Fluchterfahrungen, Sprachbarrieren, völlig neues Umfeld – die Betreuung von Asylbewerber- und Flüchtlingskindern stellt das Personal in Kindertageseinrichtungen vor große Herausforderungen. Um die Erzieherinnen und -erzieher in ihrer pädagogischen Arbeit zu unterstützen, setzt der Landkreis die Richtlinie des Sozialministeriums zur Förderung der Bildung, Erziehung und Betreuung von Flüchtlingskindern um.
Das Projekt umfasst insgesamt sieben Bausteine. Ein erster Schritt war die zentrale Beschaffung von Tablets und Laptops für die Nutzung von Sprachlernsoftware. Die Übergabe der Hardware an die Kita-Leitungen fand im Rahmen einer Infoveranstaltung im Landratsamt statt. Damit einher ging ein Fachvortrag zur pädagogischen Nutzung von Sprachlernsoftware.
Das fachliche Hintergrundwissen lieferte Kathi Struckmeyer, diplomierte Kulturpädagogin am Medienzentrum München des Instituts Jugend Film Fernsehen, mit dem Referat zum Thema: „Sprachförderliche Potenziale rezeptiver und aktiver Medienarbeit in Krippe, Kindergarten und Hort, insbesondere für Kinder mit Fluchterfahrung zur Unterstützung des Zweitsprachenerwerbs.“ In ihrem Vortrag verdeutlichte sie, dass es keinen Sinn mache, Medien zu verteufeln. Vielmehr gehe es um die Vermittlung des richtigen Umgangs mit den neuen Medien.
Darüber hinaus wurde – angegliedert an das Medienzentrum des Landkreises – im Landratsamt eine Fachbibliothek eingerichtet. Das Angebot umfasst zwei- bzw. mehrsprachige Bilder- und Kinderbücher, textfreie Bilderbücher, Bildkarten, mehrsprachig bebilderte Wörterlexika sowie Fachliteratur zu den Themenbereichen Interkulturalität und Sprachliche Bildung. Die Medien können künftig von den Kitas ausgeliehen werden. Im Rahmen des Projektes sind des Weiteren nächstes Jahr Fortbildungen für die pädagogischen Fachkräfte in den Kitas geplant. Die Teilnehmerinnen wurden auch darauf hingewiesen, dass ein Budget für Dolmetscherleistungen, Fahrdienste und Aufwandsentschädigungen für ehrenamtliche Tätigkeiten zur Verfügung steht.
Landrat Georg Huber brachte in seinem Grußwort seine Dankbarkeit zum Ausdruck, dass sich die Mitarbeiterinnen in den Einrichtungen so zahlreich an diesem Projekt beteiligen und somit ihre Bereitschaft zeigen, sich den künftigen Herausforderungen zu stellen. Von Seiten des Landratsamtes sicherte er weiterhin Unterstützung zu.
„Dieses Projekt ist ein wichtiger Mosaikstein in unserem ganzheitlichen Integrationsnetzwerk, indem wir als Landkreis für die Gemeinden und Einrichtungen vor Ort Fördermittel weiterreichen können“, so Landrat Georg Huber. Die Vertreterinnen der Kindertageseinrichtungen bedankten sich für die Ausstattung und die Anregungen. Die Sachkosten werden durch die Richtlinie zu 90 Prozent gefördert.
Im Landkreis Mühldorf am Inn waren im Juli 2016 insgesamt 130 Asylbewerber und Flüchtlingskinder von 0 bis 6 Jahren registriert. Es ist davon auszugehen, dass sich die Zahlen laufend verändern werden.
Karin Huber