Die Starbulls Rosenheim haben das Heimspiel gegen die Selber Wölfe am 10. Spieltag der Meisterrunde der Eishockey-Oberliga Süd mit 3:4 nach Verlängerung verloren. Vor 2.410 Zuschauern im Rosenheimer emilo-Stadion führten die Hausherren zwischenzeitlich bereits mit 3:0 – und das aufgrund ihrer bis dahin souveränen Spielweise völlig verdient. Nach der Hälfte der Spielzeit kippte die Partie dann aber zugunsten der Gäste aus Hochfranken, für die Jared Mudryk nach nur 20 gespielten Sekunden in der Verlängerung auch noch den Zusatzpunkt sichert. Damit ziehen die Selber Wölfe als Tabellendritter nach Punkten mit den auf Rang zwei stehenden Starbulls gleich, während der gegen Regensburg siegreiche Tabellenführer Deggendorfer SC nun bereits fünf Punkte Vorsprung genießt.
Während die Starbulls auf den in DEB-Nationalteam-Diensten (U19) stehenden Thomas Reichel verzichten mussten, stand Gästecoach Henry Thom der angeschlagene Achim Moosberger nicht zur Verfügung. Ansonsten gab es auf beiden Seiten keine nennenswerten Ausfälle. Dass es sich um ein Spitzenspiel zwischen den beiden nur durch einen Punkt getrennten Teams der Tabellenränge zwei und drei handelte, merkte man der Partie aber zunächst nicht an. Die Starbulls, die diesmal im Gegensatz zum „Weiden-Desaster“ vom Freitag das Hauptaugenmerk auf eine stabile Defensive legten, waren im Spiel nach vorne zwar engagiert, agierten dabei aber ohne jedes Risiko. Die Gäste aus Hochfranken kamen im ersten Drittel dagegen überhaupt nicht ins Spiel, agierten viel zu körperlos und wurden folgerichtig rasch bestraft.
Doppeltorschütze für die Hausherren war Vitezslav Bilek. Der tschechische Stürmer schnappte sich einen Bandenpass von Chase Vitala an der gegnerischen blauen Linie, nachm Tempo auf, fuhr von der Seite vor das Tor und überlistete Gästekeeper Niklas Deske – 1:0 (7.). Auch bei seinem zweiten Streich nur eine Minute später nutzte Bilek seine Freiheiten, kam von hinter dem Tor und platzierte die Scheibe schließlich aus dem linken Bullykreis per Handgelenkschuss unter die Latte zum 2:0 (8.). Fast hätte Bilek im Powerplay sogar seinen dritten Treffer nachgelegt: Das kurze Eck war lange offen, doch Deske war beim Abschluss dann doch noch mit einer Glanzparade zur Stelle (18.). Zuvor hätte bereits Bileks Sturmpartner Michael Fröhlich aus bester Position nach klasse Zuspiel von Witala auf 3:0 erhöhen können. Die einzige Selber Chance zum Anschlusstreffer vergab Ian McDonald nach zehn Minuten, als sein Schuss aus kurzer Distanz noch neben das Rosenheimer Tor abgeblockt wurde.
Im zweiten Spielabschnitt deutete zunächst wenig auf eine Änderung der Verhältnisse hin. Die Gäste fanden einfach kein Rezept gegen die konzentrierte Rosenheimer Spielweise und hatten Glück, dass ihr guter Torwart Niklas Deske einen Schuss von Bilek aus spitzem Winkel im allerletzten Moment mit dem Schoner exakt auf der Torlinie einklemmte (24.). Fast wäre Deske dieses Kunststück noch einmal gelungen, doch als Bilek raffiniert von hinter dem Tor auf den nachgefahrenen und sofort abschließenden Maximilian Vollmayer zurücklegte, flutsche das Spielgerät über die Linie – 3:0 (29.).
Obwohl die Gäste danach endlich zu mehr Spielanteilen und Torchancen kamen, fiel das 3:1 durch Ian McDonald in der 33. Spielminute noch überraschend. „Aber es hat uns Adrelanin gegeben“, sagte Wölfe-Trainer Henry Thom nach der Partie, während Starbulls-Coach Manuel Kofler seine Mannschaft für den Auftritt in der Folge kritisierte: „Bis zu diesem Zeitpunkt haben wir alles richtig gemacht und uns auf die einfachen Dinge konzentriert, dann aber damit unverständlicher Weise aufgehört“.
Die Partie mutierte nun jedenfalls zum offenen Schlagabtausch. Simon Heidenreich mit einem schön verzögerten, dann aber nicht genau genug gezieltem Schuss (34.) und Fabian Zick in Unterzahl (36.) hatten noch das Rosenheimer 4:1 auf dem Schläger. Dann eröffnete aber ein schlechter Rosenheimer Wechsel den Gästen einen Gegenstoß, den Jared Mudryk alleine vor Torwart Lukas Steinhauer eiskalt abschloss – 3:2 (38.). Unverdient war der Anschlusstreffer nicht, denn im Powerplay zuvor hätten Kyle Piwowarczyk und Florian Ondruschka bereits treffen können.
Auch im letzten Spielabschnitt ging es hin und her. Zunächst vergaben beide Teams gute Chancen im Überzahlspiel, dann nutzten die Gäste einen Gegenzug zum Ausgleich: Von McDonald ideal bedient, zog Ondruschka aus zentraler Position unbedrängt ab, die Scheibe prallte an den Pfosten und vom Rücken von Torwart Steinhauer zum 3:3 über die Torlinie (46.). Gegen David Hördler verhinderte Steinhauer aber dann die erstmalige Selber Führung ebenso wie bei einem gefährlichen Rückhandabschluss von Piwowarczyk. Die Starbulls hätten das Spiel in der Schlussphase dann durchaus noch zu ihren Gunsten entscheiden können, doch Bilek wurde nach sehenswerten Spielzügen zweimal beim Abschluss noch effektiv behindert und Michael Fröhlich verfehlte nach einem abgeprallten Schuss von Manuel Neumann aus spitzem Winkel das leere Tor (58.).
In der Verlängerung sorgte der quirlige Mudryk dann nach nur 20 Sekunden für die Entscheidung. Ähnlich wie beim 3:3-Ausgleich war zwar auch Glück zugunsten der Hochfranken im Spiel, das Zustandekommen aber war sehenswert: Schlittschuhtechnisch eindrucksvoll durch die Rosenheimer Zone kurvend, verlud Mudryk Torwart Steinhauer zu einer Reaktion, um von hinter der Torlinie Rosenheims Verteidiger Neumann anzuschießen, von dessen Schlittschuh die Scheibe den Weg zum 3:4-Endstand ins Tor nahm.