Die Starbulls Rosenheim sind erfolgreich in die Playdown-Serie um den Klassenerhalt in der DEL 2 gestartet. Vor 2142 Zuschauern im emilo-Stadion gewannen die Grün-Weißen das erste von mindestens vier und maximal sieben Spielen gegen die Heilbronner Falken mit 4:3 nach Verlängerung. Jonas Valkonen sorgte in der 76. Spielminute mit einem Schlagschuss ins Kreuzeck für den Siegtreffer. Die drei Rosenheimer Treffer davor erzielte jeweils der bärenstarke Tyler McNeely – schon nach 36 Sekunden zur frühen Führung und danach zum 2:2- und 3:3-Ausgleich.
Eine Hiobsbotschaft gab es für die Starbulls Rosenheim bereits eine gute Stunde vor Spielbeginn. Torwart Lukas Steinhauer verletzte sich beim Aufwärmen im „Trockenen“ und musste passen. Um seine Position als „Backup“ hinter Timo Herden einzunehmen wurde kurzfristig Nachwuchskeeper Luca Endres akquiriert, den die Starbulls Ende Januar noch für ihren DEL-2-Kader lizensiert hatten. Dass Michael Baindl, Peter Lindlbauer, Simon Heidenreich (für alle drei ist die Saison beendet) und Simon Fischhaber nicht spielen konnten, war schon lange klar. Bei den von verletzungsbedingten Ausfällen verschonten Heilbronner Falken war vor allem die Frage interessant, auf wen Trainer Gerhard Unterluggauer aus Kontingentgründen verzichtete. Es traf im Ausländerbereich Stürmer Ville Järveläinen und im Ü24-Portfolio Verteidiger Matthias Forster. Bei den Torhütern hatte sich Unterluggauer bereits im Vorfeld auf den Kanadier Andrew Hare festgelegt.
Und Hare stand sofort im Mittelpunkt. Bereits nach 20 Sekunden konnte er einen Schuss von Maximilian Vollmayer nur mit Mühe entschärfen. Doch die Starbulls setzten sofort nach, einen Rückhandschrägschuss von Tyler Scofield konnte der Gästekeeper nur unzureichend ablenken und Tyler McNeely hatte keine Mühe, zum 1:0 einzuschieben – ganze 36 Sekunden waren gespielt. Danach bewies Hare aber mehrfach seine herausragende Klasse. Er störte nach einem weiteren Scofield-Schrägschuss den einschussbereiten Joseph Lewis effektiv und verhinderte gegen den nach Sahnepass von Cameron Burt völlig frei auf in zufahrenden Scofield mit sensationeller Fanghandreaktion das Rosenheimer 2:0. Auf der anderen Seite ging ein Schlagschuss von Patrick Kurz nur knapp am Tor vorbei, ebenso wie ein Nachschuss von Jordan Heywood. In der elften Spielminute zielte Heywood, den die Starbulls-Defensive in dieser Szene im Slot viel zu viel Platz ließ, genauer und verwerte einen überlegten Rückpass von Markus Eberhardt zum 1:1-Ausgleich.
Während die spielbestimmenden Gastgeber Chancen liegen ließen – Yannick Wenzel schloss zu eigensinnig ab, anstatt auf den mitgefahrenen und freistehenden Leopold Tausch zu spielen (12.), Vollmayer traf nach schöner Einzelaktion die Latte (13.) – agierten die Falken ein zweites Mal eiskalt vor dem Tor. Diesmal versenkte Jonathan Harty einen Rückpass von Kyle Helms (14.). Auf der Gegenseite war Torwart Hare das Spekulationsglück hold, als er ohne Sicht bei einem Schuss von Manuel Edfelder auf Verdacht reagierte und damit das 2:2 verhinderte (15.).
Mit der Führung im Rücken leisteten sich die Falken danach binnen weniger als einer Minute sage und schreibe vier unerlaubte Weitschüsse – und eine fahrlässige Aktion von Heywood gegen Scofield. Mit dem Schläger hoch in einen Zweikampf gehend, fügte Heywood dem Rosenheimer Stürmer eine blutenden Wunde im Gesicht zu und wurde von Hauptschiedsrichter Benjamin Hoppe folgerichtig per Spieldauer-Disziplinarstrafe zum Duschen geschickt (16.). Das Powerplay der Starbulls gestaltete sich durchaus konzentriert, aber nicht effektiv – bis Scofield erneut gefoult wurde, McNeely aber bei angezeigter Strafe die von Scofield im Fallen noch zu ihm bugsierte Scheibe aus spitzem Winkel frei vor Hare unter der Latte zum hochverdienten 2:2-Ausgleich platzierte (19.).
Fast hätte die im zweiten Spielabschnitt andauernde Rosenheimer Überzahlphase den Gastgebern auch wieder die Führung beschert, doch gegen Scofield rettete Hare erfolgreich mit dem Schoner (21.). Danach wurden das Spiel immer zerfahrener, die Aktionen zufälliger, die Torchancen minderwertiger. Rosenheims Michael Rohner gegen Tobias Kircher (25.) und Heilbronns Justin Kirsch bei einem Unterzahlbreak gegen Scofield (26.) zogen jeweils am Rande der Strafschusswürdigkeit die „Notbremse“. Hare stand bei Schüssen von Scofield und Lewis bombensicher. Gegen Drittelende übernahmen die Falken mehr und mehr die Initiative. Helms konnte in Überzahl unbedrängt nachschießen, zielte aber über das Tor (35.).
Kurz danach verfehlte Kevin Lavallée nach einem Diagonalpass das leere Tor. Bei einem Break hatte dann Christian Neuert aber das 3:2 für Rosenheim auf dem Schläger, scheiterte jedoch am Pfosten. Im Gegenzug traf Jonathan Harty mit einem Onetimer zur Heilbronner Führung; die Scheibe schlug bei freier Sicht für Torwart Herden halbhoch im linken Eck ein (39.). Doch die Starbulls antworteten sofort mit einem überlegten Spielzug über Burt und Lewis, den McNeely 38 Sekunden vor der zweiten Pausensirene frei vor dem Gästekeeper ähnlich raffiniert wie beim 2:2 zu seinem dritten Treffer in dieser Partie veredelte – 3:3 (40.).
Im letzten Drittel hatten Vollmayer (43.) und Burt (46.) die Rosenheimer Führung auf dem Schläger, doch Hare wartet lange mit seiner Reaktion und blieb beide Male Sieger. Mehr und mehr regierte der Zufall beim Zustandekommen der Torchancen. Es waren die Gäste aus Heilbronn, die den längeren Atem zu haben schienen. Sie wirkten an der Scheibe sicherer und hatte in der Schlussphase dann auch die Mehrzahl an Torchancen. Thomas Gödtel und Justin Kirsch scheiterten mit Schlagschüssen an Torwart Herden und Tyler Gron wurde von Edfelder beim Abschluss effektiv gestört. In der Schlussminute der regulären Spielzeit kam Nik Pem im Slot völlig frei zum Abschluss, doch Timo Herden rettete die Starbulls mit einem akrobatischen Fanghandsave in die Verlängerung.
Nach den Eindrücken der letzten Minuten vor der dritten Pause war es nicht unbedingt zu erwarten, dass die Hausherren die Verlängerung von Beginn an dominieren sollten. Doch die Grün-Weißen waren jetzt körperlich deutlich und mehr und mehr auch scheibentechnisch überlegen. Die Falken wurden phasenweise in ihrem Drittel eingeschnürt und mussten sich oft wiederholt in unerlaubte Weitschüsse flüchten. Torwart Hare präsentierte sich aber weiterhin absolut souverän und agierte vor allem auch sehr vorausschauend und geschickt bei von der Bande zurückprallenden Scheiben.
Turbulent wurde es in der 75. Spielminute. Erst scheiterte Edfelder freistehend am Gästekeeper, dann verfehlte ein Pass von Burt den einschussbereiten McNeely. Im Gegenzug hätten die Falken den Spielverlauf der Verlängerung fast auf den Kopf gestellt: Rylan Schwartz visierte nach einem Querpass das offene rechte Eck an, doch Timo Herdens Schoner zuckte reflexartig heraus und verhinderte den vierten Heilbronner Treffer. Sekunden später zappelte die Scheibe dann hinter Gästekeeper Hare im Netz. Jonas Valkonen hatte aus vollem Lauf abgezogen und die Scheibe nach 75 Minuten und 31 Sekunden Gesamtspielzeit unhaltbar im rechten oberen Eck zum vielumjubelten 4:3-Endstand platziert.
Damit gehen die Starbulls Rosnheim in der Playdown-Serie, die im Modus „Best Of Seven“ (vier Gewinnspiele) ausgetragen wird, mit 1:0 in Führung. Die nächste Partie findet am Freitag in Heilbronn statt, Spielbeginn in der dortigen Kolbenschmidt-Arena ist um 20 Uhr. Das dritte Spiel findet dann am kommenden Sonntag (Anpfiff 17 Uhr) wieder im Rosenheimer emilo-Stadion statt.
Die Trainerstimmen:
Gerhard Unterluggauer (Heilbronner Falken): „Ich war zeitweise mit vielen Dingen im Auftreten meiner Mannschaft zufrieden. Gegen Ende der regulären Spielzeit hätten wir das Spiel zu unseren Gunsten entscheiden können. Leider haben wir in der Verlängerung dann aufgehört, körperbetont zu spielen. Da hat dann die Aggressivität gefehlt.“
Franz Steer (Starbulls Rosenheim): „Wir haben richtig stark begonnen und nach dem 1:0 viele Chancen gehabt. Dann hat Heilbronn zweimal unsere Stellungsfehler eiskalt ausgenutzt. Man hat aber gesehen, wie stark Heilbronn personell besetzt ist. Im letzten Drittel hatten wir dann große Probleme und müssen uns bei Timo Herden bedanken, dass er das vierte Heilbronner Tor verhindert hat. In der Pause vor der Verlängerung hab ich dann nicht viel zu meiner Mannschaft sagen müssen.“