für die Entwicklung der Kinder.“ Schulabgängern würde er raten, es einfach mal zu versuchen, was „Untypisches“ auszuprobieren. „Was habt ihr zu verlieren? Nichts! Im Gegenteil. Ihr gewinnt zusätzlich an Erfahrungen und Eindrücken. Und wer weiß, vielleicht wird sogar euer Traumberuf daraus“ appelliert er an seine künftigen Kollegen.
Boys` und Girls` Day am 26. April 2018
Eine Chance, mal etwas Neues auszuprobieren, haben Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse am Girls`und Boys` Day. Dieser findet heuer am 26. April statt. „Zahlreiche Betriebe, Kommunen und Einrichtungen öffnen für einen Tag ihre Pforten und bieten am Girls’- und Boys’ Day viele Gelegenheiten, frei von Geschlechterklischees einmal einen männer- oder frauentypischen Beruf auszuprobieren. Ein echter Zukunftstag also für neugierige Mädchen und Jungen!“, so Anita Höpfinger, Fachbereichsleiterin der Kreis- und Regionalentwicklung am Landratsamt Mühldorf.
Mitmachen beim Girls’- und Boys’ Day ist ganz einfach. Auf den Websiten des Aktionstages (www.boys-day.de und www.girls-day.de) können durch die Eingabe der Postleitzahl teilnehmende Unternehmen gesucht und überprüft werden, ob bestimmte Berufe verfügbar sind.
Die Ansprechpartnerin vor Ort im Landratsamt Mühldorf ist Andrea Schuur, erreichbar unter Telefon 08631/699-357. Wie bereits in den vergangenen Jahren bietet das Landratsamt Mühldorf ebenfalls Plätze an, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Viele junge Menschen interessieren sich für die Geschehnisse im Landkreis und sind oft überrascht, wie vielseitig ein Job im Landratsamt ist.
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