„Anstrengend, aber eine gute Erfahrung.“ – „Bin müde.“ – „Kinder ja, aber erst später, mit 25 etwa.“ So und ähnlich sind die Äußerungen von sieben Schülerinnen und Schülern am Ende ihres Elternpraktikums am Sonderpädagogischen Förderzentrum in Waldkraiburg: Sie hatten sich freiwillig gemeldet, um vier Tage und drei Nächte lang neben der Schule ein „fast echtes Baby“ zu versorgen. Vorbereitet, angeleitet und begleitet wurde und wird das Projekt von der Schwangerschaftsberatungsstelle am Gesundheitsamt Mühldorf am Inn. Diese sucht aktuell Utensilien zur Fortsetzung des Projektes.
„Beim Elternpraktikum geht es darum, ähnlich wie beim Berufspraktikum im Betrieb den Jugendlichen erfahrbar zu machen, was es heißt, verantwortlich zu sein für ein Baby: es zu wickeln, zu füttern, herumzutragen und in der Nacht aufzustehen“, erklärt die Sozialpädagogin Petra Houy, Leiterin der staatlich anerkannten Schwangerschaftsberatungsstelle am Gesundheitsamt Mühldorf am Inn. Möglich wird das Elternpraktikum durch sogenannte „Babysimulatoren“: realistisch wirkende Babypuppen mit ausgetüfteltem Innenleben, die ähnlich wie ein Baby versorgt werden müssen. So weinen die Babypuppen aus verschiedenen Gründen, möchten gewickelt werden, möchten Fläschchen trinken, müssen aufstoßen oder quengeln manchmal.
Eingebettet ist das Projekt in mehrere Unterrichtseinheiten mit einer Schulklasse, bei denen Themen wie Schwangerschaft, Geburt, Elternschaft, Lebensziele und Lebenspläne befasst werden. Für das Elternpraktikum melden sich die Schülerinnen und Schüler freiwillig – das schriftliche Einverständnis der Eltern vorausgesetzt. „Denn auch das Familienleben der Praktikanten kann durcheinander geraten, da die Freiwilligen ihre ‘Babys’ nach der Schule und selbstverständlich auch in der Nacht bei sich haben. Die Schule mit ihren Verpflichtungen läuft an den drei Tagen des Praktikums trotzdem weiter“, erklärt Carola John-Hofmann, ebenfalls Sozialpädagogin an der Schwangerenberatungsstelle und gemeinsam mit ihrer Kollegin Bianca Ott verantwortlich für das Projekt am Förderzentrum in Waldkraiburg. Ihr Resümee: Obwohl das Elternpraktikum von den teilnehmenden Schulen, vor allem den Klassenlehrern, viel Engagement fordere, werde es doch als Gewinn gesehen.
Derweil ist die Schwangerschaftsberatungsstelle auch auf Unterstützung angewiesen: Um dieses Rollenspiel möglichst lebensnah und zeitgemäß durchführen zu können, ist die Beratungsstelle dankbar für die eine oder andere nicht mehr benötigte Babytrageschale, einen Babyautositz, einen Kinderwagen sowie leicht anziehbare Babybekleidung in 50/56. Wer dabei unterstützen möchte oder Fragen zum Projekt hat, kann sich bei der Schwangerschaftsberatungsstelle beim Gesundheitsamt Mühldorf melden: telefonisch unter 0 86 31/69 95 22 (Petra Houy) oder -526 (Carola John-Hofmann) sowie per E-Mail an schwanger@lra-mue.de. okk