Die Betriebe in der Region Rosenheim sind mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sehr zufrieden. In der offiziellen Umfrage der IHK für München und Oberbayern verteidigt die Stadt Rosenheim ihren Spitzenwert von 1,9. Der Landkreis erhält die Gesamtnote 2,0 und erreicht damit den selben Wert wie ganz Oberbayern. 2015 lag die Note für den Landkreis bei 2,1. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wiederum prognostiziert einen Anstieg der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Agenturbezirk Rosenheim um 3.800 auf 187.600 (+2,1 Prozent). Für ganz Oberbayern prognostiziert die Berechnung einen Anstieg um 57.300 auf insgesamt knapp 2,085 Millionen sozialversicherungspflichtige Beschäftigte (+2,8 Prozent).
Der IAB-Prognose zufolge wird die Arbeitslosigkeit im Agenturbezirk Rosenheim dieses Jahr überdurchschnittlich deutlich um 8,3 Prozent beziehungsweise 700 Personen auf durchschnittlich 7.700 im Jahr sinken. In ganz Oberbayern wird die Arbeitslosigkeit um 4.600 auf 79.800 Erwerbslose zurückgehen (-5,5 Prozent). Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wird im Freistaat um 124.700 auf 5,442 Millionen ansteigen. Das entspricht einem Zuwachs um 2,3 Prozent. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten steigt dabei flächendeckend in allen Regierungsbezirken. Parallel dazu soll die Arbeitslosigkeit in Bayern um 19.700 beziehungsweise 7,9 Prozent auf durchschnittlich 230.900 Personen im Jahr sinken.
„Bayern steht vor einem goldenen Arbeitsmarkt 2017“, erläutert Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der „vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.“. Zu verdanken sei die gute Lage der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, so Brossardt. Damit das positiv weitergehe, bräuchten die Unternehmen gute Rahmenbedingungen. So seien längerfristig wirksame Mittel gegen den Fachkräftemangel nötig: „Die Fachkräftesicherung ist kein Problem der Zukunft, sondern heute eine große Herausforderung in vielen Berufen und Regionen.“ Dies betreffe vor allem den MINT-Bereich. Brossardt fordert entsprechend eine stärkere Förderung der überregionalen Mobilität von Arbeits- und Ausbildungsplatzsuchenden im ländlichen Raum und der dualen Ausbildung. „Wichtig sind auch Initiativen zur Verringerung der Studienabbrecherquote, die bei Bachelorstudenten in Deutschland zuletzt bei 29 Prozent lag“, veranschaulicht Brossardt die Ergebnisse, die online abrufbar sind unter vbw-bayern.de/arbeitsmarktprognose.
Unternehmen bewerten den Standort Rosenheim
Wo den Unternehmen in Stadt und Landkreis Rosenheim der Schuh drückt, hat die IHK für München und Oberbayern durch eine repräsentative Umfrage der regionalen Unternehmen ermittelt: 240 stichprobenartig ausgewählte IHK-Mitgliedsunternehmen bewerteten den Standort Rosenheim anhand von 40 Standortfaktoren in den Kategorien Infrastruktur, Arbeitsmarkt/Fachkräfte, Standortkosten, Unternehmensumfeld/Marktpotenzial/Netzwerke, Standortattraktivität sowie Wirtschaftsfreundlichkeit der Verwaltung. Die Bewertungsskala orientierte sich am Schulnotensystem und reichte von 1 – sehr gut/sehr wichtig – bis 5 – sehr schlecht/völlig unwichtig. Nach 2015 war dies die zweite IHK-Studie ihrer Art.
„Die Betriebe stellen der Region ein überaus gutes Zeugnis aus“, resümiert Andreas Bensegger, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Rosenheim, die Ergebnisse. So bewerten die Unternehmer dem Landkreis Rosenheim insgesamt mit der Note 2,0 (2015: 2,1) und der kreisfreien Stadt erneut die Note 1,9. 91 Prozent der Unternehmen benoten die Stadt mit „gut“ oder „sehr gut“, 86 Prozent würden ihren Standort erneut wählen. Im Landkreis fallen die Werte etwas niedriger aus, doch auch hier benoten 80 Prozent der Unternehmen den Standort mit „gut“ oder „sehr gut“ und würden sich wieder für ihren Firmensitz entscheiden.
Zufriedenheit
Im Detail sind die Unternehmen im Landkreis Rosenheim sehr zufrieden mit der Energieversorgung (2,0), der Motivation und Loyalität der Mitarbeiter (2,0) sowie dem Sport- und Freizeitangebot (2,1). Weniger zufrieden zeigen sie sich mit der Anbindung an den Schienengüterverkehr (3,7), an den Luftverkehr (3,6), bei der Anbindung und Versorgung durch den Öffentlichen Personennahverkehr (3,4). Ein Viertel der befragten Unternehmen (24,6 Prozent) berichteten, durch Standortmängel wie fehlende Gewerbeflächen oder langwierige Genehmigungsverfahren im Wachstum gehemmt gewesen zu sein.
Im Vergleich dazu sind die Unternehmen in der kreisfreien Stadt am meisten zufrieden mit der Anbindung an das Fernstraßennetz (1,9), dem Image des Standortes (1,9) sowie dem Sport- und Freizeitangebot (1,9). Am Ende der Zufriedenheitsskala rangieren die Gewerbeflächen-Grundstückspreise (3,5), die Anbindung an den Luftverkehr (3,4) und das Angebot an Wohnraum (3,3). 28,2 Prozent der befragten Unternehmen berichteten, durch Standortmängel im Wachstum gehemmt gewesen zu sein – zehn Prozent mehr als vor zwei Jahren.
Handlungsbedarf
„Acht von zehn Unternehmern würden sich wieder für den Standort entscheiden – das ist ein deutliches Bekenntnis“, sagt Bensegger. Zurücklehnen dürfe man sich dennoch nicht: Den größten Handlungsbedarf sehen die Unternehmen im Landkreis Rosenheim in der Sicherstellung beruflich qualifizierter Fachkräfte, im Ausbau der Breitbandversorgung sowie im Abbau der Bürokratie in den Verwaltungen. In der kreisfreien Stadt wollen die Unternehmen die Büro- und Gewerbemieten sowie die Gewerbe- und Grundsteuer gesenkt sehen sowie die Bürokratie in den Verwaltungen verringert und die Unternehmerfreundlichkeit erhöht wissen.
„Es gibt noch einiges zu tun“, sagt Bensegger, konkret: erstens beim Abbau der Bürokratie in den Verwaltungen, zweitens bei der Verfügbarkeit von Fachkräften und drittens bei der Bereitstellung bezahlbarer Gewerbeflächen und -immobilien sowie Wohnraum. „Die Lösungsmöglichkeiten liegen auf der Hand: Bauland mobilisieren, Baukosten reduzieren und die Verfahren beschleunigen“, empfiehlt der Rosenheimer Unternehmer.
Die IHK-Ergebnisse sind online abrufbar unter ihk-muenchen.de/rosenheim.
Olaf Konstantin Krueger
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