Jugendliche gehen auf Forschungsexpedition: „Plastikpiraten“ erkunden heimische Flüsse
Plastikpiraten fahnden nach Plastikmüll. Fotomontage: BMBF

Jugendliche gehen auf Forschungsexpedition: „Plastikpiraten“ erkunden heimische Flüsse

Hinaus aus dem Klassenzimmer – hinein in die Natur: Jugendliche von zehn bis 16 Jahren können als „Plastikpiraten“ die Wissenslücke über das Ausmaß der Kunststoffbelastung in und an deutschen Fließgewässern schließen helfen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ruft gemeinsam mit der Initiative „Wissenschaft im Dialog (WiD)“ für den Zeitraum vom 1. Mai bis zum 30. Juni zur Teilnahme an der Jugendaktion „Plastikpiraten – Das Meer beginnt hier!“ auf. Die „Citizen-Science-Aktion“ ist eingebettet in das „Wissenschaftsjahr 2016*17“, das der Meeresforschung gewidmet ist. Lehr- und Arbeitsmaterial wird Lehrkräften und Pädagogen kostenfrei gestellt.

Ozeane und Meere bedecken 71 Prozent der Erdoberfläche. Das komplexe Wechselspiel zwischen Ozean und Atmosphäre beeinflusst das globale Klima genauso wie die Lebensumstände der Organismen. Vom Treibhausgas Kohlendioxid beispielsweise nehmen die Ozeane aus der Atmosphäre bis zu einem Drittel auf, bremsen damit den Temperaturanstieg in der Atmosphäre, verändern zugleich aber die Umweltbedingungen für marine Lebewesen. Von diesen sind bislang etwa 230.000 Arten erfasst, darunter 21.800 Fischarten. Doch in den Ozeanen leben vermutlich rund zehn Millionen verschiedene Arten, denn rund 90 Prozent der Meere sind noch unerforscht.

Dabei sind internationale Öl-Konzerne bereits in Meerestiefen von fast 3.000 Metern vorgedrungen. Der Ressourcenreichtum der Ozeane weckt Begehrlichkeiten: Weltweit sind im Meerwasser fast 20 Millionen Tonnen Gold enthalten, im Pazifik gebietsweise 60 Prozent des Meeresbodens mit wertvollen Manganknollen bedeckt. Doch der Mensch erschließt die Ozeane nicht nur wirtschaftlich. Er verunreinigt sie auch. So gelangen jährlich bis zu 13 Millionen Tonnen Plastikmüll in die Weltmeere, ein Großteil über die Flüsse. Makro- und Mikroplastik stellen für marine Lebewesen eine große Gefahr dar: Fische und Weichtiere wie Muscheln und Garnelen verwechseln das weniger als 5 Millimeter große Mikroplastik mit Nahrung und hunderttausende Tiere, vor allem Seevögel, verenden jedes Jahr.

Forschungsobjekt: Plastikmüll in deutschen Flüssen

16 Monate dauert das „Wissenschaftsjahr 2016*17“ von BMBF und WiD – von Juni 2016 bis September 2017. Wissenschaftlich fundiertes Wissen über die vielfältigen Aspekte der Meeresforschung soll gemehrt werden und politisches Gestalten ermöglichen. Sechs Schwerpunkte sind gesetzt: Nahrungsquelle und Schatzkammer, Rohstofflager und Energielieferant, Arktis und Antarktis, Wetterküche und Klimamaschine, Seestraße und Handelsroute sowie Sehnsuchtsort und Naturgewalt. In Kooperation mit Partnern aus Gesellschaft, Wissenschaft und Medien soll der öffentliche Dialog gefördert werden.

Mit der 2016 veröffentlichten Förderrichtlinie „Plastik in der Umwelt“ investiert das BMBF überdies 28 Millionen Euro in die Erforschung der Ursachen und Wirkung der Plastikmüll-Verschmutzung. Aktionen wie die „Plastikpiraten“ sollen junge Menschen motivieren, vor Ort für den Meeresschutz aktiv zu werden. Lehrkräfte und Pädagogen können kostenfrei Unterrichtsmaterial bestellen und mit ihren Schulklassen oder Jugendgruppen die Plastikbelastung deutscher Fließgewässer untersuchen.

„Plastikpiraten“ dokumentieren Verschmutzung

Die Jugendlichen suchen, zählen und dokumentieren mit Hilfe einer wissenschaftlichen Anleitung Makroplastik wie zerrissene Tüten, weggeworfene Plastikflaschen oder verknotete Angelschnüre sowie Mikroplastik in Form kaum wahrnehmbarer Kleinstpartikel. Die erhobenen Daten tragen sie in eine digitale Deutschlandkarte ein. Dort können sie sehen, wie sauber ihr lokaler Fluss oder Bach im Vergleich zu anderen Fließgewässern ist. Alle Ergebnisse werden anschließend von der Kieler Forschungswerkstatt ausgewertet und münden in eine wissenschaftliche Studie. Die beiden Kernfragen lauten: Wie entwickelt sich das Müllvorkommen von der Quelle bis zur Mündung eines Flusses? Und hängt die Verschmutzung von der Fließgeschwindigkeit ab? Die Daten von kleinen Bächen sind hierfür genauso wichtig wie die Untersuchungen von Elbe und Rhein, denn ein möglichst umfassendes Bild über die Belastung durch Plastik ist erforderlich, um langfristig wirksame Schutzmaßnahmen ableiten zu können.

Im Herbst 2016 erhoben bereits knapp 200 Schulklassen und Jugendgruppen an ihren heimischen Flussufern Forschungsdaten. Wegen der positiven Resonanz dieser Citizen-Science-Aktion wird sie in fünf Wochen wiederholt. Das begleitende Lehr- und Arbeitsmaterial können Lehrerinnen und Leiter von Jugendgruppen und Vereinen unter www.wissenschaftsjahr.de/jugendaktion bestellen.

Olaf Konstantin Krueger

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